Die Bergveste Hochosterwitz und Margarethe Maultasch
Wir führen den freundlichen Leser nach dem herrlichen Alpenlande Kärnten. Es ist reich an entzückenden Landschaften, großartigen Gebirgsscenerien, klaren, lieblich gelegenen Bergseen und überaus interessanten historischen Erinnerungen, zu denen namentlich eine stattliche Reihe einst mächtiger, theilweise noch wohlerhaltener Burgen und Schlösser zählt. Wer von dem obersteiermärkischen Städtchen Bruck an der Mur mittelst der Kronprinz Rudolf-Bahn seinen Einzug in Kärnten halten will, dem rathen wir, sein Billet nur bis zur Eisenbahnstation Launsdorf zu lösen, die man hinter St. Veit, der einstigen mittelalterlichen Residenz der Herzöge Kärntens, erreicht.
Wenn der Reisende in Launsdorf den Bahnzug verläßt, wird er zur Linken durch ein Bild überrascht, das jedenfalls nicht zu den gewöhnlichen oder alltäglichen gehört. Die hohen Waldrücken treten halbkreisförmig zurück, eine Thalmulde begrenzend, in deren Mitte ein kolossaler, fast senkrecht abfallender Felskegel sich erhebt; sein Gipfel ist mit einer mächtigen Bergveste gekrönt, deren Mauern, Wälle, Thürme und Thürmchen terrassenförmig emporsteigen. Diese Bergveste ist Hochosterwitz, die schönste, mächtigste Burg Kärntens, würdig, auch über dessen Grenzen hinaus bekannt zu werden.
Die Veste ist von hohem Alter und stammt, wie schon ihr Name andeutet, aus der altslavischen Geschichtsperiode Kärntens. Osterwitz, Ostrowitz, richtig Ostrowice (sprich: Ostrowize) enthält das allen Slaven verständliche Wurzelwort ostro, ostroj, welches scharf, kantig, steil abfallend bedeutet, eine Bezeichnung, die also auf die Lage der Veste vollkommen paßt. Die Endsilbe wice, woraus das deutsche witz entstanden, kehrt bei vielen slavischen Ortsnamen wieder. Die Bezeichnung hoch (Hochosterwitz) entstand nur zur Unterscheidung der Veste von der am Fuße des Felskegels im Thale liegenden Besitzung Osterwitz, die, wie die Bergveste, seit Jahrhunderten und noch heute sich im Besitze des alten Khevenhüller’schen Grafengeschlechts befindet.
Genaues über das Alter der Veste läßt sich nicht historisch feststellen. Die ersten Anfänge zu ihrem Baue scheinen aus dem siebenten oder achten Jahrhundert zu stammen; bestimmt erwähnt wird Hochosterwitz schon 890 von salzburgischen Chroniken. Zu Anfang und in der ersten Hälfte des Mittelalters spielte die Veste in den Fehden und Kriegen Kärntens eine hervorragende Rolle. Was uns davon überliefert worden, scheint indeß mehr dem Gebiet der Sage, als dem der Geschichte anzugehören. Nur von einer Belagerung, richtiger Berennung, im Laufe des vierzehnten Jahrhunderts haben wir genauere Kunde; bevor wir aber diese Episode erzähle, möchten wir unsere Leser zum richtigen Verständnisse jenes Eroberungsversuches mit der Wehrhaftigkeit und dem Umfange der Veste näher bekannt machen. Ersteigen wir also Hochosterwitz!
Der einzige Weg, der zur Zeit ihrer Wehrhaftigkeit nach dem Gipfel des Felsens und in das Burginnere führte, beginnt an der Nordseite des Berges. Er ist seiner Anlage nach mehr ein breiter Reit- als Fahrweg und läßt vermuthen, daß im Mittelalter die Vorräthe und Bedürfnisse für die Bewohner der Burg durch Saumrosse hinaufgeschafft wurden. Indeß konnten wohl auch nicht allzu große Wagen, freilich mit einiger Anstrengung, den Gipfel des Felsens erreichen.
