Der hohe Apfelbaum
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Der hohe Apfelbaum.
Zwei Aepfel hat Jemand getragen
Am Fenster vorbei, vor des Königs Haus’;
Sie schauten oben zum Tüchlein ’naus,
Der König dachte: das ist ein Schmaus!
Das Tuch mir losgeschlagen!
Ich hasse die vielen Gäste,
Ich liebe den Tisch recht still und klein,
Selbander, oder auch gern allein;
Heut seyn
An diesem Tisch das Beste!
„O König, ich kann sie nicht missen,
Sie gehören meinem Büblein an,
Und sieh, daß ich nicht lügen kann,
O sieh,
Er hat sie angebissen.“
Das Tüchlein, das wird befreiet,
„Da schau des Bübleins Anbiß hier!
Nun laß mich gehn an meine Thür,
Mich gehn,
Büblein danach schon schreiet.“
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Der König, wie gerüttelt
Aus einem langen Traum,
Er sagt: O hoher Apfelbaum,
Der König selbst erreicht dich kaum,
Er kaum –
Ein Garten sey dein eigen!
Da soll kein fremder Fuß hinein,
Da sollst du recht mit Lust gedeihn
Und deinen glücklichen Mann allein,
Bedecken mit deinen Zweigen!
Thorbecke.