Die Laubenpflanzen

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Autor: H. Jäger
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Titel: Die Lauben-Pflanzen
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aus: Die Gartenlaube, Heft 16, S. 234-236
Herausgeber: Ferdinand Stolle
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Erscheinungsdatum: 1859
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Die Lauben-Pflanzen.[1]
Von H. Jäger.

Die Auswahl der zu Lauben geeigneten Pflanzen ist so groß, daß der Liebhaber wirklich in Verlegenheit kommen kann, welche er anwenden soll. Gleichwohl kommt ungemein viel auf die rechte Wahl an, indem die verschiedenen Lauben nicht nur zum Theil verschiedene Pflanzen verlangen, sondern auch so eingerichtet sein müssen, daß sie gedeihen und auf eine ihrer Natur angemessene Art befestigt und gezogen werden können. Man wählt also entweder die Pflanzen darnach, wie sie die Laube verlangt, oder man richtet die Laube nach gewissen Lieblingspflanzen ein. Zur besseren Uebersicht werde ich die Laubenpflanzen in zwei Hauptabtheilungen bringen, nämlich erstens solche, die im freien Garten aushalten und ohne besondere Hülfsmittel angezogen werden können, zweitens solche, die zur Ueberwinterung und Anzucht ein Gewächshaus oder anderes Ueberwinterungslocal bedürfen.

I. Laubenpflanzen, welche im Winter im Freien bleiben können.

1. Eigentliche Schlingpflanzen. Unter allen holzartigen Schlingpflanzen verdient die cultivirte Weinrebe, wo sie an Lauben gedeiht und reife Trauben bringt, den Vorzug, denn in ihr vereinigt sich das Nützliche mit dem Schönen auf eine seltene Weise. Man muß Italien und Südtyrol gesehen haben, um einen Begriff von der Herrlichkeit der Rebenlauben zu bekommen. In Tyrol, besonders bei Meran, führen die Landstraßen und Wege oft große Strecken unter Lauben hin, und welch herrlichen Anblick gewähren die herabhängenden schwarzblauen, rothen oder gelbbraunen Trauben zur Zeit der Reife! Nicht minder schön sind die von einem Rebendache beschatteten Landungsplätze in Italien, die sogar noch an den Schweizerseen angetroffen werden. Auch in den Rheingegenden, besonders in Baden, sind große Rebenlauben häufig. Leider gedeiht und reift der Wein an Lauben in vielen Gegenden Deutschlands nicht oder unvollkommen, wenigstens die bessern Sorten nicht. Es gibt jedoch einige, die in nicht ganz schlechten Lagen noch nördlich bis Hamburg an Lauben reif werden, nämlich der sogenannte frühe Leipziger, die Berliner Seidentraube und die Jakobstraube. Nicht alle Sorten sind gleich gut zu Lauben, und es eignen sich nur solche dazu, die lang geschnitten werden können und schnell und in großer Ausdehnung wachsen. Hierzu gehören besonders die Malvasier-Sorten, wozu auch die beiden ersteren genannten gehören. Am stärksten wächst der sogenannte Gänsefüßer, welcher so groß wird, daß in Handschuhsheim bei Heidelberg ein Stock über 100 Fuß lang ist und 4 bis 5 Ohm leichten rothen Wein gibt. Für wärmere Lagen ist der blaue Trollinger vor vielen andern zu empfehlen. Die schönste Belaubung hat die nordamerikanische Isabellentraube (Vitis Isabella) mit einen Fuß im Durchmesser haltenden Blättern und sehr raschem Wuchs. Doch schmecken die Trauben eigenthümlich und reifen sehr spät. Der Weinstock eignet sich nur zu größeren Lauben, vorzüglich zu Laubengängen nach Art der Veranda und Pergola.

