Die Arbeiterassociationen in Paris

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Titel: Die Arbeiterassociationen in Paris
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aus: Die Gartenlaube, Heft 5, S. 72
Herausgeber: Ferdinand Stolle
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1858
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[72] Die Arbeiterassociationen in Paris. In einem kürzlich erschienenen Werke von Vicomte Lemener über die Arbeiterassociationen in Paris findet man einige sehr interessante noch nicht veröffentliche Daten, welche wir hier mittheilen. Diese Associationen bestehen zum Theil blos aus Arbeitern, zum Theil auch aus Arbeitern und Principalen; einige der Gesellschaften wurden von der Regierung unterstützt, andere stehen ganz auf eigenen Füßen. Von den ersteren, deren Anzahl sich im Jahre 1848 auf 70 belief, existiren nur noch neun in Paris und zwei in den Departements. Die Association der Sammetarbeiter in Lyon beschäftigt 1000 Weber und 1000 andere Arbeiter. Die Association der Vergolder in Paris besteht schon seit 22 Jahren, wo sie mit vier Arbeitern anfing; in einem Berichte an die Nationalversammlung im Jahre 1850 ertheilt der Berichterstatter Herr Lefebvre-Durufle dieser Gesellschaft das größte Lob. Ferner ist zu erwähnen die Association der Lehnstuhlmacher in der Vorstadt St. Antoine, welche mit 504 Francs anfing, jetzt 68 Arbeiter und 100 Gehülfen zählt, ein Capital von 31,800 Francs besitzt, jährlich für 400,000 Francs Geschäfte und einen Profit von 11,000 Francs macht, dann zählen wir noch die Association der Feilenhauer und die der Drucker; letztere ist im besten Stande und ihre Mitglieder verdienen mehr als die Arbeiter in den Druckereien. – Die zweite Classe dieser Associationen, diejenigen, welche ganz auf eigenen Füßen stehen und sich selbst herausgearbeitet haben, verdienen unstreitig weit mehr Interesse als die ersteren; viele von ihnen wurden im Jahre 1851 genöthigt, sich aufzulösen, namentlich die vortrefflichen Associationen der Zeugdrucker, der Riemenschneider, der Kleidermacher etc. Unter den noch jetzt bestehenden verdient die der Klempner besondere Erwähnung. Als sie sich in einem sehr bescheidenen Locale in der Vorstadt St. Antoine installirt hatte, blieben noch 10 Frcs. in der Casse. Es fehlte an Arbeit: eine Laterne von 12 Frcs. blieb lange Zeit die einzige Bestellung. Mit Geduld und unerhörten Anstrengungen erhielt man im Jahre 1849 endlich Arbeit, so daß man sogar sparen konnte, in der Casse sind 710 Frcs., sie wird gestohlen und die Gesellschaft geräth wieder in’s Elend; die übrigen Associationen stehen ihr bei und machen Vorschüsse, welche Souweise zurückbezahlt werden. 1850 bezog die Gesellschaft ein besseres Local; durch Erfahrungen klug geworden, verbesserte sie ihre Statuten, und jetzt zählt sie 45 Mitglieder. Ebenso ist es mit der Association der Stuhldrechsler gegangen, welche sich jetzt durch ihre Sittenstrenge und ihre guten Geschäfte auszeichnet. – Kurz, im Allgemeinen sind die Hauptcharakterzüge dieser freien Association folgende: „im Anfang haben die Arbeiter den schwersten Stand; verlieren sie aber den Muth nicht, so werden sie nicht nur besser, sondern erhalten auch eine unbezwingbare Energie. Um die Gesellschaft zu gründen oder ihr im Fall der Noth beizustehen, haben die Arbeiter manchmal ihre Kleider, die Frauen und Mädchen ihre Schmucksachen auf’s Leihhaus getragen. Ausgezeichnete Arbeiter opfern einen hohen Lohn, und begnügen sich mit Wenigem, nur um die Gesellschaft zu halten. Diese Beharrlichkeit und Ausdauer hat auch meistens ihren Lohn gefunden. Unter den Mitgliedern herrscht die größte Brüderlichkeit, die lobenswertheste Rechtschaffenheit und Aufmerksamkeit und ein unerschütterliches Vertrauen in die Stärke der Gesellschaft. Was ihnen besonders nachzurühmen ist, das ist die aufrichtige Erkenntniß der eigenen Fehler, und das fortwährende Streben nach Besserung in der Organisation der Gesellschaft, wozu die harte Erfahrung nicht wenig beigetragen hat.