Die Grablegung Christi (Gemälde der Dresdener Gallerie)

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Autor: Adolph Görling
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Titel: Die Grablegung Christi
Untertitel: Von Salviati
aus: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie
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Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1848−1851
Verlag: Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne
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Erscheinungsort: Leipzig und Dresden
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Quelle: Scan auf Commons
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aktuelle Zuschreibung des Bildes: Von Maffeo Verona
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The Burial of Christ.     Grablegung Christi.

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Die Grablegung Christi.
Von Salviati.

Dieser Meister, eigentlich Giuseppe Porta, und nur seines ersten Lehrers Francesco Salviati wegen del Salviati genannt, verdient in der Kunstgeschichte nicht geringe Beachtung. Er ward zu Castell nuovo della Grafagna entweder 1520 oder 1523 geboren und ist als ein Meister nach der Schule der Florentiner zu betrachten, obwohl es mehrfach geschieht, den Giuseppe wegen seines Colorits zu den Venetianern zu zählen. Der Maler zeigt in der Behandlung seiner Stoffe [290] große Gewandtheit, zeichnet richtig und gefällig und hat eine sehr warme, weiche Farbengebung. Zu wahrer Originalität und Größe hat er sich jedoch in nur wenigen Werken erhoben; meist zeigen seine Gemälde mehr Routine, als eigentliche Schöpferkraft, welches den Eindruck macht, als sei der Maler nur oberflächlich zu Werke gegangen, ohne das eigentliche Wesen seiner Stoffe zur Darstellung gebracht zu haben.

Zu den wenigen wirklich meisterhaften Werken Giuseppe Salviati’s zählen wir in erster Reihe eine Kreuzesabnahme, welche, da sie den ungetheiltesten Beifall der Kenner erhielt, von Salviati nochmals gemalt wurde. Das erste Bild ist auf Murano, soll aber dem zweiten an technischer Vollkommenheit weit nachstehen. Dies letztere befindet sich in Dresden, wohin es aus Modena gekommen ist. Aus derselben Sammlung schreibt sich das originelle Stück her, welches den todten Heiland darstellt, wie ihn ein Engel in’s Grab legt, während ein zweiter mit gefalteten Händen und zum Himmel gerichtetem Blicke ihn betrauert, und der dritte Engel in Knabengestalt die linke, von dem Nagel durchbohrte, erstarrte Hand des Gekreuzigten küßt. Die ganze Composition ist durchaus ideal, zeigt indeß eine große Wahrheit, und macht auf das religiös gestimmte Gemüth eine Wirkung, wie sie der bloßen Allegorie – als welche verschiedene Kritiker dies Gemälde bezeichnet haben – keineswegs eigen ist.

Christus erscheint hier mit vollen, aber weich gehaltenen Formen, an denen der Umstand getadelt wird, daß sie nichts Todtenähnliches an sich haben. Das möchten wir übrigens als einen Vorzug bezeichnen. Das geistreiche Antlitz des Todten dagegen läßt keinen Zweifel darüber, wer hier seine unverkennbare Spur hinterlassen hat. Die beiden Engel in Jünglingsgestalt sind Muster des feinen Ausdrucks des Gefühls, und der kleine mit seinem Kuß ist die wahre, tief empfundene Grazie. Die Malerei ist glänzend, obgleich die tiefen Schatten, wie gewöhnlich bei Giuseppe Salviati, fehlen. Diesen reinen, aus dem Gefühl geborenen Styl findet man jedoch nur in seinen besten Werken; seine mythologischen und heiligen Geschichten sind ziemlich fade und lassen, trotz des Fleißes der Ausführung und eines schönen Helldunkels, kalt. Die im classischen Style des Meisters gehaltenen Malereien sind namentlich von seinen Zeitgenossen für unübertrefflich geschätzt, wogegen spätere Zeiten eine gerechte, nicht so günstige Kritik geltend machten. Ungeheuren Enthusiasmus und nachher eine desto herbere Beurtheilung erfuhren seine historischen Bilder vom Kaiser Barbarossa in der Sala regia in Rom, ferner der Raub der Sabinerinnen, die göttlich verehrte Psyche, Elias in der Wüste, von Engeln bedient; Lucretia, und Bathseba im Bade und viele andere Stücke, welche blos des Künstlers technische Gewandtheit zur Schau stellen. Es ist oft nach Salviati gestochen und radirt und mehre dieser Blätter behaupten einen ausnahmsweisen Werth.

Von dem Künstler selbst hätten wir nur noch die weniger bekannten Lebensverhältnisse anzuführen. Er begleitete seinen ersten Meister nach Rom, wo er den Grund zu seiner correcten Zeichnung legte; dann ging er nach Venedig. Er ging noch einmal nach Rom, um in der Sala regia den Rothbart zu malen, kehrte aber wieder nach Venedig zurück, wo er, wahrscheinlich um’s Jahr 1573, starb. In heiligen Geschichten war der Meister am ausgezeichnetsten, in der Formschneiderei erfahren, auch führte er selbst schön die Radirnadel, obwohl sich kein einziges Stück in dieser Gattung der Kunst bis auf unsere Zeit erhalten hat. Außerordentliche Befähigung ist [291] dem Giuseppe del Salviati nicht abzusprechen, obgleich er, außer von den Kunstkennern, am heutigen Tage so ziemlich vergessen ist.