Zum Inhalt springen

Die Frauenkirche in München

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<<
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die Frauenkirche in München
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 44, S. 752–753, 756
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1894
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[752–753]

Die Frauenkirche zu München.
Vom Dache der Michaelskirche aus gezeichnet von Robert Aßmus.

[756] Die Frauenkirche in München. (Zu dem Bilde S. 752 und 753.) Das Wahrzeichen Münchens, das mächtige Turmpaar der Frauenkirche, hat in diesen Tagen seinen vierhundertsten Geburtstag gefeiert, und noch heute ragt das mächtige Denkmal der spätgotischen Backsteinarchitektur, wie wir sie vielfach in den Hansastädten vertreten finden, fest und unerschüttert vom Sturm der Zeiten über Münchens Häusermeer empor. Der kunstsinnige Herzog Sigmund von Bayern legte 1468 den Grundstein auf der Stelle einer bereits früher bestehenden Marienkirche, bei deren Abbruch sich nach dem Bericht einer Chronik die ganze Bevölkerung „mit gieriger Müh’ und Arbeit“ beteiligte. Der neue Bau wurde unter der Leitung des Jörg Gankoffer von Haselbach bei Moosburg ausgeführt, dem die bedeutendsten Baumeister von Ulm, Regensburg, Nürnberg und Wien mit ihrem Rat zur Seite standen. Die Vollendung erforderte einen ungewöhnlichen Aufwand von Hingebung und Ausdauer. Denn München besaß damals erst etwa 18000 Einwohner, und nur mit Hilfe der frommen Spenden, die aus ganz Deutschland, insbesondere aus Franken und Bayern zuflossen, war es möglich, die ansehnlichen Kosten aufzubringen.

Den gewaltigen Größenverhältnissen der Kirche, die 101 Meter lang, 38,5 Meter breit und 58 Meter hoch ist, entsprechen auch die Maße der beiden Türme, die man früher wegen ihrer sonderbaren Bedachung mit Kugelhauben „Welsche Kappen“ nannte. Sie erheben sich zu einer Höhe von 99 Metern. Für ihren nicht eben schönen Abschluß nach oben darf der ursprüngliche Baumeister nicht verantwortlich gemacht werden. Die beiden Hauben sind ein Werk des 16. Jahrhunderts und wurden damals infolge Verzichts auf eine stilgerechte Vollendung der Türme aufgesetzt.

Robert Aßmus hat die weltbekannte Kirche aus Anlaß ihres 400jährigen Bestehens von einem besonders günstig gelegenen Standpunkt, von einer Dachluke der Michaelshofkirche aus, gezeichnet. Sein Bild zeigt uns rechts von den Domtürmen einen Teil des neuen Rathauses, das alte Rathaus mit seinem wunderschönen Turm, die Heilige Geist-Kirche, den „alten Peter“ (Turm der Peterskirche), in der Ferne die Kirche von Rammersdorf, im Vordergrunde die Dächer der Gebäude, welche den Hof des Landgerichts umschließen. Es dürfte kaum möglich sein, einen Platz zu finden, von dem aus sich die machtvolle Gestalt der beiden Riesen wirksamer und charakteristischer erfassen ließe.