Die Elementargeister (Hohbach)
Die Elementargeister.
Chor.
Den Menschen geleiten
Wir auf des Lebens Bahn,
Und führen ihn treulich
Zum fernen Ziel hinan.
Wir lieben, wie er,
Und fühlt er die Schmerzen
Der Erde nicht mehr,
Dann erweisen wir freundlich
Und legen ihn in die Bahre;
Doch dankt er’s uns nicht.
Die Salamander.
Es flammet das ewige Feuer so rein;
Wir Salamander stürzen hinein;
Du siehst sie da droben als Sternlein glüh’n.
Sie funkeln so hold
Gleich lichtem Gold,
Und gießen der Liebe unendliche Lust
*
Den Jüngling reißt ein heißes Streben
Schon frühe weg vom Vaterhaus.
Er geht allein ins wirre Leben
Voll Hoffnung und voll Muth hinaus.
Und was er hat, genügt ihm nie;
Weit hinter die entferntsten Sterne
Trägt kühn ihn seine Phantasie.
Doch stillt er nicht des Herzens Sehnen,
Er weinet einsam heiße Thränen,
Er findet nicht das theure Bild,
Das oft in stillen, heil’gen Träumen
Des Knaben keuschen Sinn entzückt: –
Schlägt ihm kein Herz, das ihn beglückt.
Da will er muthig denn entsagen,
Und kehrt in’s Heimathland zurück.
Kommt’s nicht von selber dir, erjagen
Schon sieht er es von ferne blinken,
Das Vaterhaus, im Abendschein;
Die Bäume sieht er freundlich winken;
Fast kehret Frohsinn bei ihm ein.
Hat nicht sein Auge falsch gesehn? –
Er sieht die Holdeste der Frauen
Mit zücht’gen Blicken vor sich stehn.
„So hab’ ich endlich dich gefunden,
Nun wirst du, armes Herz, gesunden,
Nun ist dein Sehnen bald gestillt!“
Die Sylphen.
Wir fliegen, wir schweben
Froh über das Leben
O wahrt euch, ihr Armen,
Den fröhlichen Sinn.
Genießet des Lebens,
Dieweil es noch Zeit:
Nach der Vergangenheit.
*
O glücklich, wer schon frühe fand
Ein treues Herz, das ihn verstand,
Ein Herz, das ganz sein eigen ist,
Ob Unglück auch uns wild umstürmt,
Ob Leiden sich auf Leiden thürmt:
Wer hoffen noch und lieben kann,
Der schaut das Leben heiter an.
Durch seine Silberlocken weht,
Was dann dem Armen Trost noch gibt? –
Er hat gelebt und hat geliebt.
Die Undinen.
Tief in den Wassern
Liebend, ihr Sterblichen,
Innig, wie ihr.
Liebend auch euch:
Doch Thränen nur
Mutter Natur.
*
Willst du hier auf Erden,
Armer, glücklich werden,
O so sage nur der Lieb’ Ade.
Den betrübet
Doppelt des Geliebten Weh.
Nimmer, wird hienieden
Deinem Herzen Frieden,
Und mit Freuden
Wechseln Leiden
Ewig hier auf Erden ab.
Rothe Rosen glänzen
Hold in anmuthvoller Farbenpracht;
Sie verblühen
Und verglühen
In des Herbstes kalter Nacht.
Jünglingsherzen glühen,
Doch es rafft sie weg der kalte Tod,
Und nur Thränen
Hat das Sehnen,
Und es will zerspringen;
Aber Engel singen
Freundlich hohen Himmelstrost ihm zu:
Nicht hienieden –
Dort im Himmel wohnt die Ruh!
Die Gnomen.
Wir graben und graben
Ein großes Grab;
Es müssen alle
Wir graben tief
In der Erde Schacht.
Einst deckt euch Alle
Des Todes Nacht.
*
Schleicht ein Jüngling auf den Kirchhof hin.
„Ach, ihr würdet nicht so freundlich schimmern,
Wüßtet ihr, wie ich so elend bin.
Die ich liebte, sie ist hingegangen,
Mädchen, warum flohst du mein Umfangen?
Wardst mir ungetreu, du Todesbraut?
Ruht sich’s süßer in des Todes Armen?
Ruht sich’s weicher in dem dunkeln Grab?
Ja, du winkest mir zu dir hinab.
Ach es ist so schön, dieß Erdenleben,
Und ich hoffte, glücklich hier zu seyn!
Doch du rufst mir! – mag das Herz auch beben,
Und er wirft sich auf den Hügel nieder,
Der die Leiche der Geliebten deckt. –
Jeden Abend kommt er bleicher wieder,
Weinend, bis der goldne Tag ihn weckt.
Einst entseelt auf seines Mädchens Grab,
Und der Todtengräber senkt’ ihn dichte
Neben der Geliebten Gruft hinab.
Gustav Hohbach.