Dieser Weg, in vielen, oft plötzlichen Krümmungen ansteigend, führt durch die Thore von vierzehn Thürmen, die sämmtlich wohl erhalten sind. Jeder dieser Thürme, deren Bau ein massiver, war mit Graben und Zugbrücke versehen. Die hölzernen Spitzdächer, mit denen gegenwärtig die Thürme zum Schutze des Mauerwerks gegen die Witterungseinflüsse bedeckt sind, waren zu jener Zeit nicht vorhanden. Jeder Thurm hatte vielmehr eine offene Plattform, die zur Aufnahme der Vertheidiger eingerichtet war. Dieselben konnten sich durch die dicken, crenelirten Mauern decken und durch die Schießscharten am obersten Mauerrande den Wegabschnitt vor dem Thurme und bei manchen auch seine Flanken bestreichen. Im Inneren der Thürme waren längs den Mauern stockwerkförmig steinerne oder auch hölzerne Gallerien angebracht, von der modernen Fortificationswissenschaft Banquettes genannt; sie dienten gleichfalls zur Aufnahme von Schützen, welche durch die in halber Mannshöhe eingeschnittenen Schießscharten die Annäherung des Feindes verhindern konnten.
So waren mehr oder minder sämmtliche vierzehn Thürme der Veste Hochosterwitz zur Verteidigung hergerichtet. Sie mußten alle von dem Angreifer genommen werden, wenn er auf den Gipfel des Berges in das eigentliche Innere der Burg gelangen wollte. Jede andere Annäherung an die Veste und ihre Außenwerke war durch den hohen, auf allen Seiten steil abstürzenden Felskegel völlig unmöglich. An seiner Westseite, deren Profil im Bilde dem Beschauer sichtbar ist, steigen überdies noch drei hohe Wälle terrassenförmig empor, die gleichfalls mit Thürmen und Thürmchen zur Vertheidigung oder zum Ausspähen der umliegenden Gegend, der Bewegung des Feindes versehen sind. Manche Seiten, dieser Wälle flankiren Abschnitte des Weges, welcher durch die vierzehn Thürme nach der Veste führt. Die Besatzungen der Thürme konnten also von denen der Wälle in der Abweisung des feindlichen Angriffs unterstützt werden.
Nachdem der Besucher die Thore der vierzehn Thürme passirt, gelangt er, fast sechshundert Fuß hoch, auf den obersten Wallgang, der unmittelbar unter der Burg um den Felsen läuft. Hier erblickt man in weiter Ferne die kahlen Gipfel der majestätischen Alpen, herrliche, über Berg und Thal gestreckte Wälder, grüne Matten, dazwischen in der Sonne glitzernde Flüßchen und Bäche nebst vielen durch das Grün malerisch verstreuten Flecken, Dörfern, Schlössern und verfallenen Burgen. Die Luft auf diesem hohen Walle ist überaus klar und von würzigem Dufte erfüllt, den uns die in der Tiefe liegenden Nadelholzwälder heraufschicken. Von diesem wundervollen Naturbilde wenden wir uns in das Innere der Burg. Sie ist ein massiver, zwei Stockwerke hoher Bau, mit an seinen Ecken vorspringenden Thürmen. Im Burghofe befindet sich ein bemerkenswerther Brunnen, der noch heute vortreffliches Wasser giebt. Mit diesem war also die Veste wohl versehen und brauchte nicht zu besorgen, daß es der Belagerer ihr entziehen könne. Der Brunnen ist nämlich mitten durch den Fels gebohrt und stößt in der respectablen Tiefe von fünfzig Klaftern – gerade die Hälfte der ganzen Berghöhe – auf die Quelle.
Im Inneren der Burg sind manche Säle und Gemächer noch ziemlich wohlerhalten. Einige sind leider modernisirt, was zu dem stilvollen Ganzen sowie den alten an den Wänden hängenden Ahnen-Ritterbildern einen unerfreulichen Abstich ergiebt. In einer Kammer sieht man noch die Handmühle, welche Besatzung und Bewohner der Burg mit Mehl versorgte, ferner die Reste einer einst reichen, interessanten Waffensammlung, einen alten, hohen Filzhut und ein durch die Zeit arg mitgenommenes Stierfell. An die letzteren beiden Gegenstände knüpft sich eine Sage, die wir später erwähnen wollen. Die Capelle, die am obersten Walle, außerhalb der Burgmauern sich befindet, enthält die Grabdenkmäler mehrerer Besitzer der Burg, zumal solcher aus dem Geschlechte der Khevenhüller.
