Die Moschee Omar’s bei Jerusalem
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bei Jerusalem.
Ursprünglich, in den Zeiten der Rohheit und noch zu Mohameds Tagen, bauten die Araber höchst einfach und ohne alle Pracht. Was wir gemeinlich unter dem arabischen Baustyl begreifen, ist wahrscheinlich zuerst in Palästina bei dem Bau mohamedanischer Tempel entstanden, und entwickelt und ausgebildet worden in Folge der Eroberungen, welche die kulturreichsten Länder des Orients und Abendlandes den Arabern zu eigen und ihnen die
[52] Macht gab, über deren Hülfsquellen zu verfügen. So sehen wir das Volk der Wüste, nachdem es, wie ein Sturmwind so schnell, 633 Damaskus, 638 Jerusalem und Aegypten, 665–689 ganz Afrika erobert und zwanzig Jahre später in Spanien sich festgesetzt, in seinen Bauten einen Reichthum an Musivarbeiten, Säulen, ausgelegten Fußböden und prächtigen Domen entfalten, der alles übertraf, was man an Bauwerken in damaliger Zeit zu sehen gewohnt war. Vorzüglich unter dem Kaliphat des großen Omar und dessen Nachfolger bauten die Araber viel. In der leider verfallenden Alhambra bei Granada, so wie in der nicht weniger berühmten Moschee Omar’s bei Jerusalem sind uns die herrlichsten Muster ihres Styls aufbewahrt. Letztere wurde wenige Jahre nach der Eroberung Palästinas an eben der Stelle erbaut, die Salomo’s Tempel einnahm. Sie bildet nach Außen ein Achteck, nach Innen einen Kreis. An vier Seiten führen Thore mit Säulenportalen in den Tempel. Alle äußeren Wände und der Boden um die Moschee bestehen aus Marmorplatten, auf welchen, vermittelst eingesetzter goldner Buchstaben, Sprüche aus dem Koran zu lesen sind. Die Kuppel ist mit Metall gedeckt, über ihr glänzt der halbe Mond von massivem Silber. Dem Gebäude zur Seite steht ein Minaret. Acht in der Umfassungsmauer angebrachte runde Fenster lassen durch bunte Glasscheiben ein sanftes Licht in das Innere fallen, dessen Wände mit polirtem weißen Marmor einfach ausgetäfelt sind. Die Kuppel wird von zwei in Cirkel gestellten Säulenreihen getragen. Die Schäfte dieser Säulen sind von bewundernswürdiger Arbeit und ringsum mit Figuren von Mosaik aus gediegenem mehrfarbigen Golde verziert. In ihrer Gesammtheit bilden sie einen Kreis von 32 Kandelabern, auf welchen an Festtagen der Gläubigen 7000 Lampen flimmern. Die Mitte der Moschee nimmt eine Art Kanzel ein, von welcher der Ober-Kadi täglich eine Stelle aus dem Koran erklärt.
Der Plan dieses merkwürdigen Gebäudes ist einfach; das Ganze zeugt von reinem, architektonischen Geschmack. Den Christen war sonst, bei Lebensstrafe, der Eintritt in dieses Heiligthum der Mohamedaner verboten. Seitdem aber Ali, der Pascha von Aegypten, über das Land herrscht, ist das Verbot abgeschafft worden.