Wo die edlen Weinreben nicht gedeihen, können die wilden Reben aus Nordamerika, deren es mehrere Arten gibt, eine ähnliche Wirkung hervorbringen, jedoch ohne die schönen nützlichen Trauben. Am verbreitetsten sind Vitis Labrusca, vulpena (aestivalis), cordifolia, sinuata, rotundifolia. Sie kommen auch im Schatten fort, und lassen sich daher auch gut an Laubenbäumen ziehen. – Der bekannte wilde Wein, Ampelopsis oder Hedera quinquefolia, dessen im Herbst rothe Blätter von so ausgezeichneter Wirkung sind, bedarf wohl keiner besonderen Empfehlung. Außer seiner großen Schönheit hat er noch das Gute, daß er in jedem Boden, in jeder Lage gedeiht und außerordentlich schnell wächst. Es gibt noch schöne Arten, unter denen besonders A. cordata zu empfehlen ist. – Eine der schönsten und beliebtesten Laubenpflanzen ist die großblättrige Aristolochia, Aristolochia Sipho, mit einen Fuß großen, herrlich grünen Blättern, die sich glatt an das Geländer auflegen und ein so dichtes geschlossenes Dach bilden, daß ein leichter Regen nicht durchdringt. Leider belaubt sie sich etwas spät im Frühjahre. [235] Sie kommt auch im Schatten fort, es hält aber schwer, sie unter Bäumen aufzubringen.

Die am schönsten blühende holzartige Laubenschlingpflanze ist die chinesische Glycine, Glycine oder Wistaria chinensis, mit schön gefiederten Blättern und herrlichen blauen oder weißen, köstlich duftenden Blüthentrauben, die zierlich zwischen den jungen Blättern in die Laube herabhängen. Leider erfriert diese herrliche Pflanze zuweilen und muß daher wie Wein bedeckt werden. In Frankfurt a. M. sieht man sie noch 40 Fuß hohe Wände bekleiden. – Weniger bekannt, obgleich nicht viel weniger schön und gegen unser Klima härter, ist Wistaria frutescens (Glycine und Apios frutescens) aus Amerika. Sie beginnt zu blühen, wenn W. chinensis aufhört, und hat ebenfalls einen sehr angenehmen Geruch.

Die Waldrebenarten, nämlich Clematis viticella dunkelblau, C. viorna violett, C. vitalba, flammula und virginica weiß u. a. m., sind ungemein hübsch zu Lauben, leicht, dicht bekleidend und fast den ganzen Sommer blühend. Die beiden letztern haben einen köstlichen Geruch. Zu empfehlen sind ferner C. orientalis, glauca, crispa, cylindrica, reticulata, campaniflora, Simsii. Die Waldreben wachsen bis 30 Fuß hoch, lassen sich aber, da sie jedes Jahr bis auf älteres Holz zurücksterben und nie starke Stämme bilden, auch leicht niedrig halten. Das leichteste Laubengestelle von Draht ist stark genug, diese zarten luftigen Pflanzen zu tragen. Für kleine zierliche Lauben sind auch noch einige chinesische und japanische Waldreben mit viel prachtvolleren Blumen anwendbar; doch müssen sie bei uns im Winter gut mit Nadeln oder Moos gedeckt werden, gute lockere Erde und einen trocknen Standort haben. Die schönsten sind: Clematis florida plena, mit gefüllten weißen Blumen, Sieboldi (caerulea grandiflora), blanda, montana grandiflora etc. Hierher gehören auch die Alpenreben, Atragene alpina mit hellblauen und A. sibirica mit weiß und blauen Blumen. Beide blühen vor dem Clematis. Alle Waldreben, mit Ausnahme der chinesischen und japanischen, kommen auch im Schatten fort. Menispermum canadense und dahuricum sind hoch und schnell wachsende Schlingpflanzen, die wie Aristolochia angewendet werden können und auch dieser Pflanze ähnlich sind, jedoch kleinere Blätter haben. Sie erfrieren auch bei strengster Kälte nicht. – Die griechische Winde, Periploca graeca, hat herrliche, der bekannten Wachsblume (Hoya oder Asclepias carnosa) ähnliche Blumen von großer Schönheit. Sie eignet sich nur für die Seiten der Lauben, die, da die Zweige sich stark winden, senkrechte Stäbe oder Drähte haben müssen. Es ist gut, sie im Winter zu bedecken. – Das Geißblatt oder der Jelängerjelieber, Lonicera, wovon es viele, sämmtlich schön blühende Arten gibt, ist eine prächtige Schlingpflanze, die häufig an Lauben gezogen wird. Gleichwohl ist sie hierzu sehr unpassend, indem sie unten und inwendig stets kahl wird, und nur oben auf der Laube blüht, während unten und inwendig nichts als kahle und abgestorbene Zweige zu sehen sind. Auch verschlingen sich die Stengel büschelweise zu Stricken und Klumpen, wodurch Lücken entstehen, und die Laube immer verwildert aussieht. Will man Jelängerjelieber an Lauben anwenden, so muß man sie immer zurückschneiden und oft anbinden. Am schönsten sind sie noch an Gebüschlauben, wenn man sie frei zwischen den Zweigen anderer Sträucher wachsen läßt. – Den Baumwürger, Celastrus scandens, führe ich nur an, um von seiner Verwendung abzurathen.

