Die Schedelsche Weltchronik (deutsch):254

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
253 <<<Vorheriges Blatt
Die Schedelsche Weltchronik    Blatt CCLIIII
Nächstes Blatt>>> 255
unkorrigiert
Dieser Text wurde noch nicht Korrektur gelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du bei den Erklärungen über Bearbeitungsstände.


CCLIII verso:[Bearbeiten]

Das sechst alter
Linea der bebst // Sixtus der vierd
Jar der werlt .vim.vic.lxx.          Jar Cristi .im.iiiic.lxxi.[1]

Sixtus der vierdt[2] auß Luguria von der statt Sauona puertig dauor Franciscus genant ein general parfuoßer ordens wardt in disem iar nach abganng babsts Pauli am newnden tag des monats Augusti von den cardineln babst erkorn. Diser wardt von kindßwesen auff durch seine eltern zu goetlichem dienst angewisen. bey den brueedern parfuoßer ordens anfahende. vnnd do er auffgewuochs do kome er gein Padua. daselbst enthielt er sich schier .xx. iar durch lesen. leren vnd schreiben. die gantzen werlt mit dem glantz seiner durchleuechtigen weyßheit bescheinende. Dann er hat geschriben ein buoch von dem gewalt vnd mechtigkeit gottes. vnd ein buoch von dem pluot cristi. Auch ein buoch von der empfengknus der iunckfrawen marie. vnd anders mer. Der auch in der parfuoßer orden durch alle staffeln der wirdigkeit zu dem cardinalischen stand kome. Vnd er was vor seinem babstthumb. vnd auch darinn gar ein senftmueetig man vnd messigs abgezogens lebens. vnd gein den armen vnd allermaist den gaistlichen fast miltgebig. hilflich beistendig. vnd mit freyheiten fuerderlich. gein seinen freuenden vnd dienstsamen guotwillig. gegen den schuldigen vnd straffwirdigen gueetig. Der auch armen fuersten vnd wolgepornen lewten. vnd sunderlich des kaisers von Constantinopel suenen. vnd der koenigin von possen die von den Tuercken vertriben warden mit gelt hilff vnd handraichung gethan. vnnd die Rhodisischen rittere. vnnd Ferdinandum die von den Tuercken angefochten warden mit vnglewplicher gueetigkeit beschuetzt vnd beschirmt hat. So hat er auch die statt Rom an irer pawfelligkeit gebesseret. vnd an gotzhewßern vnnd andern gemaynen vnd sundern gepewen mercklich vnd scheinperlich gezieret. vnd ein prugken vber die Tyber mit großer kostung auffgerichtet vnd erpawt. vnd der statt Rom sunst vnzallich vil guottat erzaigt. vnd in seinem babstlichen stand nichtzit strafwirdigs gehandelt. dann allain das er die seinen (als gewoenlich beschiht) zu vil liebet. in welche irrung vil seiner vorfaren gefallen sind. Er hat das gnadenreich iar dz sein vorfaren Paulus auffgesetzt het im vierden iar seins babstthumbs gehalten. Vnd den seligen Bonauenturam in der heilligen beichtiger zal geschriben. vnnd wiewol er vil nachreder vnd affterkoeser het so was er doch ein gar frummer babst vnd ein fleißiger hirt vnd sele sorger. ein feind der girigkeit. ein messiger des zorns. vnnd außrewter der boßheit. Vnd machet (dieweil er babst was) xx. cardinel. Zu letst starb er in dem .xiii. iar seins babstthumbs.

