Die Predigt am Magdalenentage

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Autor: Leopold Friedrich Günther von Goeckingk
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Titel: Die Predigt am Magdalenentage
Untertitel:
aus: Die zehnte Muse. Dichtungen vom Brettl und fürs Brettl. S. 339–340
Herausgeber: Maximilian Bern
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Otto Eisner
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Commons = Google-USA*
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Die Predigt am Magdalenentage.

Ein Priester predigte am Tage Magdalenen
     Vom Greuel ihrer ersten Lebensart;
Doch ward nachher das Lob der Schönen
     Ob ihrer Reu’ und Busse nicht gespart –

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Nun fuhr der Redner zu den Damen,

     Die vor ihm sassen, eifernd fort:
»Wie viel sind unter euch, die mehr zu diesem Ort
     Sich zu belustigen, als zu belehren kamen! –

Absonderlich ist eine unter euch,

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     Bei der hilft weder Droh’n noch Bitten –

An Leichtsinn und an losen Sitten
     Bleibt sie vielmehr sich immer gleich! – –

Wie heilig hat sie alle Jahr’
     Im Beichtstuhl Besserung versprochen –

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Allein wie allzubalde war

     Stets dies Gelübd’ gebrochen? –

Und da sie ihre Frechheit immerdar
     Noch gar vermehrt – wer kann’s verwehren,
Wenn wir sie öffentlich beschwören? –

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     Das will ich jetzt auch thun! – Es ist – es ist –
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Was meint ihr? soll ich namentlich sie nennen? –
     Ich sollt’ es freilich wohl – doch wisst – –
Allein warum nicht? – Gut, ihr sollt sie kennen! –
     Vielleicht bringt dies zu ihrer Pflicht

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Sie noch zurück[WS 1] – so leid mir’s thut, sie zu beschämen.

     Es ist – doch – ohne Makel könnt’ ich nicht
Den Namen nur auf meine Zunge nehmen! –
     Ich will sie drum auf andre Art der Welt

Kundmachen und an ihr das Strafamt schärfen.

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     Dort sitzt sie! – Wie sie sich nicht stellt! –

Jetzt werd’ ich mein Gebetbuch nach ihr werfen! –
     Gebt acht! – Gebt acht! auf wen es fällt!« – –

Indem er nun empor mit seinem Buche fuhr,
     War jede bange vor dem Falle,

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Und jede bückte sich. –

 »Verborbene Natur! –
Ich dacht’, es wäre eine nur –
     Nun seh’ ich wohl – sie sind es alle!«


L. F. G. von Göckingk.
(1748–1828.)



Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: zürück