Sonst ist noch ein Steinbild Maximilian’s des Zweiten vorhanden, der ein Freund und Beschützer der Burgherren von Hochosterwitz gewesen sein soll. An einigen Thoren und Außenseiten der Mauern befinden sich Bibelsprüche, die indeß halb verwischt und wegen der Höhe, in der sie angebracht, nicht gut leserlich sind. Vom Hauptthore endlich schauen zwei in Stein gehauene Ritterbilder und das angebliche Conterfei der wilden, kriegerischen Gräfin von Tirol, Margarethe Maultasch, herab, die 1335 Hochosterwitz auf das Hartnäckigste belagerte.
Margarethe Maultasch, nicht, wie manche Historiker irrthümlich meinten, wegen eines großen, unförmlichen Mundes, sondern vom Schlosse Maultasch in Tirol so genannt, war die Erbtochter des Herzogs Heinrich von Kärnten, gleichzeitig regierenden Grafen von Tirol, und der Herzogin Adelheid, geborener Prinzessin von Braunschweig. Im Jahre 1331 vermählte sie sich mit dem böhmischen Prinzen Johann, Bruder des nachmaligen Kaisers Karl’s des Vierten, aber das stille, fast schüchterne Wesen [652] ihres Gemahls paßte wenig zu ihrem heftigen, herrschsüchtigen Temperamente.
Die Chronisten jener Zeitperiode schildern uns Margarethe Maultasch als Mannweib, groß, auffällig stark und häßlich. Sie war eine sehr reiche Fürstin, dabei leidenschaftliche Jägerin, ritt, focht und schoß ausgezeichnet mit der Armbrust. Ihre Ehe mit Prinz Johann blieb kinderlos. Sie erklärte mit Beziehung darauf, als sie nach dem Tode ihres Vaters in Tirol und Kärnten zur Regierung gelangte, nicht länger mit ihrem Gemahl leben zu wollen, und sann auf Mittel, sich von ihm zu trennen. Als Prinz Johann einst von der Jagd zurückkehrte, ward ihm auf Befehl Margarethens der Eintritt in das Schloß Tirol mit bewaffneter Hand verweigert und ein gleicher Empfang in den übrigen Burgen des Landes in Aussicht gestellt. Der Prinz mußte die Nacht bei einem Förster zubringen und verließ bald darauf das Land. Margarethens Wunsch, sich von ihrem Gemahl kirchlich trennen zu lassen und die Erlaubniß zu einer zweiten Vermählung zu erwirken, ward indeß vorläufig durch ein für sie schwerwiegendes politisches Ereigniß in den Hintergrund gedrängt. Das Haus Oesterreich erhob nämlich Ansprüche auf Kärnten; Margarethe sollte sich mit Tirol begnügen. An der Spitze ihrer tirolischen Ritter und Reisigen fiel sie sofort durch das Pusterthal in Kärnten ein, verstärkte sich hier durch kärntnerische Schaaren, welche die Vereinigung ihres Landes mit Oesterreich nicht wollten, schlug die überraschten Parteigänger Oesterreichs in allen Kämpfen, brannte mehrere Burgen, Flecken und Dörfer nieder und machte ansehnliche Beute.
Sie erschien bald vor der Veste Hochosterwitz, deren Burgherrn, Ritter Schenk von Osterwitz, sie zur Uebergabe aufforderte. Dieser hatte sich indeß zur österreichischen Partei geschlagen und erwiderte die Aufforderung der Maultasch durch eine höhnische Antwort. Darüber wüthend und durch die damals in der Burg befindlichen reichen Schätze und Kostbarkeiten angelockt, schwur sie in ihrem Lager, „das Geiernest müsse herunter, reichten seine Thürme auch bis in den Mond“. – Sofort folgte ein Sturmangriff gegen das erste Zugangsthor der Veste, der indeß von der Besatzung blutig abgewiesen wurde. Nun begann eine langwierige Belagerung, deren Ende im Hinblicke auf die große Widerstandsfähigkeit der Veste und die in jener Zeit ganz unzureichenden Angriffsmittel nicht abzusehen war.
