Die Schlacht bei Alba zwischen Konradin und Karl von Anjou, 1268
An erster Stelle verdient unter diesen trotz seiner Kürze der Bericht der Annales Placentini Gibellini[1] genannt zu werden, der, wie Ficker[2] ansprechend vermuthet hat, wohl zurückgeht auf die Mittheilungen eines Oberitalischen Theilnehmers an Konradin’s Zug. Es ist der einzige gleichzeitige Bericht, den wir von Konradin’s Seite haben – trotz seiner Knappheit gibt er ein zuverlässiges und anschauliches Bild von der Schlacht, und für wichtige Einzelheiten Aufklärungen, die wir anderweitig vergeblich suchen würden.
Nicht so bestimmt die Einzelheiten hervorhebend, aber doch klar und verständlich den Hergang des Kampfes schildernd, ist die Erzählung der Annales S. Justinae Patavini[3]. Sie benutzen Karl’s von Anjou Siegesbericht.
Karl’s Bericht. | Ann. S. Justinae. | |
die Mercurii in octava videlicet assumptionis beate Marie virginis, de cuius potissime sperabam auxilio – – – invocato Cristi nomine irrui celeriter et viriliter in eosdem | invocavit dominum prodigia facientem et beatam virginem de cuius auxilio, sicut ipse postmodum est testatus, plurimum confidebat – – – cum impetu irruit super hostes. |
[276] Der doppelte Bericht, den Ptolomäus Lucensis in seiner Historia ecclesiastica[4] in der er sich für einen einzelnen Punkt, nämlich für die Bezeichnung der Oertlichkeit der Schlacht ausdrücklich auf die Gesta Tuscorum beruft, und in seinen Annales[5] gibt, steht zwar in Bezug auf die Gesammtdarstellung hinter den beiden früher genannten zurück, gibt aber doch im Einzelnen manche nicht unwichtige Mittheilungen.
Zu den werthvolleren Berichten ist auch noch der des Ricobaldus Ferrariensis[6] zu rechnen. Ricobaldus hat für viele Spätere die Vorlage gebildet – so, wie keiner weiteren Ausführung bedarf, für das Chronicon fratris Francisci Pippini[7], die Chronica di Bologna[8], des Anonymi Itali historia[9], und auch wohl für fratris Raynerii de Granchis Pisani de proeliis Tusciae Carmen caliginosum[10], endlich auch, wie ich weiter unten zeigen werde, ist Ricobaldus noch von Giovanni Villani benutzt.
Mit einem ungeheuern Phrasenschwall überschüttet auch hier wie gewöhnlich Ferreto Vicentino[11] den Leser in seiner Schlachtbeschreibung. Welche Quellen er benutzt hat, vermag ich nicht auszumachen. Den Hergang der Schlacht scheint er sich aber einigermassen selbst zurecht gelegt zu haben – nicht ohne dass er dabei Fehlgriffe begeht. So, wenn er Tag und Ort der Schlacht durch gegenseitiges Abkommen feststellen lässt: „et ne pendens victoria longam traheretur ad moram, pugnae diem et locum induciis brevibus statim cum hostibus paciscitur“, wenn er im Widerspruch mit allem, was sich anderweitig sicher stellen [277] lässt, eine sehr lange Dauer der Schlacht annimmt, den Kampf der ersten Abtheilungen währen lässt von Sonnenaufgang „usque ad sextam diei horam“, den entscheidenden Angriff Karl’s von Anjou aber erst erfolgen lässt: „cum iam advesperasset“. Manches, z. B. die Schilderung, wie die Leute Konradin’s, als sie des Sieges sicher zu sein glauben, sich ausruhen und ihrer Wunden pflegen, ist lediglich freie Ausmalung.
Im Ganzen verständlich, doch ohne anderweitig unbekannte Einzelheiten zu bieten, ist in seinen Angaben das Chronicon Placentinum auctore Johanne de Mussis[12]. Auch der Bericht der Cronica di Pisa[13] bietet nichts was nicht anderswo ebenso gut oder besser vorläge. Selbstständig ist er nur in der Art und Weise, wie er sich den Hergang vom Ghibellinischen Standpunkt aus zurechtlegt. Er lässt Karl von Anjou selbst zunächst von Konradin’s Heer geschlagen werden – fu quasi sconfitto – und fliehen. Auf der Flucht bemerkt er von einer Anhöhe aus, dass Konradin’s Leute sich zerstreuen, um Beute zu machen, wendet um zu neuem Angriff auf die Ungeordneten und gewinnt so den Sieg.
Selbst in ganz kurzen Italienischen Berichten wird meist hervorgehoben, dass anfangs die Sache für Karl schlecht gestanden, und erst nachträglich für ihn die günstige Wendung eingetreten sei, wobei dann häufig des entscheidenden Eingreifens einer anfangs zurückgehaltenen Abtheilung Karl’s von Anjou ausdrücklich gedacht wird[14].
Von sehr geringem Werth ist trotz seiner Ausführlichkeit der Bericht des Saba Malaspina Lib. IV, Cap. VI ff.[15] Die Schilderung von Konradin’s festlichem Einzuge in Rom ist rein typische Amplification – es erweckt von vornherein kein günstiges [278] Vorurtheil, dass Saba Cap. VI den Papst und die Cardinäle irrthümlich zu Tivoli sich aufhalten lässt, anstatt zu Viterbo. Manches scheint bei Saba auf eine flüchtige Benutzung seiner Vorlagen hinzudeuten. So beruht seine Erzählung Cap. X: „Tunc enim marscalcus suus (Karl’s von Anjou) erat manibus hostium interceptus, qui sub eisdem regis armaturis eximias – – – induebat, quem Conradinus contra honestos mores pugnantium, qui prostratis et captis sibi invicem parcere didicerunt, de comitum Lombardorum consilio infra septa castrorum fecit durante certamine capite mutilari“ auf einer Verwechslung des Henri de Cousance, der Karl’s Rüstung trug und in offenem Kampf getödtet wurde, mit dem bei Ponte da Valle von Konradin gefangen genommenen Johann von Braisilva, der unmittelbar vor der Schlacht enthauptet worden ist[16].
Ebenso scheint es, dass Saba bei seiner Schilderung des Erard de Valery „quidam immani corpore miles, nomine Erardus de Valeri, latos habens humeros et membra nervis compacta fortissimis“ Züge verwendet, die eigentlich auf Henri de Cousance passen, dessen gewaltige Grösse z. B. Villani Cap. 26 hervorhebt.
Die Unzulänglichkeit von Saba’s Bericht tritt besonders augenfällig in seiner Schilderung des Schlachtverlaufs hervor. Nach Cap. IX ordnet Karl sein Heer in drei Schaaren, die erste, aus Provençalen und einigen Römern bestehend, „secunda Gallicorum, qui sub stipendiis militabant“, die dritte „fortassis octingentorum nobilium strennuorum, qui totum regis, si expediret, exercitum poterant relevare ruentem“, so dass also diese dritte Schaar bestimmt als eine Reserve bezeichnet wird. Die erste Schaar führt Jacob Gaucelmi (Gantelmi), die zweite der Marschall des Königs, die dritte Karl selbst. Ganz eigenthümlich ist weiter, was Saba [279] über die Aufstellung dieser drei Abtheilungen[17] bemerkt: „Prima petit vasta campestria, secunda ordinata collibus curvis insidet, ut succurrat, tertia post colles densis cinctos nemoribus velut canis catenatus, mugitu bovis audito, fremescens, adversariorum zelabat aspectum, ut si videretur expediens, opportune prodiret in campum, et improvisos adversarios offensaret“.
