Die Launen der Verliebten
Die Launen der Verliebten.
Der Käfer saß auf dem Zaun, betrübt
Er hat sich in eine Fliege verliebt.
Du bist, o Fliege meiner Seele,
Die Gattin, die ich auserwähle.
Ich hab’ einen Bauch von eitel Gold.
Mein Rücken ist eine wahre Pracht;
Da flammt der Rubin, da glänzt der Smaragd.
O daß ich eine Närrin wär’!
Mich lockt nicht Gold, Rubin und Smaragd;
Ich weiß, daß Reichthum nicht glücklich macht.
Nach Idealen schwärmt mein Sinn,
Weil ich eine stolze Fliege bin. –
Die Fliege ging ein Bad zu nehmen.
Wo ist denn meine Magd die Biene,
Daß sie beim Waschen mich bediene;
Daß sie mir streichle die feine Haut,
Wahrhaftig, ich mach’ eine große Partie;
Viel schöneren Käfer gab es nie.
Sein Rücken ist eine wahre Pracht;
Da flammt der Rubin, da glänzt der Smaragd.
Vor Neid wird bersten gar manche Schmeißfliege.
Spute dich, Bienchen, und frisir’ mich,
Und schnüre die Taille und parfümir’ mich;
Reib’ mich mit Rosenessenzen, und gieße
Damit ich gar nicht stinken thu’,
Wenn ich in des Bräut’gams Armen ruh’.
Schon flirren heran die blauen Libellen,
Und huldigen mir als Ehrenmamsellen.
Die weiße Blüthe der Pommeranz’.
Viel Musikanten sind eingeladen,
Auch Sängerinnen, vornehme Cicaden.
Rohrdommel und Horniß, Bremse und Hummel,
Sie sollen aufspielen zum Hochzeitfest –
Schon kommen die bunt beflügelten Gäst’,
Schon kommt die Familie, geputzt und munter;
Gemeine Insecten sind viele darunter.
Sie kommen heran – die Trompeten blasen.
Der Pastor Maulwurf im schwarzen Ornat,
Da kommt er gleichfalls – es ist schon spat.
Die Glocken läuten, bim-bam, bim-bam –
Bim-bam, bim-bam, klingt Glockengeläute,
Der Bräut’gam aber flog fort in’s Weite.
Die Glocken läuten, bim-bam, bim-bam –
Wo bleibt mein liebster Bräutigam?
Auf einem fernen Misthaufen gesessen.
Dort blieb er sitzen sieben Jahr,
Bis daß die Braut verfaulet war.