Die Fastelabend-Fluth

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Textdaten
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Autor: Otto Beneke
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Titel: Die Fastelabend-Fluth
Untertitel:
aus: Hamburgische Geschichten und Sagen, S. 278–280
Herausgeber:
Auflage: 2. unveränderte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Perthes-Besser & Mauke
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Erscheinungsort: Hamburg
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Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
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[278]
94. Die Fastelabend-Fluth.
(1625.)

Es haben sich die Hamburger wohl selten einer so schönen warmen Januar-Witterung zu erfreuen gehabt, als im Jahre [279] 1625, denn fast gemahnte sie an einen Italischen Frühling. Es grünte aller Orten, Primeln, Tulipen und andere Blumen kamen haufenweis hervor, alle Hecken, ja selbst die wilden Rosen-Sträucher blühten mitten im Januar. Dann aber gab’s Frost, der all die Herrlichkeit zerstörte, und am 26. Februar kam ein furchtbarer Sturm aus Nord-West, und da grade Mondwechsel eintrat, auch die Oberelbe voll festgestaueten Eises war, so stieg die Spring-Fluth bei Hamburg zu einer unerhörten Höhe, wie seit der großen Cäcilien-Fluth Ao. 1412 nicht erlebt war. Die eintretende Ebbe konnte nur wenig Wasser wegbringen, und mit der neuen Fluth stieg das Unglück noch höher. Schon um 3 Uhr Nachmittags fuhr man in den niedrigen Stadtgegenden, z. B. auf St. Catharinen- und Marien-Magdalenen-Kirchhof, mit Kähnen nicht nur, sondern mit Evern. Es wurde durch diese Ueberschwemmung viel großes Unglück angerichtet. Die Deiche brachen und alle Marschen wurden vom Wasser verheert. In der Stadt litt zumal die St. Catharinen-Kirche, in welcher die Fluth fußhoch stand. Die Gräber fielen ein, Särge trieben empor und umher. Es vergingen vier Wochen, bis man hier den Schaden, unter Erhöhung des Bodens, soweit hergestellt hatte, daß wieder gepredigt werden konnte; wie das Alles eine zum Gedächtniß hieran in Stein gehauene Inschrift an der Nordseite der innern Kirche besagt.

Fast ein Wunder ist’s zu nennen, daß in diesem Sturm ein Schiff von 170 Lasten über den Grasbrook und über Deiche und Dämme weggetrieben wurde und mitten im Lande, bei Bullenhusen, wo damals eine Vogelstange, zu sitzen kam. Ein kleiner Junge machte nebst einer großen Katze die ganze Besatzung des Schiffes aus. Während man nun nach Ablauf der Gewässer darüber rathschlagte, wie man das auf dem Trocknen sitzende Schiff von da wegbringen und wieder flott [280] machen könne, und schon daran verzweifelte, da kam eine zweite Sturmfluth, mittelst welcher das Schiff mit dem kleinen Jungen und der großen Katze, durch die noch offenen Deichbrüche glücklich wieder auf den Elbstrom gelangte.

Anmerkungen

[385] In allen gedruckten und handschriftl. Chroniken, hier vorzüglich nach Janibal und Beckendorp erzählt.