Der neue Lehrer

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Titel: Der neue Lehrer
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aus: Die Gartenlaube, Heft 36, S. 583, 596
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1872
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[583]

Vorstellung des neuen Lehrers beim Dorfschulzen.
Originalzeichnung von E. Schuback.

[596] Der neue Lehrer. (Mit Abbildung. S. 583.) Ja ja, so stehst du da, wenn dein in den wohlverdienten Ruhestand versetzter Vorgänger dich dem Herrn Ortsvorsteher oder Schultheißen als seinen Nachfolger im Schulamte vorstellt. Im Vollbewußtsein seiner Würde, erst als „Großer“ (von so und so viel Aeckern, Pferden, Ochsen, Kühen etc.) und dann als „Erster“ im Dorfe, bleibt er ruhig vor oder nach dem Mittagstische beim Schnapsglase sitzen, während ihr armen Lehrerlein demüthig vor ihm steht. Nur die Hausfrau hat die Güte, deinem alten Collegen, der wahrscheinlich bei seiner Pensionirung den Titel „Herr Cantor“ erhalten hat, einen Stuhl anzubieten. Du selbst, in der Fadenscheinigkeit deines Röckchens, der Geflicktheit deiner Stiefel und der Magerkeit deiner ganzen Gestalt, bist freilich auch eine „angesehene Person“, denn die Schulzenkinder wenden keinen ihrer frechen Blicke von dir, und dem größeren Schlingel hinter seines Vaters Stuhl ist’s im Gesicht abzulesen, wie wenig Respect er vor dem neuen Schullehrer, im Vergleich mit dem alten, hat und wie er sich darauf freut, dich zu foppen und nichts zu lernen. Armes Lehrerlein! dein Vorgänger ist nicht fett geworden auf seiner Stelle, und du wirst’s auch nicht werden, wenn nicht dein Glück aus dem einzigen Blick erblüht, mit welchem das junge Mädchen aus dem Hintergrunde dich recht überlegsam zu betrachten scheint. Gott segne dich und lasse dich und uns Alle die Zeit erleben, wo die Schule ein Kleinod in den Augen aller Eltern wird und der Lehrer ein Ehrenmitglied jeder Familie – wo eroberte Milliarden auch dahin mit zurückfließen, wo die siegenden Helden erzogen worden sind – und wo Schulzen und Minister auch dem Volksschullehrer ihre Achtung bezeigen müssen.