Innocentius der acht.
Jar der werlt .vim.vic.lxxxiii.          Jar Cristi .im.iiiic.lxxxiiii.[3]

Innocentius der acht ein Genueser[4] auß mittelmessigem doch geerten geschlecht geporn vormals Johannes babtista genant ein cardinal ist nach babst Sixto in disem iar am .xiii. tag des monats Augusti zu babst erwelet worden. Seine eltern waren an adel des geschlechts vnd an ruom wolgehandelter ding gar nammhaftig. von der statt Genua am meer gelegen. die dann andere welsche stett an huebschheit an gnuogsamkeit aller ding so zu land vnd wasser zugefueert werden. vnd an zierlichkeit vnd weyte der gepew vbertrift. Vnd als er aber vnder andern cardineln an demueetigkeit. wolschicklichkeit. gutsittigkeit. gelassenheit vnd tuegligkeit fuerschyne. also wardt er auch fuer andere zu bebstlicher wirdigkeit erkorn. dann er was auch ein fuersichtig vnd werltgescheid mann. der zu Senis vnd auch zu Rom sein befolhens legatenambt also weißlich außrichtet das die cardinel grosse hoffnung zu ime gewunnen. Der anfang seins babstthumbs was vol kriegs seiner burger. vnd was er von allen fuersten vnd communen erwurbe das mocht er von den seinen nit erlangen. dann so auß Teuetschen vnnd welschen landen botschaften zu ime geschickt warden so begeret er fleißigclich frids. vnnd gepote allermenigclichem die waffen vnd krieg hinzelegen. Aber ein feyntlicher mensch vnderstund sich vnlang darnach disem babst in seinen guoten begirden eintreg vnd verhindernus zethun vnnd ine zu kranckheit zebringen vnd erwecket alßpald ein auffruor zwischen den Vrsinern vnd Columnesern den zwayen edeln vnd mechtigen geschlechten zu Rom. dz bekuemeret den babst gar sere. doch feyeret er nicht solche zwittrechtigkeit mit der waffen vnd mit bedroungen außzeloeschen. vnnd wiewol ime diser babst fuersetzet vil dings die bebstlichen wirdigkeit auch den gemaynen cristenlichen stand vnd die nutzperkeit der kirchen betreffende zeordnen so mocht er doch solchs auß verhinderung der kuortzen zeit. auch seiner kranckheit vnd der kriegßlewffe nicht volziehen. doch erzaiget er sich gein got vnd gein den freuenden woltettig vnd danckper. dann er widerumb zu gesuntheit des leibs kome do hat er sancte Marie kirchen de populo begabet. vnd den vorlangst gestorben hertzog Leu-

CCLIV recto:[Bearbeiten]

der werlt
Blat CCLIIII

poldum zu oesterreich von angesagter manigfeltiger seiner wunderzaichen wegen in der heilligen beichtiger zal geschriben.[5] vnd die statt Rom mit gepewe vnd gemele großer kostunng auff .xlvm. ducaten[6] gerechent mercklich gezieret vnd im iar Cristi .M.cccc.xc.[7] einen tag mit versammlung der cristenlichen koenig. fuersten vnd communen botschafter wider die Tuercken zu Rom gehalten. vnd vil gelts in Teuetschen landen durch hilff Raymundi peraudi[8] des ertzdyacons auß ablaß gesammlet. Derselb ablas erstrecket sich nicht allain auff die lebendigen sunder auch hinab zu den gestorbnen.[9] Zu letst keret er sich zu dem nutz der vndertanen vnd zu beschirmung der kirchen vnd irer wirdigkeit. vnd was ein guenner der gerechtigkeit. ein fleißiger liebhaber des frids. ein emssiger verordner vberfluessigs getrayds. ein guenstiger fuerdrer gelerter vnd frummer mann. gein den armen barmhertzig. gein den bekuemmerten troestlich. gein den fuersten mylt vnd gein got vnd seinen heilligen ereerbietlich. Zu letst starb er in dem achten iar seins babstthumbs nach der gepurt Cristi .M.cccc.xcii. iar.[10]

Friderich der kaiser[11] zohe nach der gepurt des herren .M.cccc.lxix. iar[12] von andecht wegen mitten in dem winter gein Rom vnd wardt von dem babst herrlich empfangen vnd begabt. vnd schluog auff der Tyberprugken .cxxii. ritter. Vnd als darnach das stettlein Triesst ime widerspennig wz do zerruedet er dz durch die hertzogen[.]