Man vergesse nämlich nicht, daß jene Belagerung in das Jahr 1335 fällt, also in eine Zeit, die zur Kriegführung noch keine Feuerwaffen kannte. Erst sechsundzwanzig Jahre später, 1361, wurden die ersten schwerfälligen, unzuverlässigen Feuergewehre, „Luntenrohre“ genannt, eingeführt, die drei- bis vierlöthige Bleikugeln schossen. Die Schaaren der Margarethe Maultasch vor Hochosterwitz waren daher nur auf die Armbrust und die alten blanken Waffen beschränkt. Erstere schoß auf zweihundert Schritte scharfe und stumpfe Bolzen sowie Bleikugeln, die ein nicht allzustarkes Panzerhemd durchbohrten. Zu den blanken Angriffswaffen gehörten namentlich: Streitäxte, Morgensterne, Flammberge, gewöhnliche Schwerter, Hellebarden, Lanzen und Dolche. Als blanke Schutzwaffen waren Helm, Sturmhaube, Panzer, Arm- und Beinschienen und Schild im Gebrauche. Bei Belagerungen bediente man sich zum Einrennen der Thore und Mauern der Sturmböcke oder Mauerbrecher, zum Ersteigen der Wälle langer Sturmleitern. Hiermit wäre das Arsenal jener Zeitperiode ziemlich erschöpft. Man wird unschwer begreifen, daß mit solchen Angriffsmitteln der Veste kaum beizukommen war, vorausgesetzt, daß die Besatzung, namentlich die der Zugangsthürme, ihre Pflicht that.
Von Annäherungsarbeiten, die von der modernen Belagerungskunst errichtet und allmählich gegen den eingeschlossenen Platz vorgeschoben werden, war zur Zeit der Margarethe Maultasch auch nicht die Rede. Die Plätze oder Vesten wurden von den Belagerern einfach ganz oder auch nur theilweise umringt, einzelne im Bereiche der Armbrustgeschosse befindliche Abtheilungen deckten sich allenfalls hinter Terraingegenständen, während sich besonders gute Armbrustschützen der Belagerer in der Nähe der feindlichen Werke verbargen oder eingruben, um auf Alles, was sich vom Gegner blicken ließ, zu schießen.
Die Besatzung des ersten der vierzehn Thürme war selbstverständlich dem ganzen Anprall der Belagerer ausgesetzt, allein bei gehöriger Wachsamkeit, Umsicht und Energie seitens der Vertheidiger war der Thurm nicht leicht zu nehmen. Der schmale, in den Felsen gehauene Weg ließ die Stürmenden nur in gedrängter Masse gegen den tiefen Festungsgraben und das festverrammelte Thor vorgehen. Der Graben mußte vom Angreifer im unmittelbaren Angesicht der Thurmbesatzung überbrückt oder sonst überschritten werden, um das starke, verschlossene Thor, das innerhalb mittelst Querbalken, schweren aufgeschichteten Steinmassen etc. noch widerstandsfähiger gemacht war, durch Beilhiebe, Sturmböcke oder Mauerbrecher zu öffnen. Das war für die Stürmenden stets eine blutige, oftmals vergebliche Arbeit. Die Besatzung des Thurmes, namentlich die der obersten Plattform, begnügte sich nicht, blos mit der Armbrust unter die Stürmenden zu schießen, sondern es wurden auf die Feinde ganze Reihen schwerer Steine herabgeschleudert, wohl auch kochendes Wasser und flammendes Pech gegossen.
Die Leute des Ritters Schenk von Osterwitz, der die Veste gegen die Maultasch vertheidigte, thaten ihre Schuldigkeit: die geschichtlichen Ueberlieferungen melden übereinstimmend, „die wilde Maultasch sei nach langer (eine bestimmte Zeitdauer wird nicht angegeben) vergeblicher Belagerung wüthend abgezogen“.