Konradin macht aus seiner Streitmacht zwei alas – die erste bestehend aus den Spaniern des Infanten Heinrich, den Lombarden unter Galvanus, den Toscanern unter Graf Gerhard von Pisa. Die zweite Abtheilung (manipulus) ist zusammengesetzt aus den Deutschen „sub nutibus Corradini, ducis Austrie ac quorundam baronum de Alemannia“. Eine der beiden Abtheilungen Konradin’s wäre dem ganzen feindlichen Heere gewachsen gewesen.
Der Bericht über den Kampf selbst ist ganz typisch, und, wie auf den ersten Blick ersichtlich, stark mit Entlehnungen aus Vergil verziert[18].
Cap. 10. | Aeneis 5, 377. | |
manus enim immiscent manibus et alterna brachia per aëra iactitant, frequenter auras vacuis ictibus verberantes | alternaque iactat Brachia protendens et verberat ictibus auras. | |
Aeneis 4, 120.
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ac nunc dextera nunc sinistra vicissim actus sonores inculcat, nec nulla data mora vel requie creber miles alter alterum, nimborum densitate ad instar, qui, cum ad tecta et culmina defluunt cum grandine, concrepant ictibus densatis, impellit et pulsat virosis impulsionibus atque versat. | nigrantem commixta grandine nimbum Georg. 1, 449. Tam multa in tectis crepitans salit horrida grando.
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[280]
Aeneis 5, 469. | ||
Huius collapsa cervix pendebat in humeros; alius cruorem evomit ex ore vel naribus defluentem; aliusque cum sanguine dentes mixtos emittit. | Iactantemque utroque caput crassumque cruorem Ore eiectantem mixtosque in sanguine dentes. | |
Aeneis 9, 343.
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Sicque caeduntur duces et praesides ac innumerum sine nomine vulgus cadit – – – | multam in medio sine nomine plebem. | |
Aeneis 9, 580.
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Nonnulli vitae spiramina derelinquunt. | spiramenta animae. | |
(Auch an Ovid findet sich ein Anklang.) vires ex ira colligunt. |
Ovid a. a. 2, 456. ne lenta vires colligat ira mora.
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Nach Saba’s Schilderung werden die beiden ersten Abtheilungen Karl’s, die Provençalen und die Französischen Soldritter, nach langem Kampfe gänzlich geschlagen – wer kann, rettet sich durch eilige Flucht, Jacob de Gaucelmo macht auf derselben erst in Aquila Halt. Karl von Anjou selbst gilt für todt, da Konradin den in seiner Rüstung gefangenen Marschall hat hinrichten lassen, die Leute Konradin’s zerstreuen sich, um Beute zu machen. Im Cap. XI lässt Saba den Erard de Valeri auftreten und eine Anrede halten, deren Banalitäten Saba selbst gewiss für eine Meisterleistung seiner Feder angesehen hat: „nunc videndum est, nostra si fortis sit dextera, nunc castra sunt inimica petenda; ipsa namque res facti nos ad bella vocat. Ad praesens ergo agmina secura hostium invadamus, nam campus hodie nobis triumphantibus remanebit. Nulla discrimina video in pugnando; sed neque in fuga spem vivendi suppono. Tu enim rex hic tot es militibus comitatus, quod dummodo ampla trahamur pugnandi deliberate cupidine, leve est audere quod placet. In hostes ergo statim medios irruamus“.
Immerhin aber enthält der im Ganzen werthlose Bericht Saba’s auch beachtenswerthe Einzelheiten, zu denen ich namentlich die Angaben über die Römischen Helfer Konradin’s Cap. VIII rechnen möchte[19].
[281] Bartholomaeus de Neocastro[20] Lib. I Cap. IX erzählt den Hergang der Schlacht, die er in campum Taglagocii verlegt, zwar sehr kurz, aber im Wesentlichen richtig. In Einzelheiten laufen aber auch bei ihm Unrichtigkeiten mit unter, die zum Theil auf Missverständniss beruhen, z. B. wenn er den Französischen Marschall, der in der Rüstung Karl’s von Anjou von Heinrich von Castilien niedergeworfen wird, Wilhelm de Sancto Juliano nennt. Karl von Anjou hat sich mit 500 Rittern hinter einem benachbarten Hügel verborgen, ut si casus accideret, proficisceretur in Galliam licet victus, – auf Rath des „Johann Ballari“ greift dann der König mit dieser nach Bartholomäus ursprünglich nur als Stabswache ausgesonderten Schaar die zum Plündern zerstreuten Feinde an und besiegt sie.
Von diesen müssen vor Allem genannt werden die Siegesberichte Karl’s von Anjou an den Papst vom 23. August, und an Padua vom 24. August – letzterer vielleicht nur die uns zufällig erhaltene Einzelausfertigung eines gleichlautend auch wohl noch an andere Anhänger des Königs gerichteten Schreibens.
Bis auf ein paar Abweichungen stimmen die beiden Briefe miteinander überein. In dem an den Papst gerichteten heisst es: „ego ipsos de passu in passum per tres dies totidemque noctes sequens et persequens“, während in dem an Padua an der sonst gleichlautenden Stelle von vier Tagen die Rede ist. Hier wird man sich unbedingt für die Lesart des ersten Briefes entscheiden müssen[21].
Von geringerer Bedeutung ist eine andere Abweichung. In dem Brief an den Papst heisst es über den Anmarsch des Französischen Heeres unmittelbar vor der Schlacht: „procedens maturis gressibus“, in dem Brief an Padua dagegen: „procedentes planis [282] ut decebat motibus“, was ja einen verschiedenen Sinn ergibt. Aber allzuviel Gewicht wird man auf diese Abweichung nicht legen dürfen bei der vollständigen Abhängigkeit des Dictats, in der sonst der Brief an Padua zu dem an den Papst steht, und bei dem Umstand, dass der Brief an Padua die Wendung „maturis gressibus“ bereits früher, nämlich bei Erwähnung des Marsches von Ovindoli nach Alba, verwendet.
