Die Enthüllung des Storm-Denkmals in Husum

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Titel: Die Enthüllung des Storm-Denkmals in Husum
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aus: Die Gartenlaube, Heft 23, S. 740
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[740] Die Enthüllung des Storm-Denkmals in Husum. (Mit Abbildung.) An die Erinnerungsfeste, die in diesem Jahr Schleswig-Holstein im Gedenken an die nationale Volkserhebung des Jahres 1848 begehen durfte, hat sich am 14. September ein solches zu Ehren des Dichters gereiht, dessen Schicksal aufs innigste mit jener Bewegung verknüpft war und dessen unvergänglich schöne Dichtung aus ihren Kämpfen erblüht ist. Die Enthüllung des Denkmals von Theodor Storm, die am 81. Geburtstag des vor 11 Jahren entschlafenen Dichters in Husum, seiner Vaterstadt, vollzogen wurde, war ein Fest, an welchem alle Schleswig-Holsteiner im Herzen freudig teilnahmen: hat doch niemand die Poesie ihrer meerumrauschten Heimat in Landschaft und Volkstum, in Geschichte und Sitte so greifbar und ergreifend, so lebenswahr und stimmungsvoll zu gestalten gewußt wie Theodor Storm. Diese poetische Kraft erwuchs seiner Heimatliebe aber im Exil. In den Jahren, welche er fern von Schleswig, in Preußen, verbrachte, wohin er nach dem völligen Sieg der Dänen ausgewandert war, in der Zeit von 1853 bis 1864, während welcher er in Potsdam und Heiligenstadt als Kreisrichter wirkte, entstanden die ersten jener Novellen, welche den stillen Zauber der norddeutschen Heide, den altertümlichen Reiz seiner Vaterstadt, die Gewalt und Pracht des heimischen Meers, das tiefe Gemütsleben seiner friesischen Stammesgenossen ganz unmittelbar in ihrer Eigenart schildern. Das Heimweh nach den Stätten seiner Jugend führte ihm damals beim Schaffen die Feder, doch beseelte ihn zugleich der trotzige Glaube, daß einem Lande von so deutscher Vergangenheit auch eine deutsche Zukunft noch erblühen werde. Und als der Traum seiner Sehnsucht erfüllt war, als Schleswig-Holstein in den „Ring des großen Reiches“ zurückgekehrt war, da befand er sich unter den ersten, die freudig der befreiten Heimat zueilten. In der geliebten Vaterstadt, der „grauen Stadt am Meer“ seines Lieds, ward er zum Landvogt ernannt. Aus frischer Anschauung schöpfte er jetzt das kräftige Lokalkolorit für die novellistischen Meisterwerke seiner späteren Zeit, deren Motive er meist alten Stadt- und Schloßchroniken Schleswig-Holsteins und der Sagenwelt des deutschen Nordseestrandes entnahm.

Das Theodor Storm-Denkmal in Husum.
Nach einer Photographie von John Thiele in Hamburg.

Seitdem ist Theodor Storm von der ganzen Nation in seiner hohen Bedeutung erkannt und anerkannt worden und die Beiträge für die Errichtung seines Denkmals kamen aus allen Gegenden Deutschlands. Am Tage der Einweihung prangten die Straßen Husums mit ihren ehrwürdigen Giebelhäusern in Flaggenschmuck. Die Enthüllung erfolgte in Anwesenheit des Herzogs Ernst Günther von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, des Oberpräsidenten v. Köller, des Landtagsmarschalls und anderer Ehrengäste. Ein geborener Husumer, Professor Tönnies in Hamburg, hielt mit warmer Begeisterung die Festrede vor dem Denkmal, das einen schönen Platz im Schloßpark gefunden hat. Bürgermeister Menge übernahm es mit Worten voll Weihe. Der Theodor Storm-Gesangverein leitete die Feier mit Gesängen ein und gab ihr mit dem Vortrag von Storms Lied auf die Vaterstadt einen beziehungsreichen Abschluß. Das Denkmal selbst, eine Bronzebüste auf Marmorsockel, entspricht in seiner prunklosen Einfachheit dem Wesen des Dichters. Professor Brütt, auch ein Husumer, ist der Schöpfer desselben. Die Büste giebt den energischen Charakterkopf mit lebensvollem Ausdruck wieder; im Knopfloch trägt der Dichter einen Erikazweig, wie er es gern im Leben that; die schlichte Blüte, welche der norddeutschen Heide ihr Farbengewand giebt, war Theodor Storms Lieblingsblume.