An diesen Abzug knüpft sich eine Sage, die bis heute im Volksmunde sich erhalten hat, aber aus mancherlei Gründen wenig Glaubwürdigkeit verdient. Es heißt nämlich, die Besatzung der Veste Hochosterwitz sei durch Hunger schon hart bedrängt und deshalb nahe daran gewesen, sich der Maultasch zu ergeben. Da habe der Ritter Schenk seine Rettung in einer verzweifelten „Kriegslist“ gesucht. Er ließ, heißt es, den letzten Stier schlachten und in sein blutiges Fell die geringen Reste des noch vorhandenen Korns nähen. Darauf sei das Ganze unter Trompeten- und Paukenschall vom Walle den Belagerern zugeworfen worden. Die Maultasch hätte nun geglaubt, die Veste besitze noch viel Mundvorrath, und sei, weil sie durch Gewaltmittel nichts auszurichten vermochte, schließlich abgezogen.
Kriegslisten wie die erwähnte indeß werden, fast mit denselben Worten, auch gelegentlich anderer Belagerungen deutscher Vesten und Burgen berichtet, und das Stierfell, welches noch heute in einer Kammer der Veste Hochosterwitz gezeigt wird, verbürgt die Glaubwürdigkeit jener Sage so wenig, wie die Echtheit des angeblichen „Hutes der Maultasch“ verbürgt ist, der in derselben Kammer mit dem Stierfell aufbewahrt wird.
Den Abzug der Maultasch von Hochosterwitz scheint vielmehr lediglich eine politische Kundgebung veranlaßt zu haben. Kaiser Ludwig der Baier billigte, wie historisch festgestellt ist, die Vereinigung Kärntens mit Oesterreich, eine Entscheidung, der die Maultasch, wohl oder übel, sich unterwerfen mußte.
Kaum aus dem Kriege in Kärnten heimgekehrt, nahm Margarethe Maultasch ihr altes Scheidungsproject gegen ihren Gemahl wieder auf. Es dauerte indeß sechs Jahre, bis 1341, ehe sie mit kaiserlicher Hülfe den Bischof von Freising bewog, sie von Johann zu scheiden sowie ihre Wiedervermählung mit Ludwig von Brandenburg, dem Sohne Kaiser Ludwig’s des Baiern, zu bewirken.
Im nächstfolgenden Jahre (1342) ward die Hochzeit auf Schloß Tirol mit großer Pracht gefeiert. Bei der Trauung kam es in der Schloßcapelle zu einer eigenthümlichen Scene, die mehrere Historiker übereinstimmend erzählen.
Margarethe Maultasch nahm nämlich den Schleier, den sie bisher als verheirathete Fürstin getragen, vom Haupte, legte ihn auf den Altar und setzte sich den von einem Hoffräulein bereit gehaltenen Jungfernkranz mit dem laut gesprochenen Schwure auf, daß sie auf den Kranz, trotz ihrer zehnjährigen Ehe, ein volles Recht habe.
Das Interesse, welches der gebannte Kaiser Ludwig an dieser Vermählung hatte, veranlaßte einen nachträglichen zornigen Einspruch des Papstes Clemens des Sechsten, welcher die Ehe, weil die beiden Gatten im dritten Grade verwandt waren, für ungültig erklärte. Die weiteren politischen Wendungen kamen auch der Gräfin zu gute, nur mußte zur Befriedigung der päpstlichen Ansprüche die Trauung 1359 wiederholt werden.
Ihrem neuen Gemahl gebar Margarethe nur einen Sohn, Meinhardt. 1361 starb der Erstere; zwei Jahre später verlor sie auch ihren Sohn durch den Tod. Ihre zahlreichen Feinde
[653][654] behaupteten, sie hätte Beide vergiftet, aber es liegt auch nicht der Schatten eines Beweises für diese gehässige Anschuldigung vor.
Nach dem Tode ihres Sohnes ward Margarethe der Regierung müde, verschrieb die Grafschaft Tirol ihren Vettern, den Herzögen von Oesterreich und zog sich nach Wien in das Privatleben zurück, wo sie am 10. Februar 1379 starb.
So kam Tirol an Oesterreich, mit dem es, geringe Unterbrechungen ausgenommen, bis heute vereint blieb.