Die Fliege (Gellert)
Daß alle Thiere denken können,
Dieß scheint mir ausgemacht zu seyn.
Ein Mann, den auch die Kinder witzig nennen,
Aesopus hats gesagt, Fontaine stimmt mit ein.
Und Thieren nicht dieß kleine Glücke gönnen,
Aus dem die Welt so wenig macht?
Denk oder denke nicht, darauf giebt niemand acht.
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In einem Tempel voller Pracht,
Dich schnell zum Beyfall zwang, und gleich dafür entzückte,
Und wenn sie dich durch Schmuck bestürzt gemacht,
Mit edler Einfalt schon dich wieder zu dir brachte;
In diesem Bau voll Ordnung und voll Pracht
Denn daß die Fliegen stets aus finstern Augen sehn,
Und oft den Kopf mit einem Beine halten,
Und oft die flache Stirne falten,
Kömmt bloß daher, weil sie so viel verstehn,
So saß auch hier die weise Fliege.
Ein halbes Dutzend ernste Züge
Verfinsterten ihr Angesicht.
Sie denkt tiefsinnig nach und spricht:
Ist außer ihm wohl iemand noch vorhanden,
Wer sollte dieser Jemand seyn?
Die Kunst, sprach die bejahrte Spinne,
Wohin auch nur dein blödes Auge schaut,
Wird es Gesetz und Ordnung inne,
Und dieß beweist, daß ihn die Kunst gebaut.
Hier lachte meine Fliege laut.
Was ist die Kunst? Ich sinn und sinne,
Und sehe nichts, als ein Gedicht.
Was ist sie denn? Durch wen ist sie vorhanden?
Nein, dieses Mährchen glaub ich nicht.
Es kamen einst von ungefehr
Viel Steinchen einer Art hieher,
Und fiengen an, zusammen sich zu schicken.
Daraus entstand der große hohle Stein,
Kann was begreiflicher als diese Meinung seyn?
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Der Fliege können wir ein solch System vergeben:
Allein daß große Geister leben,
Die einer ordnungsvollen Welt
Und lieber zufallsweise leben,
Als einen Gott zum Thron erheben,
Das kann man ihnen nicht vergeben,
Wenn man sie nicht für Narren hält.