Ein Laubengang von Weinreben.

Die alljährlich bis auf den Boden absterbenden, aber im Frühling wieder ausschlagenden krautartigen Schlingpflanzen eignen sich meist nur für kleine Lauben, da sie größere entweder nicht ganz oder erst im Spätsommer bekleiden. Gleichwohl sind viele ihrer schönen Blumen wegen schätzenswerth, bosonders wenn man sie mit holzartigen Schlingpflanzen zusammen anpflanzt. Alle haben windende Stengel, und die Lauben müssen demgemäß eingerichtet sein. Einige der schönsten sind folgende:

Die Knollenwicke, Apios tuberosa oder Glycine Apios, hat eine Knollenwurzel, die die unangenehme Eigenschaft hat, sich weit zu verbreiten und viele Ausläufer zu machen. Die röthlichen Blüthentrauben haben einen herrlichen Geruch und blühen im Spätsommer. Eignet sich zu den oben genannten Wistaria chinensis und W. frutescens, um die unteren kahlen Stellen der Lauben zu bekleiden. – Calystegia dahurica, hat Aehnlichkeit mit unserer überall an Zäunen und feuchten Plätzen wild wachsenden weißen Zaunwinde (C. Sepium), aber hellrothe größere Blumen und wächst bis 40 Fuß hoch, so daß eine Laube schnell damit zu bekleiden ist. So schön diese Pflanze ist, so hat sie doch die übele Eigenschaft, daß sie, einmal angepflanzt, nicht wieder auszurotten ist, so lange noch ein Stück Wurzel in der Erde bleibt. Diese Winde eignet sich zur Zusammenpflanzung mit stark wachsenden, unten leicht kahl werdenden holzartigen Laubenpflanzen, wo sie die leeren Stellen schnell deckt. Auch die gemeine weiße Zaunwinde, C. Sepium, verdient Beachtung und ist, wie die vorige, besonders schön an Gebüschlauben, wenn sie ungezwungen durch die Zweige klettert und so die nicht blühenden Gesträuche mit schönen Blüthen schmückt. Die schönste Art ist Calystegia rubescens fl. pl. mit gefüllten, rosenrothen Blumen. Diese hat das Gute, daß sie mehrere Tage blüht, während die einfachen nur den Vormittag blühen. Sie wächst 10–15 Fuß hoch. Die genannten drei Winden gedeihen gut im Schatten und sind vortrefflich, um Säulen davon zu bilden, indem man vom Dach der Lauben einen senkrechten Faden spannt.

Eine Umfriedigung.

