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Die Katastrophe auf der „Brandenburg“

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Titel: Die Katastrophe auf der „Brandenburg“
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 10, S. 149, 164
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1894
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Unfall auf der SMS Brandenburg mit 44 Toten
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[149]

Das neue deutsche Panzerschiff „Brandenburg“.
Nach einer Originalzeichnung von Fritz Stoltenberg.

[164] Die Katastrophe auf der „Brandenburg“. (Mit dem Bilde des Schiffs S. 149.) Die Chronik unserer jungen deutschen Marine ist glücklicherweise im Verhältnis nicht eben reich an schwarzen Tagen. Aber jene schweren Unglücksfälle, wie der Untergang des „Großen Kurfürsten“, der Verlust der „Augusta“, die spurlos im Indischen Ocean verschwand, die Vernichtung des „Adler“ und des „Eber“, die ein furchtbarer Orkan bei den Samoainseln zertrümmerte, im letzten Jahr das Zerspringen eines Geschützrohrs auf der „Baden“ … das sind ebensoviele schmerzliche Wunden, die das Schicksal nicht bloß der deutschen Marine, nein, dem ganzen deutschen Volke geschlagen hat. Und nun eine neue Unglücksbotschaft, nicht die schrecklichste von allen, aber wahrhaftig grausam genug! Am Vormittage des 16. Februar hat auf dem neuen Panzerschiffe „Brandenburg“ bei Gelegenheit einer Probefahrt in der Kieler Bucht eine Dampfausströmung stattgefunden, die 44 Menschen das Leben gekostet und noch eine Anzahl weiterer schwer verletzt hat.

Wodurch das Unglück veranlaßt wurde, das ist ja begreiflicherweise in einem Falle, wo so gut wie alle Zeugen tot sind, nur schwer mehr festzustellen. Immerhin scheint es, daß die Ursache in einem außerhalb jeder menschlichen Verantwortung stehenden verhängnisvollen Zufalle lag, in dem weiter nicht erklärbaren Abreißen der Befestigung des Dampfsperrventils an der Steuerbordmaschine, wodurch der Dampf aus sämtlichen Kesseln der Maschine einen Weg in den mit Menschen gefüllten Maschinenraum sowie in die benachbarten Gelasse des Schiffes fand, alles, was er traf, unbarmherzig verbrühend.

Die „Brandenburg“ ist eines jener vier großen Panzerschiffe I. Klasse, deren Bau im Jahre 1889 vom Reichstag genehmigt wurde. Sie besitzt ein „Deplacement“ (d. h. eine Wasserverdrängung) von 10 033 Tonnen, eine Maschinenstärke von 9000 Pferdekräften und ihre Besatzung ist auf 552 Mann berechnet. Während sie also an Deplacement und Maschinenkraft das größte seitherige Panzerschiff, den „König Wilhelm“, wesentlich übertrifft, steht sie im Besatzungsetat, der bei diesem auf 732 Köpfe sich beläuft, nicht unbedeutend hinter ihm zurück. Der Bau der „Brandenburg“, der in den Händen des „Vulcan“ bei Stettin lag, wurde vor noch nicht langer Zeit vollendet, und die ersten Versuchsfahrten berechtigten zu den glänzendsten Hoffnungen. Auch das Schwesterschiff „Wörth“ ist bereits fertig und auf Probefahrten begriffen, während die beiden anderen gleichartigen Genossen, der „Kurfürst Friedrich Wilhelm“ und die „Weißenburg“, sich noch in Arbeit befinden.

Das Mitleid mit den armen Hinterbliebenen jener Braven, die auch ihr Leben im Dienste des Vaterlandes gelassen haben, regt sich allenthalben und bereits sind Sammlungen im Gange, welche wenigstens äußere Not soweit als möglich ihnen fernhalten sollen. Es bedarf wohl nur dieses Hinweises, um auch unsere Leser für eine rege Beteiligung an diesem Werke der Barmherzigkeit zu gewinnen. Der stolzen „Brandenburg“ aber, welcher gleich zum Beginn ihrer Laufbahn ein so unheilvolles Mal aufgedrückt worden ist, möge fernerhin glücklichere Fahrt beschieden sein!