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Der neue Gouverneur von Deutsch-Ostafrika

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Textdaten
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Titel: Der neue Gouverneur von Deutsch-Ostafrika
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 51, S. 876 c
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[876 c] Der neue Gouverneur von Deutsch-Ostafrika. Die allseitig mit Spannung erwartete Ernennung eines neuen Gouverneurs für Deutsch-Ostafrika ist erfolgt. Durch kaiserliche Ordre vom 3. Dezember wurde Oberst Liebert auf diesen wichtigen und verantwortungsreichen Posten berufen und gleichzeitig der bisherige Gouverneur, Major v. Wißmann, in den einstweiligen Ruhestand versetzt und dem Direktor der Kolonialabteilung zugeteilt.

Oberst Liebert, Gouverneur von Deutsch-Ostafrika.
Nach einer Photographie von P. Krabo in Frankfurt a. O.

Der Nachfolger Wißmanns ist ein Offizier von hervorragender That- und Willenskraft und besitzt einen weiten Blick. Er steht gegenwärtig in der Vollkraft der Jahre und hat eine glänzende Generalstabslaufbahn hinter sich. Schon während er als Major im Großen Generalstab und als Lehrer der Kriegsakademie in Berlin weilte, studierte er mit der ihm eigenen Gründlichkeit die Entwickelung und die Aussichten der deutschen Schutzgebiete. Als Wißmann 1888 zum Reichskommissar für Ostafrika ernannt wurde und eine eigene Schutztruppe bildete, schloß sich Liebert ihm eng an und wurde zum Stellvertreter des Reichskommissars bestimmt, der die Schutztruppenangelegenheiten in Berlin zu erledigen hatte. Im Herbst 1889 ging Major Liebert dann in dienstlichem Auftrage nach Ostafrika, bereiste die ganze Küste des Schutzgebietes und berichtete im Anfang 1890 als Bundesratskommissar im Reichstage darüber. Im Juli 1890 schied er jedoch aus dieser Stellung aus, da er zu einer längeren Reise nach Rußland einen Urlaub erhalten hatte. Danach trat er wieder in die Armee zurück. Neuerdings verlautete, daß er mit einem Schreiben Kaiser Wilhelms II. als Ueberbringer des Schwarzen Adlerordens an den Kaiser von China nach Peking gehen solle, um dort nachher die Reorganisation eines Teiles der chinesischen Armee zu übernehmen. Dann aber erfolgte seine Berufung als Nachfolger Wißmanns, mit dem ihn warme persönliche Freundschaft verbindet; dieser selbst hat jüngst erklärt, es gebe keinen, zu dem er größeres Vertrauen bezüglich der Fortsetzung seines Werkes in Afrika hegen könne als zu seinem Freunde Liebert.