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Der schwarze Hund (Gräve, 1839)

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Textdaten
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Autor: Heinrich Gottlob Gräve
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Titel: Der schwarze Hund
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aus: Volkssagen und volksthümliche Denkmale der Lausitz, S. 27–29
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Erscheinungsdatum: 1839
Verlag: F. A. Reichel
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Erscheinungsort: Bautzen
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Quelle: MDZ München, Commons
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[27]
I. Der schwarze Hund.[1]

In Budissin, vor dem äußern Lauenthore, unfern des Gasthauses zu den drei Linden, nicht weit von der Stelle, wo sich ehemals linker Hand der Rabenstein befand, entsteigt in der zwölften Nachtstunde, einer daselbst befindlichen Erdvertiefung ein großer, schwarzzottiger Hund mit Feueraugen, welcher durch’s Thor hinein, bis in die Gegend des Waisenhauses – manchmal noch weiter – seine Runde macht, dann zurückkehrt und am besagten Platze wiederum verschwindet. Der Stadt deutet seine Erscheinung allemal ein Feuerunglück an; indem man vor allen bedeutenden Bränden dieses Ungethüm bemerkt haben will.

Folgendermaßen wird sein Ursprung angegeben:

Im eilften Jahrhunderte, als die Lausitz noch Polen gehörte, lebte in dieser Provinz-Hauptstadt ein polnischer Graf von wüster, bestialischer Natur, mehr dem Heiden- als Christenthum ergeben, welcher nach damaliger edelmännischer Sitte und Brauch, Bürger und Bauern baß quälte, indem er sie für Vieh, bestimmt zur Frohn, hielt, sie nur Hunde nannte und nicht selten drohte, ihnen einen rothen Hahn auf’s Gehöfte zu setzen.

[28] Als er nun wiederum eines Tages die Sache nach seiner Art recht toll betrieben hatte, schwang er sich, nach genossener Abendmahlzeit, berauscht, auf sein Roß und sprengte in toller Wuth zum Lauenthore hinaus.

Da fiel plötzlich aus dem winterlich umflorten Himmel eine Feuerkugel herab, wovor der Gaul scheuend sich bäumte, der Reiter aber ergrimmte, und trotzend, durch scharfe Hilfen ihn zur Ordnung zu bringen, bemüht war. Allein noch wilder schnob und bäumte sich der Rapp und entledigte sich seines tyrannischen Gebieters auf so eine heftige Art, daß er am folgenden Morgen mit schwarzem Gesicht und rückwärts gedrehtem Kopfe, auf dem nämlichen Platze, wo jetzt der Hund der Erde entsteigt, entseelt gefunden wurde.

Niemand aber hat jemals den Gaul wiederum erblickt, daher man glaubt, es sey ein Höllengeist gewesen, der in dieser Gestalt den Grafen geholt habe, welcher nun verdammet sey, den Menschen bisweilen als Hund zu erscheinen. Ein vor einigen fünfzig Jahren bekanntes Bänkelsängerlied gedenkt seiner in Folgenden:

Der schwarze Hund, den man hier schaut,
War böhm’scher (poln’scher) Graf mit Haar und Haut,
Des Schicksals List macht ihn zum Hund,
Wau, wau! bellt er bis diese Stund.

Andere halten diesen gespenstischen Hund für den nach seinem Tode in Thiergestalt verwandelten österreichischen Obersten v. Golz, der 1634 durch Ansteckung der Vorstädte die ganze Stadt in einen Aschenhaufen verwandelte. [29] Wie nun dergleichen Sagen immer mehrere und veränderte Auflagen erleben; so ist es auch hier der Fall. Denn auch in Kamenz soll sich ein verwünschter Bürgermeister, welcher spukend bald als schwarzer, zottiger Hund auf dem Klosterhofe, bald aber als Ziegenbock auf dem Hutberge sein Wesen treibt, ja in letzter Gestalt selbst am Tage badenden Knaben erschienen seyn und selbige verjagt haben soll, sehen lassen. Man behauptet, es sey der Geist des letzten katholischen Bürgermeisters zu Kamenz, Andreas Günther, gest. 1570, von welchem man mancherlei wundersame Dinge erzählt, denn so soll er z. B. an seinem Begräbnißtage leibhaftig aus dem Fenster seiner Wohnstube gesehen haben, oft in zweierlei Gestalten erscheinen, was aber das Beste von Allem ist einen Schatz von 24000 – nach Andern von 80000 Duplonen in der St. Annenkirche zu Kamenz vergraben haben, dessen Lagerort ein an einem Pfeiler daselbst befindliches steinernes Standbild anzeigt. – Leider ist aber der zeigende Arm desselben verloren gegangen; daher man den Schatz bis jetzt noch nicht gefunden.


  1. S. Sachsens Volkssagen v. Widar Ziehnert. II. Bd. 3s Heft: Der feurige Hund von Budissin. N. 26. S. 233.