Der sterbende Geizhals
Der sterbende Geizhals.
Du liebes, rundes, glänzendes Metall!
Du Zauberborn der Wollust und der Freude!
Du Morgenstern im großen Weltenall!
Du höchster Trost bey dieses Lebens Leide!
Noch einmal, daß mein Aug’ an dir sich waide,
Eh’ mir, – es mahnt, – der Vorhang niederfällt,
Ergötze mich, daß ich mit Wollust scheide!
Ha! welch ein Schmerz, daß man sich durch kein Gold,
Vom bittern Tod, dem alten Sündensold,
Loskaufen kann, und von der dunkeln Höhle;
So manches schöne, schlauerworb’ne Pfand,
So manche köstlich funkelnde Juwele,
Erstickt mir oft den Odem in der Kehle.
Und, ach! es schmückt vielleicht mit keinem Stein
Der Erbe mir das Grab, worin ich schlafe,
Fort stürzen sie aus dem erbroch’nen Schrein
Komm, schallt es dann, du liebes Gold heraus,
Aus deiner Haft, du freygeword’ner Sklave!
Und Alt und Jung juchheit beym Leichenschmaus,
Für sie war längst mein armes Daseyn Strafe!
Ich stand, ein Pilger, vor des Himmels Pforte,
Arm, elend, nackt, vergleichbar einem Baum,
Der von des Sommers schwülem Hauch verdorrte,
Und über mir in Flammen, ernst und hehr,
„Eh drängt sich ein Kameel durchs Nadelöhr,
Als daß ein Reicher geht durch diese Pforte“
Und hinter mir, wie in ein hohles Grab
Hinunter rollen rauher Schollen Klöse,
Geliebtes Gold! mit gellendem Getöse,
Und viel der Armen, die in meinen Schrein
Ihr Pfand gelegt, das letzte ihrer Blöße,
Lustwandelten zur off’nen Pfort hinein,
Hab’ ich euch wohl so treu und gut gepflegt,
Ihr holden Lämmchen? und in sanftem Bette
Wie Kinder euch auf weißen Flaum gelegt,
Und euch beschützt durch Riegel, Schloß und Kette,
Verbannt vom Himmel und der Welt Gespötte,
Ich jenseits, disseits, Falsche! keinen Freund,
Ja an euch selbst der Feinde schlimmsten hätte??
Es war ein Wahn, ein Traum, was ich geseh’n,
Es kann nicht seyn! Hab’ ich nicht erst so schön
In Gotteshaus bekleidet die Altäre?
Und – eh ich sterbe, will ich Hospital
Und Waisenhaus – zu meines Gottes Ehre –
O das Kameel! – Ach! wenn es Wahrheit wäre!
Rud. Magenau.