Die Lerche (Zerstreute Blätter)
Die Lerche.
Gegrüßet seyst du, du Himmelsschwinge,
Des Frühlings Bote, du Liederfreundinn,
Sey mir gegrüßet, geliebte Lerche,
Die beides lehret, Gesang und Leben.
Erweckst du Felder, belebst du Hirten;
Sie treiben munter den Schlaf vom Auge:
Denn ihnen singet die frühe Lerche.
Du stärkst dem Landmann die Hand am Pfluge,
„Wach auf und singe, mein Herz voll Freude,
Wach auf und singe, mein Herz voll Dankes.“
Und alle Schöpfung, die Braut der Sonne,
Erwacht verjünget vom langen Schlafe,
Gesang von oben und werden grünend.
Die Zweige sprießen, die Blätter keimen,
Das Laub entschlüpfet und horcht dem Liede.
Die Vögel girren im jungen Neste,
Denn du ermunterst sie, kühne Lerche,
Beim ersten Blicke des jungen Frühlings;
Hoch über Beifall und Neid erhoben,
Dem Aug’ entflogen, doch stets im Ohre.
Und schlüpfst bescheiden zur Erde nieder.
Demüthig nistest du tief am Boden
Und steigst frohlockend gen Himmel wieder.
Drum gab, o fromme, bescheidne Lerche,
Du muntre Freundinn des frühen Fleißes,
Drum gab der Himmel dir auch zum Lohne,
Die unermüdlich-beherzte Stimme,
Den Ton der Freude, den langen Frühling.
Muß deinem langen Gesange weichen.
Denn ach! der Liebe, der Jugend Klagen
In Philomelens Gesang ersterben;
Das Lied der Andacht, der Ton der Freude,