Dieser sonach in doppelter, nur wenig verschiedener Fassung vorliegende Bericht Karl’s ist unsere Hauptquelle für die Bewegungen des Französischen Heeres vor der Schlacht, und in zweiter Linie dann auch für andere damit in Zusammenhang stehende Fragen, wie die nach der Oertlichkeit der Schlacht und Aehnliches. Ohne Werth ist dieser Bericht dagegen für die Schlachtordnung der beiden Heere und für den Verlauf des Kampfes, da er für diese Dinge viel zu knapp gehalten ist, um uns Aufklärung darüber gewähren zu können. Die Kürze des betreffenden Abschnittes: „Ego vero de divino presidio vestrarum que orationum[22] confisus auxilio invocato Christi nomine irrui celeriter et viriliter in eosdem. Et postquam fuit acerrime utrinque pugnatum, maiori parte hostium in ore gladii trucidata, reliqui licet pauci sustinere mei molem exercitus non valentes, se fuge presidio commiserunt, quos mei festinis gressibus insequentes pro magna parte per montes et nemora peremerunt“, sticht merkwürdig ab von der Ausführlichkeit, mit der früher die Bewegungen vor der Schlacht erzählt wurden, und drängt förmlich die Vermuthung auf, dass Karl sich hier absichtlich kurz gefasst hat, um den wahren Hergang – die anfängliche Niederlage der Seinen, seine eigene anfängliche Nichtbetheiligung am Kampfe und die endliche glückliche Wendung durch das nachträgliche Eingreifen der von ihm geführten Abtheilung – zu verschleiern. Es will scheinen, dass der Anschauung der damaligen Zeit die Art und Weise, wie Karl von Anjou nachträglich den Gegnern den Sieg aus den Zähnen riss, der ein Moderner das höchste Lob zu zollen bereit ist, als nicht so ganz ritterlich und rühmenswerth vorgekommen ist. Eine Prüfung der weiteren Französischen Quellen, die mehrfach bei denselben die gleiche Absicht, den wahren Hergang zu verdunkeln, erkennen lässt, ist wohl [283] geeignet, uns in dieser Ansicht zu bestärken. Das um so mehr, wenn wir in verschiedenen Quellen, die vom ghibellinischen Standpunkt aus die Dinge behandeln, die Sache so gewendet finden, dass Karl anfangs vom Schlachtfeld geflohen oder dem Kampfe ferngeblieben sei, um bei einem schlimmen Ausgang fliehen zu können[23].
Von den weiteren Französischen Quellen verdienen den ersten Platz die Annales clerici ut videtur Parisiensis[24]. Dieselben beruhen nach der zutreffenden Vermuthung des Herausgebers G. Waitz auf einer gleichzeitigen Relation – ich verweise auf die Angabe, dass Konradin durch die Flucht dem Tod und Kerker entgangen – wohl auf derselben, die auch Primatus benutzt hat. Ausserdem scheint dem Verfasser auch der Siegesbericht Karl’s vorgelegen zu haben:
Karl’s Brief an den Papst. | Annales clerici S. 582. | |
et postquam fuit acerrime pugnatum – – – Facta est itaque hostium tanta strages, quod illa que in campo Beneventano de aliis ecclesie persecutoribus facta fuit huius respectu valde modica reputatur. | et postquam fuit acerrime utrimque pugnatum, illa die fuit facta hostium tanta strages, quod illa, que in campo Beneventano de aliis ecclesie persecutoribus facta fuit, respectu huius valde modica reputatur, quia fere omnes sunt mortui. |
Der Verlauf der Schlacht ist zwar kurz, aber anschaulich geschildert. Schon in diesem gleichzeitigen Bericht aber tritt unverkennbar die Absicht hervor, den Umstand, der schliesslich den Tag für Karl entschieden hat, das anfängliche Fernbleiben des Königs vom Kampfe mit der unter seinem Befehl stehenden Heeresabtheilung, mit der er dann nachträglich die siegreichen Feinde angreift und schlägt, zu bemänteln. Nach der Angabe der Annales „tribus scalis factis et ordinatis a parte regis“, von denen die erste und zweite geschlagen werden, und der weiteren „Interim autem dominus rex qui in campo remanserat solum cum mille ducentis armatis Conradinum qui cum bene 7000 armatorum [284] expectabat ibidem est aggressus“, muss doch der Leser glauben, dass es sich hier um eine dritte Französische Abtheilung handelt, die ebenso wie die beiden anderen von Anfang an auf dem Schlachtfeld – in campo – gewesen ist.
Primatus[25] hat, wie bemerkt, wohl denselben Bericht benutzt, der auch den Annales clerici vorgelegen. Das tritt besonders hervor in der Schilderung beider Quellen, wie Heinrich von Castilien von der Verfolgung der geschlagenen Feinde zurückkehrt. Annales clerici: „Quo facto, Henricus, qui cum magno gaudio de fugando alios veniebat, credens regem occisum fuisse vel captum cum eius militia tota, videns suorum tantam stragem, mirabiliter stupefactus, attamen suos ad prelium commonuit et in quantum potuit animavit, regemque nostrum viriliter est aggressus. Sed predicto rege, domino Erardo de Valeriaco, qui de novo de partibus transmarinis venerat, et aliis, qui pro ecclesia se gerebant, contra eum audaciter et magnanimiter venientibus ac preliantibus, dictus Henricus, pluribus de suis mortuis, in conflictu devictus est, et aliquantulum se retraxit suos pro posse recolligens et iterum ad prelium exanimans et eis dicens, quod de nostris victoriam obtinerent, cum essent pauci et laxati. Iterumque dominum regem invasit, sed ipso domino Erardo ac aliis fortiter contra eum pugnantibus, adversariis fere omnibus occisis, dictus Henricus fuge remedio se commisit“. Primatus S. 660 ff: „mez assez tost sanz demeure celi Henri retourna de chace de ceus qui fuioient – – Quer il cuidoit selonc le desir de son cuer que les siens, qui estoient demoures, quant il parti de l’ost, eussent touz tuës le roy et ses gens. Et dont li et ses gens descendirent a grant joie du haut de la montaigne, et dont aprochierent plus pres de l’ost du roy; et quant il congnurent les armes du roy et de ses genz, et virent les banieres, adonc sorent il vraiement que les leur gens estoient vaincus, lesquielz il cuiderent estre avant vainqueurs; et virent que de leur annemis estoit tout au contraire. Et donc leur viële fut convertie en pleur et leur joie fut convertie en douleur. Mes il reprirent tantost leur courage par l’ammonestement de leur prince – – –“ dann weiter unten: „Et donc Henri le senateur requeilli arriere ses genz“. Mit diesem von [285] ihm benutzten Bericht hat Primatus aber mancherlei andere ihm gewordene Nachrichten verwebt, nicht immer geschickt, und mehrfach nicht zum Vortheil der Deutlichkeit seiner Schilderung. Ausserdem aber legt sich Primatus sichtlich in bewusster Absichtlichkeit die Dinge zurecht.
Primatus beginnt seine Darstellung mit dem Irrthum, dass Karl von Anjou auf die Nachricht, seine Gegner seien in Apulien eingedrungen, die Belagerung von Luceria aufgegeben habe[26]. Den Gewaltmarsch, der Karl „à l’eure de queuvrefeu“ in die Nähe des Feindes brachte, hat er nicht, wie Primatus angibt, von Luceria aus, sondern, wie des Königs Siegesbericht lehrt, von Ovindoli aus angetreten. Ganz unrichtig ist weiter die folgende Angabe, dass erst am nächsten Morgen, „quant la nuit fu passee et les tenebres s’en furent fuïes, que le ciel esclarci par l’estoille portant lumiere de laquelle les rais chacierent les nublesces des vallees, adonc congnurent bien les uns les autres, quer l’un host n’estoit pas loing de l’autre fors par tel espace comme nous avon dit. Et donc furent les anemis ferus de grant esbahisson et se mervelloient de ce que le roy, que il cuidoient encore estre loing, estoit ja si hardiement et si hastivement vole illec pres de leur tentes“. Auch in diesem Punkt wird Primatus wieder durch des Königs Brief über die Schlacht berichtigt. Damit ergibt sich von selbst auch die Unrichtigkeit der weiteren Ausführung des Primatus, dass Karl und seine Ritter sich in Unkenntniss der drohenden Nähe des feindlichen Heeres der Ruhe hingegeben hätten. Sehr wenig begründet erscheint nach des Primatus eigener Darstellung das dem König wegen seiner Ruhe überreich gespendete Lob und der Vergleich Karl’s mit Alexander dem Grossen und Judas Makabäus. Dem ganzen Gerede könnte nur insofern vielleicht etwas Thatsächliches zu Grunde liegen, dass nämlich die Franzosen, nachdem am Abend vorher die durch das Eintreffen des Französischen Heeres alarmirten Gegner aus ihrem Lager in Schlachtordnung ausgerückt, dann aber wieder in dasselbe zurückgekehrt waren, auch am nächsten Morgen vielleicht noch keine Schlacht erwartet haben könnten.