Der sogenannte Schnellepheu, Mikania scandens (M. senecioides oder Senecio mikanioides) gleicht fast dem Epheu, hat aber weiche, weniger steife Blätter. Es gibt kaum eine Pflanze, mit der man schneller eine Laube beziehen könnte, sie paßt also besonders zu neuangelegten Lauben, an denen die später bleibenden holzartigen Schlingpflanzen noch klein sind. Vortrefflich ist sie an Balconlauben, wo man die Pflanzen in Gefäßen halten muß. Diese Pflanze hält unter trockner Bedeckung im Freien aus, doch ist es zweckmäßiger, kleine aus Stecklingen gezogene Pflanzen an einem frostfreien Orte im Topfe zu durchwintern. Sie gedeiht vorzüglich im Schatten. – Die fünfblättrige türkische Kresse oder Nasturtie, Tropaeolum pentaphyllum, ist eine der schönsten, am reichsten blühenden Schlingpflanzen, deren Knolle unter starker trockner Bedeckung im Freien aushält. Man thut indessen wohl, die Knollen im Herbst auszuheben, trocken und frostfrei bei den Georginen zu durchwintern und im Frühjahr in einen Topf zu pflanzen, damit sie Anfangs Mai schon ausgetrieben ist, weil die im Lande bleibenden Knollen oft spät austreiben. Diese zierliche Pflanze ist reizend an feinen Drahtlauben, allein oder zwischen anderen Schlingpflanzen.

2. Sträucher mit schlanken, dünnen Zweigen. Diese befestigen sich nicht von selbst an den Lauben, lassen sich aber willkürlich ziehen und leicht biegen, so daß sie an kleinere Lauben ganz vortrefflich sind. Sie haben fast alle schöne Blumen, und dies ist ihr Hauptvorzug. Hierher gehören vor Allem die Kletterrosen, d. h. Rosen mit langen, biegsamen Zweigen. Rosa arvensis wächst so hoch, daß sie nur an ganz hohen, großen Lauben zu gebrauchen ist, und wird leicht etwas zu üppig und wild. Die Tapetenrose, Rosa turbinata oder tugurionum, wächst 12–15 Fuß hoch, hat große, schwach gefüllte, rothe Blumen und blüht sehr reich. Die immergrüne Kletterrose, R. sempervirens (capreolata oder scandens), wovon es mehrere sehr schöne Spielarten mit weißen und rothen gefüllten Blumen gibt, wächst 10–15 Fuß hoch und blüht überaus reich und prächtig. Einige der prächtigsten Spielarten sind: Felicité perpétuelle, odoratissima, Ruga, virginalis superba. Diese Sorten erfrieren aber zuweilen, müssen im Winter bedeckt werden und es ist gut, stets einige davon in Töpfen zu haben, um die abgehenden ersetzen zu können. Rosa reclinata ist vortrefflich [236] zu Lauben und erfriert nicht. R. multiflora, moschata, Banksea alba und lutea sind herrliche Rosen, müssen jedoch im Winter sehr gut bedeckt werden. Rosa Boursaulti ist eine prächtige, große, sehr gefüllte Rose, die nur in rauhen Lagen bedeckt zu werden braucht. Neuerdings hat man noch eine große Menge sehr prachtvoller Kletterrosen zu Lauben, die jedoch meist bedeckt werden müssen. Vorzügliche neue Laubenrosen sind die sogenannten Prairierosen, R. rubifolia, aus Nordamerika, welche unsern Winter meist sehr gut vertragen. Man hat davon schon viele schöne Gartenspielarten. – Der echte orientalische Jasmin, Jasminum officinale, die beliebteste Pflanze des Morgenlandes, hält, wie der Weinstock zugedeckt, sehr gut im Freien aus, wird jedoch bei uns selten über 8–10 Fuß hoch, paßt sich daher nur für die Seiten der Lauben. Der Hecken- oder Teufelszwirn, Lycium europaeum, ist eine vortreffliche Laubenpflanze, wenn man sie hoch zieht oder auf eine Erhöhung pflanzt, so daß die langen reichblühenden Zweige herabhängen. Zu regelmäßig gezogenen Lauben eignet sie sich jedoch nicht, mehr für einen schattigen Sitz. – Es gibt noch verschiedene zu Lauben brauchbare Sträucher; da aber Schlingpflanzen den Vorzug verdienen, so will ich sie nicht anführen.

