Die Islandfahrer

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Autor: Felix Dahn
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Titel: Die Islandfahrer
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 22, S. 364
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1879
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Die Island-Fahrer.[1]


Ihr Segelbrüder, habt Acht, habt Acht!
    Hängt über den Schiffsrand Schilde!
Von bösen Gewalten, von Riesen umwacht
    Sind Islands öde Gefilde.

Ich hüte den Bugspriet, und schwämme daher
    Der Midhgard-Wurm an den Nachen,
Ich durchhieb’ ihm das Haupt! – Du Eisbart Swer,
    Mit dem Speer sollst das Steuer bewachen.

Und hebt sich die Haf-Frau aus kreiselndem Meer,
    Greift spritzend sie über die Planken,
Dann wehrt mit den Schilden! Du bohre den Speer
    Ihr, Eisbart, tief in die Flanken!

Doch getrost nun, Genossen – das Land ist nah:
    Noch wenige Ruderschläge!
Nur meidet die dräuende Klippe mir da,
    Die umbrandete, zackige Säge!

Seht, hart vor dem Bug uns der Balken schwimmt,
    Mein First einst im Hofe zu Leimath:
Wo er landet, empfängt uns, götterbestimmt,
    Die Scholle der neuen Heimath.

Die alten Runen, geritzt vom Ahn,
    Er trägt sie, die Odals-Marken,
Als Landnahme-Zeichen vorauf dem Kahn;
    Denn die Erde gehört dem Starken.

Wo er antreibt, bau’ ich des Freihofs Wehr
    Uns aus Norge’s trotzigen Eichen;
Laß seh’n ob über das weite Meer
    König Harald’s Arm wird reichen!

Und den Giebel schmück’ ich – Thôr gebeut’s –
    Mit dem Hammer und mit zwei Lanzen;
Laß seh’n, ob der Pfaff das Christenkreuz
    Wird über das Haupt uns pflanzen!

Schon landet der Balken. Es knirscht das Boot.
    An das Ufer mit hurtigen Füßen!
Aus dem Feuerberg auf flammt heiliges Roth,
    Die letzten Heiden zu grüßen.

Felix Dahn.

  1. Die vulcanreiche Insel Island erhielt ihre Bevölkerung aus dem heidnischen Norwegen (Norge); den Hauptstamm bildeten ausgewanderte Grundbesitzer, welche sich der Herrschaft König Harald Harfagr’s nicht unterwerfen wollten. Der „Midhgard-Wurm“ des Gedichts ist die erdumfassende Midhgard-Schlange der nordischen Mythologie, welche, das Meerwasser trinkend und wieder ausspeiend, Ebbe und Fluth erzeugt und beim Weltuntergange (Götterdämmerung) einst im Kampfe gegen die Götter von dem Donnergotte Thôr mit dem Hammer erschlagen wird. Odal, Odel = Besitz.
    D. Red.