Den gewichtigsten Bedenken unterliegen weiter die Angaben [286] des Primatus über die Schlachtordnung des Französischen Heeres. Mit Allem, was sich sonst ausmachen lässt, im Widerspruch ist die Mittheilung, dass Karl’s Heer in nur zwei Schlachthaufen geordnet gewesen sei. Absicht verräth sich in der weiteren Angabe, dass in dem ersten dieser beiden Schlachthaufen, der nach der Darstellung des Primatus geschlagen wird, alle Nichtfranzosen gewesen sein sollen unter drei Französischen Führern, Heinrich von Cousance, Johann von Clary und Wilhelm L’Estandard, die in dem Kampf als die einzigen Helden erscheinen, indem Cousance in der Rüstung und unter dem Wappen seines Königs fällt, während die beiden Anderen sich mit todesverachtender Tapferkeit durch die dichtesten Feindeshaufen zu Karl durchschlagen. Alle Franzosen versetzt Primatus in die „seconde bataille“, die Karl persönlich anführt – offenbar zu dem Zweck, um ihnen allein alle Ehren des Tages zuzuwenden, alle Schmach aber auf die Nichtfranzosen abzuwälzen. Es dürfte kaum einem Zweifel unterliegen, dass Primatus mit dieser Zweitheilung absichtlich sich von dem gleichzeitigen Bericht entfernt, der ihm wie den Annales clerici ut videtur Parisiensis vorgelegen, in dem ganz sicher von drei Schlachthaufen auf Französischer Seite die Rede war, vgl. Ann. clerici: „idem Henricus [von Castilien] tanquam audax miles et probus in prima scala partis adversae cum pluribus bonis se ponens, primam scalam regis aggreditur, et illi de scala illa et de secunda fere omnes terga fuge dederunt, exceptis domino Henrico de Cousanciis, qui occisus est in armis regis et quibusdam Francigenis et pluribus aliis, qui ad scalam domini regis sunt reversi“. Bei solcher Dreitheilung sind unbedingt Franzosen genug in die erste Niederlage mithineingerathen, die das Heer durch den Seitenangriff des Infanten Heinrich erlitt – Primatus macht daher mit kühnem Griff seine Zweitheilung und versetzt alle Franzosen in die zweite Schaar, um sie wenigstens historiographisch vor den Hieben zu sichern, die sie in Wirklichkeit ebensogut wie die Nichtfranzosen mitbekommen hatten.
In seiner Schilderung des ersten Theils der Schlacht bietet Primatus uns eine ganze Reihe der wichtigsten Angaben – so die Schilderung der Uferbeschaffenheit des kleinen, aber tief ins Gelände einschneidenden Wasserlaufs, „ruissel d’un petit fleuve“, der die beiden Heere scheidet, des Kampfes an der über diesen [287] Giessbach führenden Holzbrücke, des Ueberganges der Konradiner an einer abwärts gelegenen Stelle, an der die Uferbeschaffenheit es ermöglichte, den Wasserlauf zu überschreiten, der vernichtenden Wirkung, die der dann von Heinrich von Castilien ausgeführte Flankenangriff für die Franzosen gehabt hat, die wichtige Angabe, dass die geschlagenen Leute Karl’s geflohen seien „as montagnes“ und noch vieles Andere; alles dieses mit Ausnahme der Angabe, Heinrich von Castilien habe das erste Treffen auf feindlicher Seite geführt – dürfte den wirklichen Verlauf der Schlacht recht genau wiedergeben.
Auch von dem letzten Theil der Schlacht – von dem Kampfe des von der Verfolgung der Geschlagenen zurückkehrenden Infanten Heinrich mit Karl von Anjou – entwirft Primatus eine werthvolle Schilderung, abgesehen überall von den Angaben, die von der oben dargelegten Tendenz des Autors beeinflusst sind. Gerade hier hat er mit dem von ihm benutzten gleichzeitigen Bericht manche einzelne Züge verknüpft, die er anderweitig erfahren hat. Dahin gehört wohl – ich komme darauf zurück – manches von dem über Erard de Valery Mitgetheilten, dahin die genauen Angaben über die besondere Tapferkeit des Guido von Montfort, dem Erard von Valery im dichtesten Getümmel den verdrehten Topfhelm zurechtrückt (S. 662).
Hier hat dann aber Primatus durch Beifügung einer derartigen wichtigen Einzelheit der Klarheit seiner Darstellung entschieden geschadet. Er fand in dem von ihm wie von den Annales clerici[27] benutzten Bericht die Angabe, dass Heinrich bei seinem ersten Angriff auf die Franzosen zurückgeschlagen sei, und dass er dann seine Leute zu einem nochmaligen Angriff gesammelt habe – mit nicht besserem Erfolg. Er ergänzt seine Quelle durch die Erzählung von der klugen Kriegslist des Erard de Valery, der durch verstellte Flucht an der Spitze von 30 Französischen Rittern die Leute Heinrich’s zur Lockerung ihrer festen Ordnung verleitet und es so den Franzosen möglich macht, zum Kampfe Mann an Mann in ihre Reihen einzudringen, und durch die weitere Angabe, dass schliesslich in diesen Einzelkämpfen die Franzosen ihre in der ungewohnten schweren Rüstung unbehilflichen Gegner im Ringkampf von den Pferden gerissen hätten. [288] Aber ohne jedes militärische Verständniss verknüpft Primatus diese Einzelheiten mit dem ersten Zusammenstoss Heinrich’s mit den Franzosen, während es doch auf der flachen Hand liegt, dass sie nur zu dem zweiten Zusammenstoss gehören können, da ja durch Erard’s verstellte Flucht und die dadurch möglich gemachten Kämpfe à bras étendu die Entscheidung herbeigeführt worden ist. Allein schon der knappe, aber klare Bericht der Annales clerici ut videtur Parisiensis ermöglicht es, in dieser Beziehung das Unverständige von Primatus’ Vorgehen nachzuweisen.
