Der heilige Rock zu Köln

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Textdaten
Autor: Unbekannt
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Titel: Der heilige Rock zu Köln
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aus: Text überliefert auf je zwei Einzelblättern im Historischen Archiv der Stadt Köln, Best. 7050 (Hss.-Fragm.) A 75 Handschriftencensus und ebenda Best. 7020 (W*) 128 Handschriftencensus (beide aus dem 4. V. 15. Jh.), gedruckt: Leonhard Korth, Der heilige Rock zu Köln, in: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 46 (1887), S. 48-71, hier S. 66-69
Herausgeber: Leonard Korth
Auflage:
Entstehungsdatum: Ende 15. Jahrhundert
Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: J. & W. Boisserée's Buchhandlung
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Erscheinungsort: Köln
Übersetzer:
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Originalherkunft:
Quelle: Google und Djvu auf Commons
Kurzbeschreibung: Deutsche Fassung von Thomas Fremperger: 'Historia translationis tunicae Jesu Christi'
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[66]

II.
Deutsche Fassung der Sage nach einer Niederschrift aus dem Ende des 15. Jahrhunderts.

A im Stadtarchiv zu Köln, 1 Blatt Perg., quer fol.

B früher in der Bibliothek der katholischen Gymnasien, jetzt ebenfalls im Stadtarchiv zu Köln, von derselben Hand wie A geschrieben, 1 Blatt Perg., fol. Auf der Rückseite von einer Hand des 17. Jahrh.: „1412. 20 iunii. Historia von dem roecklein in teuth beschrieben.“ Von einer Hand des 18. Jahrh.: „Femmes blanche à Cologne.“