Machomet der Tuerckisch kaiser[13] vberzohe mit großer mechtiger schiffung vnd mit hunderttawsent pferden in Euboiam vnd stuermet die statt chalcidam .xxx. tag vnd zerstoeret sie wiewol mit großer niderlage vil der seinen. So schickten die Venediger auch ein große schiffung wider die Tuercken.

Ein großer comet erschyne im monat Januario des .M.cccc.lxxii. iars.[14] der was fewrfarbig mit langen schwartzen straymen gein dem nyderganng raichende. Darnach keret er sich gein mitternacht vnd weeret .lxxx. tag. Aber dieweil diser comet noch nit gar verschynnen was do erewget sich ein andrer mit eim fewrin schwantz gein auffgang der sunnen streckende. Nach disen dingen folgten erstlich ein vnerhoerte trueckne. vnd darnach an vil enden pestilentz vnd vil grawsam krieg. zwittracht vnd auffruor.

Cristiernus koenig zu Tennmarck

Cristiernus koenig zu Tennmarck Schweden Norweden. Hertzog zu Holsatz Stormar zu Oldenburg vnd Dolmenhorst grafe[15] ein gar cristenlich vnd mit vil tugenten geziert man ist nach der gepurt des herrn .M.cccc.lxxiiii. iar[16] von geluebds wegen durch Lumbardiam vnd Tusciam gein Rom gezogen vnd von allen fuersten. herren vnnd der commun regirern mit großen eren vnd zuechten empfangen worden. Zu rom kome ime die wirdig samlung der cardinel entgegen. Darnach ward er vom babst Sixto dem vierden gar erlich empfangen. vnd mit der guldin rosen (die die bebst alle iar am suntag zu mittfasten einem cristenlichen fuersten pflegen zegeben) zu sundrer ere begabet.[17] Daselbst fienge er an von gemaynem frid cristenlicher fuersten zehandeln vnnd einen gemainen zug wider die Tuercken zebewegen. Aber nach dem er nichttz geschaffen mocht do keret er durch die welschen stett allenthalben erlich gehalten wideranhayms. Alda lebet er ettliche iar in guotem tugentlichem leben vnnd ebenpild der heilligkeit bis in sein ennde. Diser Cristiernus hat zu einer eegemahel gehabt die durchleuechtigen Dorotheam geporne marggrafin zu Brandemburg die nochmals in leben ist.

Carolus der hertzog zu Burgundi[18] belegeret die statt Newß[19] vnderhalb Coelne am rhein gelegen. Aber als kaiser Friderich mit mechtiger heereßkraft des gantzen roemischen reichs den belegerten zu hilf kome do machet der hertzog mit dem kaiser ein puentnus vnd zohe mit seinem heer vor Newss ab.

Gnadenreich iar[20] von babst Paulo auffgesatzt wardt von babst Sixto im .M.cccc.lxxv. iar[21] gehalten vnd durch den koenig Ferdinandum[22] auch gein Rom deßmals komende zwischen den welschen fuersten vnd communen auß verwilligung des babsts ein puentnus fuergenomen. vnd der koenig fuer den ersten darinn bestymbt vnd eingeschriben.

Hercules hertzog zu Ferraria

Hercules estensis[23] marggrafen Niclasen sun vnd des Borsii bruder der ander hertzog zu Ferraria hat nit on großen widerstannd sein vetterliche herrschafft diser zeit annemende bißhieher geregiert. ein guoter. synnreicher vnd ritterlicher sachen geuebter man. Diser Hercules hat Helionoram[24] des koenigs Ferdinandi tochter gar ein behertzts weib zu eegemahel genomen. vnd auß ir vier suen vnd zwuo toechter empfangen. Diser Hercules wardt auß seins schwehers rat vnd anregung bewegt sich von den Venedigern zewenden vnd in desselben seins schwehers vnnd andrer seiner mituerwandten puendtnus vnd geselschaft zekomen. vnd der venediger puentnus vnd freiheit zeuerletzen[.] Demnach verfolgten die venediger disen Herculem zu land vnd zu wasser vnd entwendeten ime vil lands. also wo alphonsus der hertzog zu Calabria des koenigs Ferdinandi sun gar ein streytper man mit der waffen. vnd der babst mit dem pann nicht ob disem sachen vnder inen allen gestillet wardt do hat er seydher die statt Ferrariam mit vil schoenen gepewen erleuechter gemacht.