Primatus-Nangis bilden für viele Französische Berichte die Hauptvorlage. So benutzt den Primatus[28] das Chronicon Hanoniae quod dicitur Balduini Avennensis[29], wie sich besonders in der ihm entlehnten unrichtigen Angabe von der Belagerung Lucerias zeigt. Der kurze Bericht ist ganz bedeutungslos. Ohne selbständigen Werth ist neben der von ihr benutzten Quelle Primatus-Nangis die gereimte Branche de royaus lignages[30]; doch bietet dieselbe eine Reihe freilich meist fragwürdiger Einzelheiten, die nicht aus der hauptsächlich benutzten Vorlage stammen. Ich hebe von solchen hervor V. 11 075, dass in Konradin’s Schaar gewesen seien: „Bayviers Alemanz et Frisons“, V. 11 080 die Schätzung von Konradin’s Heer auf 30 000 Streiter, V. 11 097 die Aufzählung von „François, Chartains et ceus du Mainne“, V. 11 102 ff. wo ausser Erard de Valery noch genannt werden de Bauçoi Gui et Hui Nanteuil, de Monthégni Guillaumes und bemerkt wird: „plus de C à cheval estoient, qui tuit d’outremer retournoient“. V. 11 124 wird Karl’s Heer auf nicht mehr als 10 000 Mann angeschlagen. Die Verse 11 135 ff. lassen Konradin mit seiner Schaar das Wasser durchfurthen, Heinrich mit den Spaniern aber über die Brücke vorgehen[31], nachdem die erste Schaar Karl’s in die Flucht geschlagen. V. 11 186 wird angegeben, dass der Infant Heinrich die Fliehenden: „plus de II granz lieues les chace“. [289] V. 11 306 schätzt Erard die von der Verfolgung zurückkehrende Streitmacht des Infanten auf „bien la moitié plus de nous“, und verlangt V. 11 308 zwölf Ritter zur Ausführung der verstellten Flucht. Nach V. 11 420 fliehen die geschlagenen Leute Heinrich’s „près l’Aigle“. Der Schlachtbericht der Historiae regum Franciae continuatio Parisiensis[32] enthält wohl manches, was sich mit Primatus berührt – so die besondere Erwähnung des Guido von Montfort, die Angabe, dass Heinrich bei der Rückkehr von der Verfolgung durch das Französische Lager gekommen sei, die namentliche Hervorhebung des Erard de Valery allein in der Umgebung des Königs – aber entschieden mehr, was von Primatus abweicht. So namentlich die Angabe, dass Karl: descendi de la montaigne, ou il estoit, in der deutlich zum Ausdruck kommt, dass Karl mit seiner Abtheilung zunächst dem Kampfe ferngeblieben, was wohl auf Benutzung einer anderen Quelle hindeutet. Von einer besonderen Thätigkeit des Erard wird nichts erwähnt. Manches in dem Bericht will die Vermuthung nahe legen, dass demselben eine gereimte Quelle als Vorlage gedient hat. So die wie ein Refrain immer wiederkehrenden Worte: „et sa bataille“, die wiederholt gebrauchte Wendung: „si com il plot a Dieu, ne plut pas a Dieu, ne plot pas a Dieu“, endlich einzelne erkennbare Reimspuren:
S. 608 al. 33 | par la force de lui et Conradin |
al. 42 | que li rois Karlles s’estoit combatuz |
Ein paar Angaben finden sich in dieser Quelle, die sich mit solchen des Saba Malaspina decken, ohne dass es mir möglich wäre, den Grund dieser Uebereinstimmung nachzuweisen.
Saba Lib. IV Cap. IX. | Hist. reg. Franciae cont. | |
Prima fuit Provincialium et quorundam Romanorum – – – Primae praeerat Jacobus de Gaucelmo. | et un chevalier de Prouvence[33] si mena la premiere de la gent de roi Karlle et estoient cele gent de Prouvence et de la terre de la |
[290]
Saba lib. IV Cap. 10. | Hist. reg. Franciae cont. | |
Fugiens, inquam, Jacobus de Gaucelmo Aquilae substitit. | que cele premiere escelle de la gent le roi Karlle – – fut vaincue et desconfite et s’en fouirent a la ville de l’Aigle. |
Auffallend tritt an diesen Stellen die unrichtige Bezugnahme auf Aquila hervor, in dessen Nähe sogar die Historiae regum Franciae continuatio die Schlacht stattfinden lässt[34][WS 1], und in Folge dessen dann weiter bemerkt: „Et si vous dirai comment il avint par la volente de Dieu, que mesages vindrent en la ville de l’Aigle que li roi Karlles avoit la victoire du champ et que Conradins et sa bataille estoit desconfis et qu’il estoit assambles a la bataille dant Henri d’Espaigne. Et lors cil de la ville de l’Aigle et les fuianz de la premiere bataille retournerent el champ pour secourre et aidier le roi Karlle encontre dant Henri et sa gent; et sachiez qu’il ne se porrent tant haster que dant Henri et sa bataille ne fust toute desconfite“.
Kurze Erwähnung findet die Schlacht in mehreren anderen Französischen Quellen – so in den Notae S. Martini Lemovicenses[35], in denen nur die Angabe, dass auf Seite Konradin’s 15 000 Mann gefallen und der entsprechende Denkvers: „Plana Palentina servant ter milia quina“ zu beachten sind. In verschiedenen dieser kurzen Erwähnungen der Schlacht, wie in der Historia Albigensium des Guilelmus de Podio Laurentii[36], in der Vita Clementis IV. des Amalricus Augerii[37] verräth der Vergleich der Niederlage mit der von Benevent, die sie weit übertroffen habe, die Benutzung von Karl’s Siegesbericht, in anderen z. B. Adami Claramontensis flores historiarum[38], im Chronicon Girardi ab [291] Avernia[39] ist nur die eigentümliche Bezeichnung des Schlachtfeldes als campus leonis zu bemerken[40].
Voll von handgreiflichen Irrthümern sind die Istore et croniques de Flandres[41]. Sie verlegen die Schlacht nach Bonivent, Benevent, und werfen die Schlacht Karl’s gegen Manfred, die hier stattfand, mit der von Alba zusammen. Der Sultan von Nochères kommt Konradin mit starker Macht zu Hilfe – neben Konradin werden genannt sein Oheim der Herzog von Oesterreich und der Herzog von Braunschweig. Als die Feinde anrücken, „monta li contes Charles sur un coursier et vint frapper à la tente messire Jehan Brichaut [der in Karl’s Diensten stehende Johan Bricaut] qui jà en avoit oy nouvelles, là où il séoit sur un coffre et laçoit ses chausses de fer. Tantost descendi li contes et dist: Biaulx pères, nos anemis nous aprochent et il est vendredi. Que férons nous? Le chevalier répondit: Sire, tant fait il meilleur combatre. Ales, se faites sonner les trompettes et issons sur eulx, car, s’il plaist à Dieu, nous avons victoire avoec nostre bon droit“. Karl ordnet darauf sein Heer in drei Schaaren: „La première mena li maréscaulx de Mirepois avec la gent de l’eglise et de la Langue d’och. La seconde li contes Charles de Prouvence et li contes de Vendosme avoec les François et les Provenchiaulx“ – die dritte bildet Robert von Flandern mit seinen Leuten – er kämpft mit den Saracenen und schlägt sie. Schliesslich wird, trotzdem Heinrich von Castilien den Marschal de Mirepois zurückgedrängt hat, Konradin gänzlich geschlagen, selbst mit dem Herzog von Oesterreich „et le marchis de Brunswic et jusques à sept grans princes d’Alemaigne et de Lombardie“ gefangen. Auf diesem von Irrthümern strotzenden Bericht, neben welchem er noch Martin von Troppau und Adamus Claramontensis benutzt, fusst Johannes Longus in seiner Chronica S. Bertini[42].