3. Holzarten zu Baum- und Heckenlauben. Zu Baumlauben, d. h. zu solchen, wo eine frei wachsende Baumkrone einen Sitzplatz beschattet und zur Laube eingerichtet ist, eignet sich jeder schön und dicht belaubte Baum. Zu Heckenlauben, welche beschnitten werden müssen und eine steife architektonische Form haben, können alle hochwachsenden Heckensträucher und Bäume verwendet werden. Am besten sind Hainbuchen (Weißbuchen) und Weißdorn, auch immergrüner Taxus, Cedern, Lebensbäume u. s. w. Diese Art von Lauben sind nur für Wirthschaftsgärten brauchbar.

II. Laubenpflanzen, welche nur im Sommer im freien bleiben.

Die Pflanzen dieser Abtheilung sind meist schön blühende Schlingpflanzen, die besonders an Luxuslauben in Blumengärten und auf Balconen gezogen werden. Es gibt eine große Menge von hierzu geeigneten Blumen, und alljährlich kommen neue dazu.

1. Gewächshaus-Laubenpflanzen. Cobaea scandens, eine bekannte, ungemein rasch wachsende und schön blühende Rankenpflanze, besonders geeignet, um die Decke großer Lauben zu beziehen, aber unten leicht kahl werdend, deshalb in Verbindung mit niedrig bleibenden Schlingpflanzen anzuwenden. Kann aus Samen gezogen werden. – Philogyne suavis (Tilophara testicularis) ist eine der reizendsten Schlingpflanzen mit moschusduftenden Blättern und Blüthen und der herrlichsten dichten Belaubung, unter allen derartigen Pflanzen am schnellsten eine Laube bekleidend. Sie ist zwar noch viel schöner zu Guirlanden, aber auch zu Lauben eine der besten. Die Blume ist unbedeutend. Man zieht die Pflanzen aus Stecklingen. – Cephalandra quinqueloba, (Bryonia quinqueloba), der vorigen nahe stehend, mit unscheinbaren Blüthen, aber herrlicher, ungemein dichter Belaubung. – Ipomea, (Pharbitis) Leari und tyrianthina, prächtige Winden mit violetten Blumen. Sie müssen im Warmhause durchwintert werden, verlangen einen sehr warmen Standort und Sonne, wenn sie blühen sollen. – Passionsblume, Passiflora caerulea und mehrere Gartenspielarten. Diese bekannte Prachtpflanze blüht an Mauern in warmer Lage sehr reich und hält, gut bedeckt, sogar im Freien aus. – Nasturtie oder türkische Kresse, Tropaeolum, in vielen Arten und Spielarten. Dies sind prächtige Laubenpflanzen, die meist sehr hoch und alle sehr schnell wachsen. Es gibt eine Menge Arten und Sorten von dieser herrlichen Gattung, doch blühen mehrere im freien Lande schwer, manche erst gegen den Herbst hin, einige im Freien gar nicht oder einzeln. Da fast alljährlich neue Sorten vorkommen, so will ich die jetzt beliebten nicht nennen. Sie können zwar meist aus Samen gezogen werden, da jedoch dieser nicht immer reift, zieht man sie aus Stecklingen. Die Tropäolen werden unten immer kahl und man muß sie daher mit andern von unten auf vollbleibenden Pflanzen, besonders mit Lophospermum oder Maurandia, zusammenpflanzen. Sie heften sich durch Drehung der Blattstiele an und müssen deshalb an netzartige Geländer von Draht oder Faden gezogen werden.

