Die Kaisertanne im Schwarzwald

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Textdaten
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Autor: Wagner von Laufenburg
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Titel: Die Kaisertanne im Schwarzwald
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch I, S. 129–130
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Quelle: Commons und Google
Kurzbeschreibung:
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Die Kaisertanne im Schwarzwald.[1]

Tief im Schwarzwald, in den Tannen,
Ragt gewaltig hoch ein Baum,
Seine Arme aus sich spannen
Weithin dort in heil’gem Raum.

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Uralt ist er; – kann wohl zeugen

Von der Zeit, die Großes sah;
Unter seinem Dach herrscht Schweigen,
Als ob ihm noch Hohes nah’.

Schreitest du an seine Stätte,

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So durchzieht’s dich wunderbar,

Als ob da gehorstet hätte
In der Kron’ ein Königsaar.

Und so ist’s; – drum solcher Segen
Liegt noch auf der Tanne heut;

15
Darum Sonnenschein und Regen.

Heut noch neue Kraft ihr beut.

Darum ragt sie über alle,
Schauet weit zur Ferne aus;
Darum kam sie nie zu Falle

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In dem Sturm- und Wetter-Graus.
[129]

Darum ist sie nicht gesunken
Von der Aexte grimmem Schlag;
Ein Geschick hat ihr gewunken,
Wie’s nicht jeder werden mag.

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Wohl an dieses Baumes Stelle

Saß oftmals ein Graf in Ruh’,
Wenn vor ihm das Wild in Schnelle
Floh den stillsten Hürsten zu.

An den Baum im Wald, den schlichten,

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Dachte oft ein Kaiser gern,

Saß er auf dem Thron, dem lichten,
In dem Kreise hoher Herrn.

Jenem in des Baumes Schatten
Durfte stets ein Traum erblühn,

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Was geahnt nie Andre hatten,

Seinem Geist vorüberziehn.

Ob es waren Kaiserträume,
Ob es war ein süßres Glück, –
Nicht verrathen’s Wald und Bäume

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Deinem Ohr und deinem Blick.


Doch, hat sich der Herr erhoben
Und ging er erfreut davon,
War’s, als ob die Tanne oben
Neigte stets die grüne Kron’.

45
Wohl war es ein großer, weiser

Fürst im Feld und in der Burg,
Preisenswerth ein teutscher Kaiser, –
Rudolf war es von Habsburg!

Aarau. Wagner von Laufenburg.
(Originalmittheilung.)     

  1. Im Albthal oberhalb Schloß Hauenstein.