Dem Florentiner Chronisten, dessen Erzählung von der Schlacht bei Alba für die meisten neueren Darstellungen derselben massgebende [292] Bedeutung gewonnen hat, gebührt ein besonderer Platz. Er ist Italiener, benutzt aber so ausgedehnt Französische Berichte, dass desshalb seine Sonderstellung gerechtfertigt erscheint.
Der Bericht des Giovanni Villani Lib. VII Cap. 25 ff. stellt sich als eine Zusammenarbeitung aus verschiedenen von ihm benutzten Quellen heraus.
Unter diesen stehen oben an die in ausgedehntem Umfang ausgeschriebenen Gesta des Wilhelm von Nangis[43].
Nangis S. 656 al. 47. | Villani Cap. 27. | |
Henricus, frater regis Hyspanie, prime phalangis vexillum accipiens, cum Hyspanis suis de castris primus egreditur, contra primam Francorum exercitus aciem conflicturus. | Die erste Schaar des Französischen Heeres [die schiera de’ Provenzali unter Arrigo de Cosance] kämpft an der Brücke gegen Don Arrigio. | |
Nangis S. 657 al. 40. |
Villani Cap. 26.
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Interea vero rex fremitu hostium et suorum clamore excitatus, armis induitur, et quam cicius potuit, equum insiliens, duas tantum acies ex suis gentibus ordinavit. In prima autem suorum acie Provinciales suos ponens, quos hactenus bonos habuerat in rebus bellicis adiutores, ad supplementum legionis illius Campanos, Lombardos et alios quotquot habuit barbare nationis voluit adhiberi, tresque duces Francigenos illi bello constituit, Henricum de Cusanciis, qui in illa die regis arma induerat, militem tutissimum et audacem, duosque alios, Johannem de Clariaco et Guillelmum Lestandart, milites inclitos et manu promptissimos, de quorum fidelitate et audatia non dubitans, illi Henrico signifero in phalangis regimine sociavit. | il quale [Erard de Valery] ordinò della gente del re tre schiere, e dell’ una fece capitano messer Arrigo de Cousance, grande di persona e buono cavaliere d’arme: questi fu armato colle sopransegne reali in luogo della persona del re, e guidava Provenzali e Toscani e Lombardi e Campagnini[44]. L’altra schiera furono dei Franceschi, onde furono capitani messer Gianni di Crari et messer Guglielmo lo Stendardo, e mise i Provenzali alla guardia del ponte del detto fiume. |
[293] Villani weicht von der benutzten Vorlage bedeutend ab in Bezug auf die Schlachtordnung, indem er drei Treffen Karl’s annimmt, von denen das zweite aus Franzosen gebildet, und von zwei der nach Nangis genannten drei Führer befehligt wird, die nach der benutzten Quelle im ersten Treffen fochten. Man könnte den Grund zu solcher Abweichung auf ein Missverständniss zurückführen, entstanden aus dem Umstand, dass Nangis, trotzdem er vorher bemerkt hat, dass alle Franzosen in der zweiten Schaar gewesen seien, später doch die Leute des ersten Treffens als Franci bezeichnet. Doch wird man diese Erklärung fallen lassen müssen, – ich werde weiterhin zu zeigen versuchen, dass Villani zu dieser Abweichung von Nangis veranlasst worden ist durch die Benutzung einer anderen Quelle.
Sonst ist die sachliche Uebereinstimmung Villani’s mit Nangis überall augenfällig, ausserdem wird die Abhängigkeit Villani’s von Nangis durch eine ganze Reihe wörtlicher Anklänge verbürgt. Ich stelle einiges zusammen:
Nangis S. 658 al. 48. | Villani Cap. 27. | |
cum magnis clamoribus invasere. | con grande furore assaliro. | |
Nangis S. 658 al. 53. |
Villani Cap. 27.
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Henricus de Cusanciis – – – membratim sub regis imagine detruncatur. | Arrigo de Cosance – – – colle ’nsegne del re Carlo fu abatuto e morto e tagliato. | |
Nangis S. 660 al. 55. |
Villani Cap. 27.
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ad regis tentoria propius accedentes regis et suorum vexillis et armis cognitis. | e quando si venne approssimando conobbe l’insegne de’ nemici. | |
Nangis S. 661 al. 47. |
Villani Cap. 27.
| |
Tunc dominus Erardus de Valarico, regis adherens lateri, vir expertus in rebus bellicis, cum vidisset | Il buono messer Alardo veggendo ciò, disse al re, che bisognava de fargli dipartire da schiera per |
[294]
hostes ita prudenter ordinatos in acie, dixit regi: Domine mi rex, isti prudenter vadunt ad prelium et ita iunctim et conserti in agmine, quod a nobis impenetrabiles estimantur. Agendum est igitur aliquo calliditatis ingenio, ut aliquantulum dispersi nostris ad agminis illorum intima pateat aditus, ita ut manutentim cum eis valeant extento brachio preliari. | rompergli: lo re gli commise facesse a suo senno. Allora | |
Rex itaque huiusmodi laudans consilium dixit ei: Ite et de nostris quos vobis placebit eligite et modo quo poteritis agite ut eorum acies densissima dissolvatur. Tunc Herardus cum triginta vel circiter electis militibus a regis agmine sequestratus non quasi vellet cum hoste congredi, sed pocius fugam dissimulans, versus partes accelerat, ubi fuga sibi tutior apparebat. Statim hostes, rati eos fugam arripere, altisonis vocibus clamantes: Fugiunt! ad eos insequendum certatim se preparant et in brevi spatio dissoluti, Francis se penetrabiles prebuerunt. Tunc rex movens cum acie in eos mergitur et Herardus et sui milites flexis loris ad eos revertentes, ipsos a latere cum magnis clamoribus invadunt et in eos impetu validissimo proruperunt. Aciebus itaque concurrentibus, discrimen periculosum conseritur; verumptamen hostes erant tanta armorum dempsitate induti, quod ictus Francorum quasi irritos redderent, et velut hebetes ipsorum gladios] repellebant et quia tantis armorum utensilibus armari non consueverant, idcirco minus agiles et ruine promptiores concussi cum impetu extiterunt; Quod ut a Francis animadversum est, communiter acclamantes: ad brachia ad brachia per humeros eos cum manibus rapientes ab equis ad terram praecipites impellebant. | prese de’ migliori baroni della schiera del re da trenta in quaranta, e uscirono della schiera e faceano sembiante che per paura si fugissono, siccome gli avea ammaestrati. Gli Spagnuoli veggendoli come con più delle bandiere di quegli signori si metteano in volta e in vista di fuggire, con vana speranza cominciarono a gridare e’ sono in fuga! e cominciarono a dipartirsi da schiera e volergli seguire. Lo re Carlo veggendo schiarire e aprire la schiera degli Spagnuoli e altri Tedeschi francamente si misono a fedire tra loro e messer Alardo co’ suoi saviamente si raccolsono e tornarono alla schiera. Allora fu la battaglia aspra e dura, ma gli Spagnuoli erano bene armati per colpi di spada non gli poteano atterrare, e spesso al loro modo si rannodavano insieme. Allora i Franceschi cominciarono a gridare ad ire [?] e a prendergli a braccia e abbattergli de’ cavalli a modo de’ torneamenti. |
[295] Villani nennt Cap. 27 neben Karl und Valery auch noch ausdrücklich den Guido von Montfort: „Lo re Carlo era in sul colletto di sopra alla valle dove era la sua schiera con messer Alardo di Valleri e col conte Guido di Monforte“ – veranlasst ist er dazu durch die Einzelheiten, welche Wilhelm von Nangis S. 662 al. 44 über des Letzteren tapferes Kämpfen mittheilt, die Villani wie manche ähnliche Einzelheiten seiner Vorlage weglässt.