It was eyn ynnich preister in Ungeren[1] der was eyn cappellayn der konyncynnen van Ungeren, der hadde gevast dry ind dryssich iair, also dat hey geyn vleisch yn hatte gessen | ind plach alle dage misse tzo lesen, ind neit me dan eyns yn ass hey in dem dage. Dese guede preister was tzo mail ynnich in syme gebede, ind lauge tzijt hadde hey unsen | lieven heren Jesum Christum gebeden, dat hey yn seyn moichte in desem leven in mynschlicher gesteltenisse. Der engel des heren quam tzo eme up eyne tzijt ind vragede van eme, in wat gesteltenisse her den selven unsen heren Jesum Christum dat leiffste begerde tzo seyn. Do koir hey yn an tzo seyn in eynre formen ind gesteltenisse eyns kyndes. Der selve preister van geheische des engels leiss hey machen eyn bla syden roeckelgin, ind in deme selven roeckelgin offenbairde sich unse here Jesus Christus deme selven preister in der myssen ind hadde an gedayn dat roeckelgin na der consecracien des hilgen sacramentes, staynde up deme elter vur eme in gesteltenisse eyns kyndes tzo mail vroelichen ind leifflichen den preister anseynde ind syne begerde de hey lange begert hatte myt groisser vreuden [67] ind des hertzen vrolicheit tzo vervullende, also dat de selve mysse sich vertzoich wail dry uren lanck. Darna do de misse uss was ind[2] it gode goit duchte, do verloir hey sich ind verswant van den ougen des selven preisters; ind dat roeckelgin leiss hey eme up deme elter lygen. Do de mysse uss was sante de konyncynne van Ungeren na deme preister ind vragede yn, warumme dat hey nu so langhe in der myssen getrackt hette. Der preister antwerde der konyncynnen ind saichte ir ind bat oitmodelichen, dat sy eme der saichen woilde verlaissen. Sy en leiss neit aff van bidden. Tzom lesten hait hey ir de sache geoffenbairt, we eme de offenbaringe were in der myssen na synre langer begerden gescheit. Do dit de konynckyne hatte geheirt, do begerde sy van dem preister ind erem cappellayn, dat hey ir dat roeckelgin woilde geven umb all yrre bede ind verdeynstes willen dat sy vermoichte. Tzom lesten is hey van ir verwonnen myt yrre guederteirenheit ind hait ir dat roeckelgin gegeven myt all sulchem underscheide ind vurwart, dat de konyckynne des myrackels soilde swygen so lange as hey levede ind nemantz offenbaren in eyncher wys. De selve konynckynne leiss do eyn suverlich kostlich schryn machen ind leiss dat roeckelgin daryn leghen ind vur grois hyltum wart it van ir geeirt ind gehalden. Darna quam eyn commendur, eyn overste der duytscher heren in Pruyssen, myt eyme groissen heer tzo deynen ind tzo hulpen tzo komen dem konynck van Ungeren intghayn syne viande de heyden tzo bestrijden ind tzo verwynnen als it ouch geschach. Ind as sy de heyden verwonnen hatten, woulde eme der konynck groisse gaven geven vor synen loyn, ind der commendur yn woulde synre gaven noch goult noch silver neit haven, sunder hey heisch ind begerde van eme gegeven tzo werden dat roeckelgin Jesu Christi wilch de konynckynne by erem hijltum[3] verborgen hette, want hey hette eyne lieve suster zo Collen in eyme cloister, der woilde hey dat van eirwerdicheit senden ind geven. Der konynck myt vil beden ind begerten kreich hey dat roeckelgin van der konynckynnen myt alsulchem underscheide, dat de konynckynne de lurtze mauwe soilde ind woilde behalden tzo eynre ewiger memoiren dat dit myrakel also gescheit were. Derselve commendur dede dat bla syden roeckelgin in eyn vergult schryngin ind sante dat over myt eyme getruwen boden in [68] deme schryngin beslossen synre suster de eyne ynnige ionffer was in der hilger stat van Collen in dit intghaynwordige cloister sente Marien Magdalenen sent Augustinus orden van alders tzo den Wyssen vrauwen genant, ind intboit ir, dat sy nemans van dem roeckelgin en sechte noch offenbairde bis so langhe dat hey selver by sy tzo Collen queme ind ir alle dynck besunder van dem myrakel ind offenbarunghen uns heren Jesu Christi van des roeckelgyns wegen clairlichen underwijsede ind offenbairlichen sechte. Der commendur bleyff eyn wijle tzijt in deme lande ind wart kranck ind starff ind wart alldair begraven, also dat hey neit zo Collen yn quam. Mer de suster des commendurs eirs broders gebot, dat hey ir geschreven hadde, sy vaste heilt ind dat roeckelgin ons heren also in syme schryngin myt vunff sloisgin geslossen alle ir leven lanck swygende leiss lygen. Darna, do it gode behegelich was, de selve ynnighe ionffer, de suster des commendurs, leis hey ouch sterven. Ind also durch doede deser tzweyer bleyff dat roeckelgin verborgen ind wart also myt eyn vergessen van allen kunnen der mynschen. Dar na over langhe tzijt ind vil yaren, als hundert ind vunfftzich van gotz verhenckenisse, quemen tzo Collen ind vort her in dat cloister de eirsamen ind devoten mans van Ungeren in pylgeryms wijse ind baden de ionfferen ind begerden, Jesus roeckelgyn tzo seyn dat in deser kirchen soilde syn, tzo wairtzeichen dat it van blaer sijden were ind de lurtze mauwe neit en hedde, want de in Ungeren were in sente Margareten cloister in eynre insulen up der Duonauo gelegen by eynre stat Buda genant. Ouch saichten sy myt, dat men dat roeckelgin soilde vynden in der ionfferen choir in eyme schryne myt vunff sloisgin geslossen. Ind de ionfferen, de tzo der tzijt in deme cloister waren, de en wijsten neit van dem roeckelgin dat sy soichten, ind sy soichten it in yren kassen ind in allen schrynen ind up allen steden da sy ir hijltum hatten myt gantzem vursatze ind vlijsse ind sy envonden is it[4]. Ind de ionfferen saichten den Ungeren overmitz yren tolmeltzs: sy soilden wijssen, dat sy myt allem vlijsse hetten gesoicht dat roeckelgin uns heren Jesu Christi dat sy begerden tzo seyn, mer sy enkunten is neit vynden ind yn enwere neit kundich van dem roeckelgin. Do antworden yn de Ungeren kurtlichen ind saichten yn, sy endechten neit van der stat tzo scheiden, sy en hetten eirst geseyn dat roeckelgin. De ionfferen [69] woirden verveirt ind vorten dat ungestuyr ind gerucht der Ungeren ind begunten anderwerff tzo soicken ind besunderlichen in deme schryne myt den vunff sloisgin geslossen, gelicherwijs as de Ungeren vur gesaicht hatten, ind da ynne under ander vil kostlichs hijltums vonden sy in eyme overgulden schryne dat roeckelgin tzosamen gevalden, ind do geyngen sy myt groisser vreuden ind blijtschaff ind tzoenten dat roeckelgin den Ungeren myt groisser eirwerdicheit ind loveden tzosamen de gotliche myldicheit ind reiffen an syne barmhertzicheit ind genade. Ind van deme dage ind van der tzijt begunte men Jesus roeckelgin me ind me, neit alleyne van den Ungeren, mer ouch van allen pylgerym ind heymschen wart it vortan in meirre eren ind reverencien gehalden ind geeirt ind van den pylgerym uss allen landen ynnenclichen gesoicht ind gevisenteirt. Dese offenbarunge ind vyndinge des roeckelgyns Jesu is gescheit in den yaren uns heren dusent vierhundert ind tzweilff des twentzichsten dages in dem bramaynde, tzo love, tzo vreuden ind tzo eren unss lieven heren Jesu Christi der alwege gelovet, geeirt ind gebenedijt moisse syn van allen mynschen ind creaturen in all synen wonderlichen wercken eweclichen ind sunder ende. Amen.


  1. In B hat eine Hand des 16. Jahrh. am Rande bemerkt: „In der statt Myschegraid genant.“
  2. Die Worte „de misse uss was ind“ fehlen in B.
  3. B hat: hillichdum.
  4. B hat: is neit.