Die Kaiserbegegnung in Breslau

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Titel: Die Kaiserbegegnung in Breslau
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aus: Die Gartenlaube, Heft 39, S. 660–661, 667
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[660–661]
Datei:Die Gartenlaube (1896) b 0660.jpg

Die Kaiserbegegnung in Breslau: Kaiser Nicolaus II. an der Spitze der Alexandergrenadiere.
Nach einer Originalzeichnung von W. Pape.

[667] Die Kaiserbegegnung in Breslau. (Zu dem Bilde S. 660 und S. 661.) Für die ersten Septembertage hatte die Residenzstadt Breslau einen festlichen Schmuck angelegt. Sollte doch in ihren Mauern das russische Zarenpaar von dem deutschen Kaiserpaar gastlich empfangen werden. In dieser Begegnung kam die friedliche Gesinnung der regierenden Häupter der beiden mächtigen Nachbarreiche zum Ausdruck und diese Zuversicht erfüllte das Volk mit um so größerer Freude. Während das russische Kaiserpaar in dem eigens dazu hergerichteten Ständehause abstieg, nahm Kaiser Wilhelm Wohnung im königlichen Palais – jener denkwürdigen Stätte, von der im Jahre 1813 Friedrich Wilhelm III. den „Aufruf an mein Volk“ erließ. Bevor jedoch das Zarenpaar eintraf, wollte Breslau noch einer patriotischen Pflicht genügen; am 4. September wurde in Gegenwart des Landesherrn das Denkmal für Kaiser Wilhelm I. enthüllt. Breslau stand ja dem Begründer der deutschen Einheit besonders nahe. In Zeiten schwülen Druckes hatten am 15. Mai 1866 die Breslauer städtischen Behörden eine patriotische Adresse an den König erlassen, die sich für die deutsche Politik Bismarcks aussprach, in weiten Kreisen zündete und der treuen Stadt den Dank des Königs sicherte.

Die jüngsten Kaisertage in Breslau waren vom „Kaiserwetter“ begünstigt, was natürlich das festliche Gepräge in dem glänzenden Straßenbilde noch wirksamer hervortreten ließ. Den Höhepunkt der Empfangsfeierlichkeiten bildete zweifellos die Parade des VI. Armeekorps, die am 5. September auf dem Gandauer Felde stattfand. Dasselbe liegt etwa eine Stunde von der Stadt entfernt, aber der ganze Weg war von dichtgedrängten Menschenmassen wie von einer lebenden Mauer umsäumt. Auf dem Paradefelde angelangt, stiegen die beiden Kaiser zu Pferde, während die Kaiserinnen, von einer glänzenden Suite gefolgt, im Wagen blieben. Die Zarin trug ein weißes Seidenkleid mit Silberbrokat und ein weißes Cape, die deutsche Kaiserin ein Kleid von rosa Seide mit meergrüner Garnitur. Kaiserin Anguste Viktoria saß im Wagen zur Linken der Zarin. Zunächst ritten die Majestäten die Fronten der beiden Treffen ab, wobei die Kapellen der einzelnen Regimenter, zu denen die Herrscher gerade gelangten, die russische Nationalhymne anstimmten. Darauf erfolgte ein zweimaliger Vorbeimarsch der Truppen. Der Zar trug dabei die Uniform des Kaiser Alexander-Garde-Grenadier-Regiments Nr. 1, dessen Chef er ist, während der deutsche Kaiser die große Generalsuniform angelegt hatte. Als nun das Grenadier-Regiment Kronprinz Friedrich Wilhelm Nr. 11 anmarschierte, sprengte Kaiser Wilhelm an dessen Spitze und führte es seinem Gaste vor. Bald darauf wurde dieser Akt der Höflichkeit von Kaiser Nikolaus erwidert, indem er sein Alexander-Garde-Grenadier-Regiment zweimal an Kaiser Wilhelm vorbeiführte. Diesen interessantesten Augenblick der Parade hat der Maler W. Pape anf unserer Abbildung in trefflicher, lebenswahrer Weise wiedergegeben. – Am 7. September fand noch vor den vereinigten Herrschern die Parade des zu Manöverzwecken bei Görlitz versammelten V. Armeekorps statt. Bald darauf trennte sich das russische Kaiserpaar von seinen hohen Gastgebern. *