Die Bühnenausstattung in früheren Zeiten

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Textdaten
Autor: Walther Kabel
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Titel: Die Bühnenausstattung in früheren Zeiten
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aus: Das Buch für Alle, Illustrierte Familienzeitung, Jahrgang 1912, Heft 12, S. 275
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1912
Verlag: Union Deutsche Verlagsgesellschaft
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Erscheinungsort: Stuttgart
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[275] Die Bühnenausstattung in früheren Zeiten. – Es scheint fast unglaublich, mit welch einfachen, ja geradezu armseligen und fast lächerlichen Dekorationen sich die Theater einst begnügten. Unter der Regierung der Königin Elisabeth von England (1558–1603) wurde in London ein aus mehreren Akten bestehendes Ritterstück besonders häufig gespielt, in dessen erstem Aufzuge die Bühne eine Waldlandschaft mit einem Schloß im Hintergrunde darstellen sollte. Der Wald wurde durch einige Baumäste, das Schloß durch eine hohe, an die dunkelgrau gestrichene Hinterwand der Bühne gelehnte Leiter „angedeutet“. Im letzten Akte desselben Stückes sollte ein Fürst hoch zu Roß auf der Bühne erscheinen. Das Pferd war ein Schauspieler, dem man eine weiße Decke übergeworfen hatte, und der sich bemühte, auf allen vieren zu gehen.

Sehr einfach wurde auch ein von kämpfenden Soldaten erfülltes Schlachtfeld dargestellt: zwei gekreuzte, auf eine Stange genagelte Schwerter genügten, um in dem Zuschauer die gewünschte Illusion zu erwecken. Sonne und Mond wurden stets durch dieselbe Öllaterne wiedergegeben. Die Straßen einer Stadt deuteten über die Bühne gespannte Stricke an, Kirchen und Kapellen sowie Friedhöfe gewöhnliche Holzkreuze.

Fenster und Türen waren auf der Bühne unbekannt. Auf Pariser Bühnen wurden sie noch im 16. Jahrhundert meistens durch Kreidestriche markiert, die dem Zuschauer natürlich unsichtbar waren, Glockengeläute, Schüsse, Donnern, Wagengerassel – alles zauberte dieselbe Eisenplatte hervor. Blitze wurden in der Weise erzeugt, daß man schmale, öldurchtränkte Papierstreifen an einem Ende anzündete und von der Decke herabfallen ließ.

Ebenso bescheiden stand es mit den Garderobeschätzen der Schauspieler. Bekannt ist das unangenehme Erlebnis des berühmten englischen Tragöden Walkers, der in einem Schauspiel eine so schwere echte eiserne Ritterrüstung auf seiner schwächlichen Gestalt trug, daß er unter deren Last schon im dritten Akt ohnmächtig zusammenbrach. Nach einem in neuerer Zeit aufgefundenen Inventarverzeichnisse besaß ein Londoner Theater im Jahre 1598 folgende Dekorationsstücke, die nach damaligen Verhältnissen als besonders reichlich galten: Ein Scharfrichterrad zu Hinrichtungszwecken, zwei Mohrenköpfe aus bemaltem Papier, einen Hintergrund, der einen Wald darstellte, drei Prunkgewänder für die Darsteller von Fürstinnen und sechs Schwerter.

W. K.