Die Jahreszeiten

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Textdaten
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Autor: Frank Wedekind
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Titel: Die Jahreszeiten
Untertitel:
aus: Die vier Jahreszeiten
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1905
Verlag: Albert Langen, Verlag für Litteratur und Kunst
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Erscheinungsort: München
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans dieser Ausgabe auf Commons
S. 7–8
Kurzbeschreibung:
Erstdruck im »Simplicissimus« Jg. 1, Nr. 9 vom 30. Mai 1896 unter dem Titel „Feinschmeckerei“.
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[7] Die Jahreszeiten

Genieße, was die Jahreszeit mit sich bringt;
Radieschen, Erdbeeren, grüne Erbsen und Pflaumen;
Was der Veränd’rung in Sonne und Luft entspringt,
Ist stets das beste für deinen gebildeten Gaumen.

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Radieschen knackt man, wenn man noch jung und keusch

Und sich noch die ersten Zähne nicht ausgebissen;
Die prallen Bäckchen zerbersten mit lautem Gekreisch,
Die Zunge schwelgt in unsäglichen Bitternissen.

Erdbeeren aus Wald und Garten, wie duften sie fein,

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Die großen voll Saft, die kleinen sind mir noch lieber;

Ich mache sie trunken zuvor mit gezückertem Wein,
Pechvögel nur erkranken am Nesselfieber.

Die grünen Erbsen brauch’ ich schon gar gekocht;
Die tolle Jugend allein frißt sie aus den Schoten.

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Ich habe sie stets nur gepfeffert zu kosten vermocht,

Und neuerdings auch hat sie der Arzt mir verboten.

[8] Die üppigen Pflaumen des Herbstes genieß’ ich fast nur
Als Mittel zum Zweck bei unbehaglicher Stauung
Im Unterleib statt Karlsbader Brunnenkur;

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Es gröhlen die Därme im Chor den Gesang der Verdauung. –


Noch manches wäre notwendig hier beigedruckt,
Wie Mammut-Trüffeln, die aus Thessalien stammen;
Doch hab’ ich den ganzen Hymnus schon vollgespuckt,
So läuft mir dabei das Wasser im Munde zusammen.