Die Jahreszeiten (Geisheim)
Frühling.
Denkst du daran, daß dir die Veilchen blühten,
Daß dich der Kuckuk rief zur bunten Flur?
Denkst du der Farben, die dem Lenz entglühten,
Denkst du der Pracht der schaffenden Natur?
Auch deine Lust den Fittich voller schwang;
Daß bei dem Lied’ der Nachtigall und Lerche
Wie Springauf dir das Herz im Leibe sprang?
Denkst du daran? Nennst du die Jugendwonnen,
Trinkt noch dein Geist aus seinem Zauberbronnen,
Dann soll dein Winter auch dir Frühling sein;
Nur was du mitbringst aus dem Jugendleben,
Giebt deines Alters stillen Nächten Licht;
Bewahrtest du des Mai’s Vergißmeinnicht.
Sommer.
Und als das Feld voll Ähren stand,
Von Frucht und Segen schwer,
Heil dir! warst du mit reger Hand
Als Schnitter hinterher.
Zur Zeit hat seinen Schnitt gemacht;
Daß, wenn in’s Jahr der Winter tritt,
Er bringe was zu schneiden mit.
Herbst.
Ihm keltert der Herbst mit der schwellenden Traube
Die Hoffnung zum frohen Bibamus,
Ihn stärkt an die Freude der selige Glaube,
Ihm schallet der Freunde Bibamus.
Mit lustiger Büchse durchbirscht und durchknallt;
Die Klage der Zeiten verstummt und verhallt
Beim schäumenden Ergo bibamus.
Winter.
Ihm wölbet der Abend friedlich das Dach,
Ihm folget die Jugend in’s Wintergemach,
Ihm wärmt sich am Ofen die frostige Zeit,
Und hält ihm den Pelz der Erholung bereit.
Sie leuchten wie Stern’ ihm auf nächtlicher Bahn;
Sie folgen ihm über den irdischen Raum
Als treue Gefährten im himmlischen Traum.