Anmerkungen von Wikisource-Bearbeitern[Bearbeiten]

  1. 6670. Jahr der Welt, 1471 n. Chr.
  2. Sixtus IV. (Francesco della Rovere; * 21. Juli 1414 in Celle bei Savona, Ligurien; † 12. August 1484 in Rom) war vom 9. August 1471 bis zum 12. August 1484 Papst.
  3. 6683. Jahr der Welt, 1484 n. Chr.
  4. Innozenz VIII. (Giovanni Battista Cibo, * 1432 in Genua; † 25. Juli 1492 in Rom) war Papst vom 29. August 1484 bis 25. Juli 1492.
  5. Leopold III., genannt der Heilige, der Milde oder der Fromme (* 1073; † 15. November 1136), aus dem Hause der Babenberger, war Markgraf der bairischen Marcha orientalis (Ostarrichi) 1095–1136, wurde am 6. Januar 1485 heiliggesprochen und ist Landespatron von Österreich.
  6. 45000 Dukaten
  7. 1490 n. Chr.
  8. Raimund(us) Peraudi (franz. Raymond Péraud; * 28. Mai 1435 in Surgères; † 5. September 1505 in Viterbo) war Kardinal und Bischof von Gurk und von Saintes.
  9. siehe Wikipedia: Ablass
  10. 1492 n. Chr.
  11. Friedrich III. (1415–1493) aus dem Hause Habsburg war ab 1440 römisch-deutscher König und ab 1452 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.
  12. 1469 n. Chr.
  13. Sultan Mehmed II. (Fatih Sultan Mehmet – „Der Eroberer Sultan Mehmet“) (1432–1481) war 1444 und von 1451 bis 1481 Sultan des Osmanischen Reiches.
  14. 1472 n. Chr.
  15. Christian I. (* Februar 1426 in Oldenburg; † 21. Mai 1481 in Kopenhagen) war König von Dänemark, Norwegen und Schweden, Graf zu Oldenburg und Delmenhorst sowie Herzog von Schleswig und Holstein.
  16. 1474 n. Chr.
  17. Die Goldene Rose (auch Papstrose, Tugendrose, lateinisch Rosa aurea), eine aus Gold geschmiedete Blüte, die mit wohlriechenden Essenzen (Balsame, Weihrauch und Weihwasser) gefüllt ist, wurde am vierten Fastensonntag, dem Sonntag Lätare (Rosensonntag), einer Persönlichkeit, einem Staat, einer Stadt oder einer Organisation verliehen, die sich um die katholische Kirche besonders verdient gemacht hatte.
  18. Karl I. «der Kühne» (frz. Charles Ier le Téméraire oder le Hardi) (* 10. November 1433 in Dijon; † 5. Januar 1477 bei Nancy) war Herzog von Burgund und Luxemburg.
  19. Neuss am Rhein
  20. 1475 ist das erste der von Papst Paul II. 1470 festgelegten Jubeljahre der katholischen Kirche. Ab diesem Zeitpunkt soll das von Bonifatius VIII. im Jahr 1300 erfundene Jubeljahr unabänderlich alle 25 Jahre stattfinden.
  21. 1475 n. Chr.
  22. Ferdinand „der Katholische“ (1452–1516) war ab 1468 König von Sizilien und ab 1474 auch König von Kastilien und León.
  23. Ercole I. d’Este (1431–1505) war ab 1471 Herzog von Ferrara, Modena und Reggio.
  24. Eleonora von Aragón