Mehr der Erklärung bedürftig als die Uebereinstimmungen Villani’s mit den Gesta des Wilhelm von Nangis sind die Abweichungen des Florentiners von seiner Vorlage.
Nach manchen auffälligen Anklängen scheint es mir zweifellos, dass Villani zunächst neben den Gesta Wilhelm’s von Nangis auch die Historia imperatorum des Ricobaldus Ferrariensis benutzt hat.
Ricobaldus, Mur. SS. IX, 136. | Villani Cap. 26. | |
Karulus se numero imparem cernens, usus est artibus, delegit ergo ex communi suo exercitu equites quingentos probatissimos ad certamen, ceteros equites aciebus instructis ad proelium conserendum praemittit – – – | si disse al re Carlo, se volesse esser vincitore, gli convenia usare maestria di guerra più che forza – worauf eine dritte Schaar von 800 Mann hinter einem Hügel versteckt aufgestellt wird. | |
Villani Cap. 27.
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Conradini milites maxime Germani diffunduntur ad praedam. Karolus igitur dispersos aggreditur, sed cum tempus instaurandi acies non daretur fessi prelio et incompositi licet numero plures, aciem integram et vegetorum virorum impetum sustinere minime potuerunt. Conrado cum Karulo volenti confligere oblatum est consilium ne se pugnae committeret cum viris fortissimis. | I Tedeschi si credettono avere vinto, che non sapeano dell’ aguato del re Carlo, si cominciarono a spandere per lo campo e intendere alla preda e alle spoglie – – – perocchè la gente di Curradino erano lassi e stanchi per lo combattere e non erano tanti cavalieri schierati ed assai quanti quelli del re, e senza ordine di battaglia – – – E quando Curradino s’avvide che la fortuna della battaglia gli era incontro per consiglio de’ suoi maggiori baroni si mise alla fuga. |
[296] Die Uebereinstimmungen erscheinen um so beweiskräftiger, als sie sich alle auf Dinge beziehen, von denen in der Französischen Quelle des Florentiners keine Rede ist. Gegen die Annahme einer Benutzung des Ricobaldus durch Villani könnte man ja den Umstand geltend machen, dass Ricobaldus die Stärke der unter Karl’s persönlicher Anführung dem Kampfe zunächst fern bleibenden Abtheilung auf 500, Villani dagegen dieselbe auf 800 Pferde angibt. Aber gegenüber dem Gewicht der nachgewiesenen Uebereinstimmungen wird dieser Einwurf nicht stichhaltig sein können, da die Verschiedenheit in der Zahlangabe durch ein blosses Versehen, oder aber auch als absichtlich auf Grund einer anderweitigen Angabe[45] vorgenommene Aenderung an dem sonst benutzten Bericht des Ricobaldus ihre Erklärung findet.
Ausserdem benutzt Villani noch einen Bericht, dem er die Cap. 26 mitgetheilten, Aquila betreffenden Einzelheiten nacherzählt, indem er dadurch die sonst wesentlich nach Nangis erzählte Folge der Begebenheiten unterbricht. Ich habe schon früher auf Angaben anderer Quellen hingewiesen, in denen Aquila eine eigenthümlich hervorragende Rolle spielt[46], zu deren Verfassern also wohl auch eine Kunde dieser sich besonders mit Aquila beschäftigenden Ueberlieferung gedrungen sein wird.
Eine Bemerkung Raumer’s[47] liess es wahrscheinlich dünken, dass ein Bericht über die Kriegsereignisse, der sich ganz besonders mit Aquila beschäftigt, sich finde im Cod. 1836 der Bibl. Riccardiana zu Florenz. Aber die Vermuthung erwies sich als [297] trügerisch. Herr College Cesare Paoli in Florenz hat die Güte gehabt, den betreffenden Codex durch seinen Schüler, Hrn. Dr. Marchesini für mich einer genauen Prüfung unterziehen zu lassen. Dieselbe lieferte das Ergebniss, dass der Verfasser des im genannten Codex enthaltenen Geschichtswerkes, in dessen Mittelpunkt die Stadt Neapel steht, den Villani sehr stark benutzt hat, ihn theils geradezu ausschreibend, theils abkürzend, die Abschnitte aber, die mit dem Königreich Neapel keinen Zusammenhang haben, weglassend. In dem uns interessirenden Abschnitt macht der Verfasser dieser Chronik auch einige Zusätze zu dem, was er aus Villani entnimmt, doch sind dieselben nicht der Art, dass wir für dieselben eine besondere, neben Villani von ihm benutzte Quelle vorauszusetzen hätten.
Eine andere Verarbeitung wohl derselben Legende von Aquila, die Villani benutzt hat, haben wir bei Boetio di Rainaldo di Poppletto Aquilano, volgarmente Buccio Ranallo, Delle cose dell’ Aquila dall’ anno 1252 fin al anno 1362[48]. Der Verfasser dieses historischen Reimwerks war ein Patricier von Aquila. Seit dem Jahre 1310 Augenzeuge mancher der von ihm erzählten Begebenheiten, begann er die Abfassung desselben wohl 1343, schreibt 1362 gleichzeitig, und ist 1363 gestorben.
