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Die sonderbare Stiftung zu Kötzschenbroda

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Textdaten
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Autor: Johann Georg Theodor Grässe
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Titel: Die sonderbare Stiftung zu Kötzschenbroda
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. S. 76-77
Herausgeber:
Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
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Erscheinungsort: Dresden
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
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Bearbeitungsstand
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[76]
74) Die sonderbare Stiftung zu Kötzschenbroda.
Mündlich.

Während des 30jährigen Krieges verbrachte Churfürst [77] Johann Georg I. seine Zeit auf dem Churfürstl. Weinberge der Hoflößnitz; in der Zeit seines dortigen Aufenthaltes liebte er es sehr viel Wein zu trinken. Seiner Gemahlin war dies anstößig, doch getrauete sie selbst sich nicht, ihm deshalb Vorstellungen zu machen. Sie ersuchte daher eines Tages den in Kötzschenbroda angestellten Pastor M. Augustin Prescher, doch einmal von der Kanzel herab eine Mahnung an den allergnädigsten Herrn ergehen zu lassen. Obschon derselbe dies sehr bedenklich fand, so ließ er sich doch endlich dazu bereden und sprach eines Sonntags „über die traurigen Folgen der Schwelgerei und Trunksucht“, und schloß mit den Worten: „unser gnädigster Herr trinkt zwar auch, aber er hat es dazu und es bekömmt ihm! Amen.“ Nach der Kirche wird der Pastor zur Churfürstl. Tafel geladen; ihm, so wie seiner Gattin bangte es, wegen der Folgen seiner Ermahnung. Der Churfürst äußert indeß erst am Schluß der Tafel: „Herr Pastor, heut hat Er mir auch Eins auf den Pelz gebrannt.“ „Ei,“ erwiederte der Pastor, „das sollte mir leid thun, wenn es blos den Pelz getroffen hätte und nicht das Herz.“ Auf diese offene Sprache erwiederte der Churfürst: „Herr Pastor! Er ist ein ehrlicher Mann, wären doch alle Geistlichen in meinem Lande der Art; bitte Er sich eine Gnade bei mir aus.“ Als der Pastor Bedenken findet, deshalb sich Etwas zu erbitten, meint der Churfürst: „Er wolle, seine Dienstnachfolger sollten alljährlich 49¾ Kanne Wein aus seiner Kellerei erhalten, 50 Kannen werde zu viel sein.“ Dieses Deputat wurde dem jedesmaligen Pastor zu Kötzschenbroda als Stiftung verabreicht und wird wahrscheinlich erst in der neuesten Zeit abgelöst worden sein, denn Pastor Trautschold erhielt es noch zur Zeit seines Abganges.