Die Narrenzunft in Bühl
In Bühl hatte einst eine Narrenzunft ihren Sitz und ihre besondern Gesetze und Einrichtungen. Die Mitglieder versammelten sich zu gewissen Zeiten und schrieben in ein großes Buch, welches sie zu diesem Zwecke hielten, einen Jeden ein, von dem sie erfuhren, daß er irgend einen lächerlichen oder recht thörichten Streich begangen habe. In dem Buche steht eine Unzahl lustiger Verslein, Sprüche und Geschichten, z. B.
„Wer für Gold nimmt, was nur blendt’,
Wer löscht, wo es nicht brennt,
Wer auf dem Pflaster rennt,
Und auf der Brücke sprengt,
Und nimmt ein Weib, das er nicht kennt:
Der bleibt ein Narr bis an sein End’.“
Das Narrenbuch war in der ganzen Gegend gefürchtet; denn Niemand war sicher, daß er nicht auch einst sein Plätzchen darin fände. – „Mich sollt Ihr gewiß nicht hinein bringen!“ – sagte einst ein vornehmer Herr aus der Nachbarschaft zu dem Narrenzunft-Schreiber. „Eure Durchlaucht stehen schon drin!“ – versetzte Dieser. – „Ei, wie so? warum?“ – „Weil Sie den letzten Winter spazieren gefahren sind mit Pferden, welche mit Mückengarnen bekleidet waren, was gar nicht nöthig gewesen.“ Der Fürst lachte und mußte sich’s gefallen lassen.