Die Elfen (Uhland)
Kommt herbei, ihr luft’gen Schwestern!
Seht! ein holdes Erdenkind!
Sputet euch, bevor sie fliehet!
Solch ein Hexchen ist geschwind.
Komm im Mond- und Sternenglanze!
Traun! du bist ein leichtes Liebchen,
Wiegst nicht über fünfzig Pfund,
Hast ein kleines, flinkes Füßchen;
Kannst wohl frei in Lüften schweben
Bis man eben drei gezählt,
Stampfst zuweilen kaum ein wenig,
Daß man nicht den Takt verfehlt.
Tanze frisch im Mondenscheine!
Trautes Liebchen! kannst du lachen?
Weinst du gern im Mondenschein?
Weine nur, so wirst du schmelzen,
Sprich! ist auch dein Fleiß zu loben?
Ist dir keine Arbeit fremd?
Ist dein Brautbett schon gewoben?
Spinnst du schon für’s Todtenhemd?
Von der Butter und dem Schmalz?
Spürst du in den Fingerspitzen:
Wieviel Pfeffer, wieviel Salz?
Liebchen, laß uns immer fragen!
Hast du nichts auf dem Gewissen,
Wie so manches arme Kind,
Von verstohlnen süßen Küssen,
Welches große Sünden sind?
Hast ’nen Bräutigam so treu,
Der dich darf spazieren führen
Nachmittags von Eins bis Zwei?
Hast du einen Ring am Finger,
Das ist ächte Lieb’ und Treue,
Wenn es recht am Finger drückt.
Liebchen! bist noch immer böse?
Hast du so ein hitzig Blut?
Ist nicht für die Ehe gut.
Liebchen, frisch zum Elfentanze!
Auf im Mond- und Sternenglanze!