Der leere Titel

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Autor: Peter Florenz Weddigen
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Titel: Der leere Titel
Untertitel:
aus: Die zehnte Muse. Dichtungen vom Brettl und fürs Brettl. S. 152–153
Herausgeber: Maximilian Bern
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Otto Eisner
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Erscheinungsort: Berlin
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[152]

Der leere Titel.
(Gött. Mus. Alm. f. 1793.)

Das Kind der Finsternis und Nacht,
Die Dummheit, ward einst aufgebracht,
Dass sie auf unsrer Erde
Längst nicht geschätzt mehr werde.

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Von Rach’ und Zorn entbrannt

Erstieg sie den Olymp, wo sie die Götter
An hoher Mittagstafel fand.

„O Vater Zeus,“ sprach sie, „sei du der Unschuld Retter!
Ich hab’ es nicht verdient, dass Stadt und Land

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Mich, wie bisher gescheh’n, verachtet und verkannt.

Ganz wider Fug und Recht lässt man auf Assembléen
Und Gastereien mich stets an der Türe stehen.
Gibt’s denn kein Mittel mehr auf Erden
Für mich, geehrt und angesehn zu werden?“

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„Die Frage,“ sprach der Gott, „ist einer Antwort wert.

Ihr Götter gebt mir Rat, durch welches Mittel
Wird auf der Unterwelt dies Weib geehrt?“

Minerva sprach: „Das beste Mittel,
O Vater Zeus, ist wohl – ein leerer Titel;

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Denn heutzutage will durch Schein

Das Publikum getäuscht stets sein.
Ein Weiser trägt den Stern in sich, doch diese Fratze
Wird nur bemerkt, wenn sie ihn zeigt am Latze.“

P. F. Weddigen.