Der reiche Geizhals
Ein reicher Greis, vom Tode nicht mehr fern,
Und ungeschickt, mehr Schätze zu erwerben,
Ward krank, und wollte doch nicht sterben;
Denn welcher Geizhals stirbt wohl gern?
Zum Glücke fiel ihm noch der harte Thaler ein,
Den er genöthigt wär, ihm in die Hand zu drücken,
Und also ließ ers lieber seyn.
Doch mit dem Tod ist gleichwohl nicht zu scherzen.
Und rief den Priester in sein Haus,
Und bat sich zu verschiednen malen,
Denn dafür durft er nichts bezahlen,
Trost auf dem Krankenlager aus.
Ach! bet Er, sprach der Greis, Gott wirds zu Herzen fassen,
Und komm ich von dem Lager auf:
So geb ich Ihm die Hand darauf,
Ich will mich dankbar finden lassen.
Und wann er bat, bat er mit Recht?
Genug, das menschliche Geschlecht
Sollt einen Geizhals mehr behalten;
Es besserte sich mit dem Alten.
Was ich Ihm einst geredt, wenn Ers gleich nicht mehr weis.
Hier seh Er selbst, was ich und meine Frau ersparten;
Ich zeig Ihm nur die seltnen Arten.
Steht Ihm das große Goldstück an?
Doch weil sie Gott mir wunderbar bescherte,
So hab ich ein Gelübd gethan,
Nicht eins von allen auszugeben,
Und sollt ich hundert Jahre leben.
Ja, lieber Herr, auch die sind schön.
Hier hab ich, glaub Er mirs, mehr harte Thaler liegen,
Als ich und Er zusammen wiegen;
Allein sie mögen immer liegen;
Doch laß Er uns noch weiter gehen.
Hier sieht Er die Zweydrittel stehen;
Da les Er eins für seine Kinder aus,
Und bitt Er Gott um Segen für mein Haus!