Der tolle Tambour
[53]
1.
Was klingt vor Liebchens Fenster
So laut in die Nacht hinein?
Das muß wohl eine Trompete
Und eine Trommel sein.
Bläst in’s Metall so stolz,
Und ein verliebter Tambour
Schlägt wacker auf Fell und Holz.
Der Eine steht links im Garten,
Die beiden Nebenbuhler
Sich in die Augen schau’n.
Der Tambour legt in die Trommel
Der Sehnsucht ganzen Schmerz,
Seinen Mund und auch sein Herz.
So stehen sie und warten,
Wem Hand und Herz sie giebt,
Ob mehr sie die Trompete,
2.
Was wirbelt auf der Straße
Vor der Liebsten niedrigem Haus,
Als zöge nächtlich zum Thore
Ein Regiment hinaus?
Das hat einen lauten Takt,
Das hat mit Furcht und Entsetzen
Die Nachbarn angepackt.
Wie Feuerlärm so störrig,
Wie ein Signal beim Aufruhr
Die wirbelnde Trommel schallt.
So wirbeln können viele,
So flüstern kann eine blos,
Des liebenden Wahnsinns los.
Die überkollern und jagen
Sich alle in wilder Lust;
Sie steigen nicht aus der Trommel,
Die Fenster werden helle, —
Da erscheint sie im Nachtgewand! —
Mein Tambour, lieber Tambour! —
Sie winkt mit der weißen Hand.
Das Wort aus den Lippen schon!
Der Tambour hält an die Schlägel;
Da spricht sie mit sanftem Ton:
„Mein Tambour, lieber Tambour!
Du Wilder! du störst den Trompeter
Und mich aus dem Schlaf heraus!"
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Da faßt er an die Schlägel,
Da rührt er sie mit Macht,
Gewirbelt und laut gelacht.
Das Fell das ist zersprungen.
Die Trommel fand man im Fluß,
Mein Tambour, lieber Tambour!