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Der neue Staufenritter

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Gustav Schwab
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Titel: Der neue Staufenritter
Untertitel:
aus: Gedichte. 1. Band, S. 347–349
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Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1828
Verlag: Cotta
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Erscheinungsort: Stuttgart und Tübingen
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Quelle: Google und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[347]

Der neue Staufenritter.

Wer wandert nach dem Hohenstaufen
Durch den verstörten Tannenwald?
Die Stürme wehn, die Bäume traufen,
Der Regen spinnt sich trüb und kalt.

5
Das ist kein Wetter mehr zum Reisen!

Dort winkt ein gastlich helles Dach:
Er läßt sich nicht in’s Trock’ne weisen,
Es ruft der Wirth umsonst ihm nach.

Das eben sey das rechte Wetter,

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Meint er, zur alten Burg zu gehn;

Wie ruft des Donners dumpf Geschmetter,
Wie muß sie schön im Blitze stehn!
Die Klänge sind es, die nicht altern,
Die Lichter, die nicht ausgebrannt,

15
Und seit den ernsten Mittelaltern

Ist droben wohl ihr Spiel bekannt.

Jetzt ist er ganz hinauf geklommen,
Er stellt sich auf die Trümmer hin,
Er hat ihn wahrlich mitgenommen

20
Zur rechten Statt den rechten Sinn.

Mit seinem ernsten Angesichte,
Mit seinem sturmdurchwehten Kleid
Steht er in dem Gewitterlichte
Fast wie ein Geist aus jener Zeit.

[348]
25
Und wie ein Lied aus jenen Tagen

Erhebt er seinen stolzen Sang,
Der ringt sich über Leid und Klagen
Hinauf zum hellen Freudeklang;
Er hat von seiner Burg gesprochen,

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Wie sie der bitt’re Feind zerstört;

Er ruft mit Lust: sie ist zerbrochen,
Weil diese bess’re mir gehört.

Dann hat er weiter noch gesungen
Von seiner ungetreuen Braut;

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Da hätte bald sein Lied geklungen,

Wie ein bewegter Seufzerlaut.
Doch herrlich über alle Schmerzen
Empor das hohe Lied sich reißt,
Er singt von Ihr aus festem Herzen

40
Als einem abgeschiednen Geist.


„Ist gleich mein Haus zerbrochen immer,
Zerbrochen auch mein edles Herz,
So ragen doch die hohen Trümmer
Mit Lust und stolz noch himmelwärts:

45
Und hieher hab’ ich mich geflüchtet,

Verstoßen aus der neuen Welt:
Wer je gekämpft, geliebt, gedichtet,
Für den ist Wohnung hier bestellt.“

„Nun denn, ihr alten Heldengeister,

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So schämt euch des Genossen nicht!

Ihr weitgepries’nen Sangesmeister,
Nehmt freundlich mich in Lehr’ und Pflicht!

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O kommt hervor, ihr treuen Frauen,

Mit hoher Minne Leid vertraut,

55
Laßt mich in euer Antlitz schauen,

Und tröstet mich für meine Braut!“

Der Ritter hat schon lang geschwiegen,
Der Donner rollt noch immer fort;
Man sieht ihn oft im Blitze liegen,

60
Ganz sanft und selig liegt er dort,

Geschloßnen Auges, blasser Wangen;
Ist’s Schlaf, ist’s Tod, ich weiß es kaum;
Doch sicher träumt er ohne Bangen
Von Staufen einen lichten Traum!