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Des Gockels Hochzeit

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Johann Wilhelm Wolf
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Titel: Des Gockels Hochzeit
Untertitel:
aus: Deutsche Hausmärchen, S. 417–418
Herausgeber: Johann Wilhelm Wolf
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1851
Verlag: Dietrich'sche Buchhandlung, Fr. Chr. Wilh. Vogel
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Erscheinungsort: Göttingen und Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Google und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[417]

Des Gockels Hochzeit.

„Als der Weltschluß geschlossen war“ und alle Thiere geschaffen waren, da paarten sie sich und der Gockel hielt Hochzeit mit dem Hinkel. Er hatte aber viel Gäste dazu geladen, alle Hinkel von fern und nahe. Als das Gastmahl vorüber war, führten die jungen Eheleute ihre Gäste in ihre Gärten und Wälder und der Gockel sprach stolz: „Das Alles gehört mein.“ Gretchen das Hinkel aber sagte: „Wir sind junge Anfänger und der Winter droht hart zu werden, darum könntet ihr alle uns helfen Eicheln lesen, damit wir einen kleinen Vorrath bekommen.“ Als sie nun so dahingingen und sammelten, kam plötzlich aus der Ferne der Fuchs geschlichen und alle Hinkel wurden ängstlich und drängten sich um den Gockel. Der sprach: „Gretchen geh du nach Hause und sorge fürs Abendessen, ihr andern seit unbesorgt.“ Da ging Gretchen, aber kaum war sie aus den Walde, als ein Stoßvogel niederschoß, die arme junge Frau packte und mit sich wegtrug, ohne daß eins von den andern etwas davon ahnte.

Unterdessen kam der Fuchs den andern immer näher und die Hinkel schlichen sich weg, eins hierhin eins dorthin bis zuletzt der Gockel ganz allein stand, dem erlaubte es nämlich sein Stolz nicht, so feig durchzugehn. Als der Fuchs ihm ganz nahe war, schnappte [418] er nach dem guten Gockel, faßte ihn an den Flügeln und lief mit ihm vor seine Höhle. Da rief der Gockel: „Wie kannst du dich unterstehn, einen ehrlichen Mann so gewaltsam von seinem Eigenthum wegzuschleppen und was willst du von mir?“ „Ich will dich fressen,“ sprach der Fuchs, „darum mach dich zum Tod bereit, aber kurz, denn ich habe Hunger.“ „Mich fressen und ohne daß du zuvor betest?“ fragte der Hahn. „Da sind wir doch frömmer wie ihr; sieh nur wie die Hinkel gackern, wenn sie ein Körnchen Essen finden und wie sie die Köpfe so fromm heben, wenn sie trinken.“ „Wie soll ich denn beten?“ fragte der Fuchs. Da breitete der Gockel die Flügel auseinander, stellte die Beine dicht beisammen, bückte den Kopf und drückte die Augen zu; „so macht man das“ sprach er. „Lehre es mich, dann lasse ich dich noch so lange leben“ sagte der Fuchs und der Gockel rückte des Fuchses Beine zusammen, drückte seinen Schwanz gegen die Erde, den Kopf nieder, bis die Schnauze den Boden berührte und sagte: „Jetzt sprich mir nach A B C und, da flog der Gockel auf einen Baum und rief – D, jetzt bin ich in der Höh“. Der Fuchs merkte jetzt, daß er geprellt war und wenn auch alle Thiere beten, bevor sie essen, der Fuchs thut's nicht.

Der gute Gockel fand sein Gretchen natürlich nicht als er nach Hause kam. Er glaubte sie habe sich verirrt und das glaubt er noch, darum ruft er jeden Morgen allen Vogeln bei Tagesanbruch schon zu: „Grüß mir die Gret!“