Lophospermum erubescens und scandens mit mehreren Spielarten wachsen bis 10 Fuß hoch, blühen jedoch schon von unten auf sehr reich. Die Blumen sind roth und fingerhutartig. – Maurandia Barklayana, semperflorens und andere, mit blauen, rothen und weißen Blumen, haben viel Aehnlichkeit mit der vorigen Pflanze und auch gleiche Verwendung, sind jedoch in allen Theilen kleiner und zierlicher. – Ecremocarpus oder Calampelis scaber, orangeroth, schön, hochwachsend, aber unten immer kahl, daher nur in Verbindung mit grünbleibenden Blumen anzupflanzen. – Rhodochiton volubile hat etwas Aehnlichkeit mit Lophospermum, wächst aber sehr hoch und hat eigenthümliche schwarzrothe Blumen. – Unter den nicht kletternden Pflanzen gibt es in Gärten, wo Gewächshäuser bestehen, zwar viele, welche an die Seiten von Lauben brauchbar sind, ich will aber blos eine erwähnen, nämlich die Fuchsia. Man kann sich nichts Reizenderes denken, als eine mit hohen Fuchsien bezogene kleine Laube, in welche Tausende von Blüthenglocken hineinhängen. Man kann jedoch nur die Seiten damit beziehen. Es eignet sich hierzu vorzüglich eine alte kleinblumige Sorte, F. gracilis und ähnliche. Man kann sie leicht im Keller überwintern. – Alle Pflanzen dieser Abtheilung werden Mitte Mai in das Freie gepflanzt.

2. Sommerblumen. Diese werden alljährlich neu aus Samen gezogen, den man entweder sogleich an die Laube säet oder einige Wochen vorher in Töpfe oder Mistbeete, um sie schon groß an die Laube zu pflanzen. Das Letztere ist besser, weil so die Laube eher voll wird. Hierher gehören die schon genannten Nasturtien oder Tropäolen. Immer aus Samen zieht man die Canarische, Tropaeolum peregrinum oder canariense (aduncum), sehr reich blühend und ungemein hoch wachsend, mit eigenthümlich ausgefranzten gelben Blumen. Sie ist leider den Raupen und Erdflöhen sehr ausgesetzt. T. minus, besonders die Spielart coccineum, wächst bis 15 Fuß hoch. T. majus, in vielen Farben, wird 10 bis 12 Fuß hoch. Mit zarten Pflanzen darf es nicht zusammengebracht werden, weil es diese unterdrückt. – Die Winden, Ipomea, in verschiedenen Arten und Spielarten, sind herrliche Laubenblumen, müssen aber an Fäden oder dünnen Stangen in die Höhe wachsen. Sie blühen bei Sonnenschein nur Vormittags, haben aber große schattende Blüthen. Die vorzüglichsten Arten und Sorten sind: Ipomea purpurea in vielen Farben, I. cermesina, rubro-caerulea etc.Syccos angulata und Cyclanthera pedata sind hübsche, unter allen am schnellsten wachsende Schlingpflanzen, besonders die erstere. Wenn man Pfähle einschlägt und von diesen Fäden nach einem Mittelpunkte zieht, so kann man mit dieser Pflanze (auch mit Winden, jedoch nicht so große Flächen) in einem Sommer die größte Zeltlaube beschatten, was oft für gewisse Zwecke sehr nützlich wird. Diese Pflanzen werden aber von unten kahl und es müssen daher andere grünbleibende Schlingpflanzen (Maurandia, Lophospermum etc.) dabei gepflanzt werden. – Die Brennwinde, Cajophora oder Loasa latericia, contorta, u. a. m. haben eigenthümlich schöne, orangerothe Blüthen. Blätter und Blumen stechen wie Brennnesseln und sind daher sehr zweckmäßig, wo eine Laubenseite Beschädigungen ausgesetzt ist, denn Niemand greift sie zum zweiten Male an. Eine sehr schöne Pflanze, die auch im Schatten wächst. – Endlich gehören hierher die schönen türkischen oder Feuerbohnen (Phaseolus multiflorus oder coccineus), wovon es eine schöne Spielart mit halb weißen Blumen gibt. – Zum Schlusse will ich noch die reizende zweijährige Adlumia cirrhosa (Fumaria scadens) erwähnen. Es ist dies die leichteste, zarteste aller Schlingpflanzen und bedeckt sich mit unzähligen hellrothen Blumen. Man säet den Samen im Mai oder Juni, bringt die Pflanzen auf ein Beet und im folgenden Frühjahre an die Laube, wo sie in vier Wochen Alles bedecken. Im Winter deckt man die Pflanze mit trockener Streu zu.

  1. Man vergleiche den Artikel „Die Gartenlaube“ in Nr. 20, des Jahrganges 1856 der Gartenlaube.