Die Darstellung der Schlacht bei Alba, oder wie Boetio sagt, in Marse, beginnt in dem Gedicht mit Strophe 94 und reicht bis Strophe 142 einschliesslich – wobei aber zu bemerken ist, dass die Strophen 100–106 einschliesslich in einen ganz andern Zusammenhang gehören und nur irrthümlich in die Schlachtschilderung hineingerathen sind[49]. Die Schlachtschilderung selbst ist vollkommen sagenhaft. Karl von Anjou lässt in jedem der verschiedenen Heerhaufen, in die er seine Streitmacht gliedert, einen Ritter seine Rüstung anlegen, Strophe 98. Drei seiner Heerhaufen werden geschlagen (Nr. 99), besonders ein Deutscher, der Cavalier della polzella, thut Wunder der Tapferkeit (Nr. 107. 108). Karl an der Spitze des vierten Heerhaufens – „settecento baruni de bonu ardimento havea“ – denkt an Flucht (Nr. 109), die aber einer seiner Ritter ihm als ganz aussichtslos widerräth (Nr. 110). Inzwischen ist es bereits Abend geworden, und es [298] kommt an diesem Tage zu keinem Kampfe mehr (Nr. 111. 112). Dann wird der nächtliche Ritt Karl’s nach Aquila ganz ähnlich erzählt, wie wir ihn bei Villani finden:
Nr. 113. | Già era borbottato, che Aquila se tenea |
Nr. 114. | Con quistu penzamintu la sera cavalcao |
Nr. 115. | Respusero le guardie: per Re Karlo se tene |
An einem andern Stadtthor begehrt nun der König von den Wächtern unter dem Vorgeben, er und seine Begleiter seien Abgesandte Karl’s, Einlass, geht zum Capitan, der die Stadtbeamten – li dudici homeni – einberuft, mit denselben Rath hält, und Hilfe an Mannschaft und Futter für Karl begehrt. Alles wird bewilligt, und noch in derselben Nacht kehrt der König in sein Lager zurück (Nr. 116–123). Stattliche Hilfe bricht von Aquila auf und trifft Morgens nella hora di nona in Karl’s Lager ein, wo man darauf wieder Muth fasst. Karl greift die Feinde an, die gesiegt haben, und in einem der drei Ritter, die in Karl’s Rüstung und mit der Krone in den Kampf gegangen und sämmtlich gefallen waren, Karl selbst getödtet zu haben glauben, dringt vor bis zu Konradin’s Zelt und wirft dessen Banner nieder. Konradin hält sich für verrathen und wendet sich zur Flucht, auf der er von den Frangipani gefangen, an Karl ausgeliefert, und auf dessen Befehl zu Neapel hingerichtet wird. Konradin’s Heer wird gänzlich geschlagen (Nr. 134–140). Den Schluss macht die Erzählung, dass Alba – Rainaldo schreibt Alva – in der Meinung, Konradin’s erster Sieg habe alles entschieden, sich Konradin zugewendet habe, wofür Karl nach seinem Siege zur Strafe die Stadt verwüsten lässt. Er stiftet: „in Marse“ die Kirche della vittoria (Nr. 141–142).
Wir haben hier eine sagenhafte Umbildung der Aquila betreffenden Erzählung vor uns, in der man dieselbe Grundlage [299] wie für den Bericht Villani Cap. 27 zu erkennen vermag. Aber für die Frage, welche Quelle dem Villani diese Erzählung geboten, gewinnen wir keine Aufklärung. Dass der Ansatz zu einer Ueberlieferung, die Aquila in einen ganz unmöglichen Zusammenhang mit der Schlacht von Alba brachte, sehr alt sein muss, lehren die früher hervorgehobenen Bezugnahmen Französischer und anderer Quellen auf Aquila[50]; woher Villani seine Angaben über die Rolle des Erard de Valery, auf die ich in anderem Zusammenhang zurückkommen muss, geschöpft hat, lässt sich nicht ganz bestimmt entscheiden. Immerhin aber lehrt die hier angestellte Prüfung, dass der Bericht des Villani keineswegs den hervorragenden Platz unter den Quellen verdient, der ihm meistens eingeräumt wird.
Es macht einen tief betrübenden Eindruck, dass die Mitlebenden in Deutschland im Ganzen sich so wenig bekümmert haben um die Schlacht im fernen Süden, die dem letzten Sprössling des erlauchten Hauses der Staufer und der von ihm vertretenen Sache das Ende bereitete. Ganz zutreffend bemerkt solcher Gleichgültigkeit gegenüber ein Deutscher Zeitgenosse[51] bei seiner Erwähnung der Hinrichtung Konradin’s: „Quod ille gentes magis gemere et dolere videntur quam Theutonici“. Der particuläre Charakter der damaligen Deutschen Gesehichtschreibung, für deren Blick das Allgemeine ganz hinter dem Localen zurücktritt, ist dafür ja mit Grund als Erklärung anzuführen, ohne dass das Traurige solcher Wahrnehmung dadurch gemildert würde.
Im Kloster Weingarten hat man einen kurzen Bericht über die Unglücksschlacht, in der der letzte Staufer erlag, der das Wesentliche richtig zum Ausdruck bringt, aufgezeichnet nach den Mittheilungen eines Italieners[52].
[300] Aus ähnlicher Quelle stammt wohl auch die Bemerkung, welche die Annalen von Schäftlarn[53] darüber bringen, die Konradin’s Unglück zurückführen auf die „avaricia suorum propter praedam“.
Sifrid von Balnhusen[54] erzählt Konradin’s Zug nach dem Chronicon Mindense, legt sich aber dann den weiteren Hergang ganz eigenthümlich zurecht: „Inito autem conflictu inter Conradum et Carolum victoriam habuit Conradus. Sed a quodam potente Longobardo in munitionem receptus, traditus est fraudulenter cum marchione de Baden et comite Pisano“.
Häufiger erwähnt wird die Schlacht, offenbar wegen der Theilnahme des dem Lande näher stehenden Friedrich von Baden an derselben, in Oesterreichischen Geschichtsaufzeichnungen[55]. Oesterreichische Quellen allein von den Deutschen geben uns ausführlichere Nachrichten über die Entscheidungsschlacht zwischen Konradin und Karl von Anjou. So zunächst das Chronicon Rytmicum eines ungenannten Verfassers[56]. Der Text desselben ist mehrfach verderbt[57], die Verse sind dunkel und zum Theil kaum verständlich, aber im Ganzen spricht sich in der Erzählung eine recht genaue Kenntniss der Vorgänge aus. So weiss der Verfasser, dass die Deutschen sich voreilig auf das Beutemachen verlegt haben, und dies ihnen verhängnissvoll geworden ist, vgl. Vers 833.
Inexpertos Teutates iuvenes conatur | |
S. 839. | Denuo Francigeni prudenter armantur |
[301]
Suis (cum) complicibus campis sociantur. |
Nach diesen Angaben scheint der Verfasser auch Kenntniss von einer verstellten Flucht der Franzosen gehabt zu haben. Wie auch an anderen Stellen dürfte er auch hier schriftliche Quellen benutzt haben – er stimmt wenigstens in einer unrichtigen Angabe auffallend überein mit der Cont. Claustroneoburgensis VIa: Item rex Carolus fratrem regis Castelle enervans occidit – Chronicon Rytmicum V. 867: Senator arteriis vivus enervatur. Daneben aber möchten ihm auch mündliche Mittheilungen, vielleicht irgend eines entronnenen Theilnehmers an Konradin’s Zug aus Oesterreich, zugekommen sein.
Ausführlich erzählt auch Ottokar von Steyermark[58] den Zug Konradin’s. Von der Schlacht weiss er die anfängliche Niederlage der Franzosen zu berichten, bemerkt aber ausdrücklich, dass er eine nähere Schilderung des Kämpfens nicht geben wolle:
Wann ich sprachs nach wan |
Den schliesslichen Erfolg Karl’s erklärt Ottokar in derselben Weise, wie wir es auch sonst bei Ghibellinischen Schriftstellern fanden:
Ich sag euchs wie ers anvieng |
[302]
Wenn die Dewczschen siges phlägen |
Ein Beispiel von dem, was man sich in den Kreisen der fremden Ritterschaft von der Schlacht zwischen Konradin und Karl zu erzählen wusste, gibt uns der um 1300 geschriebene Bericht des D’Esclot[59]. Den Kampf verlegt er in die Nähe von Ponte di Xiprè, Ponte Ceperano. Konradin geht über die Brücke, und ordnet sein Heer. Heinrich von Castilien mit den Spaniern bildet den „antiguardo“, in die „schiera mezzana“ werden die Pisaner und Toscaner eingeordnet, die Römer bilden das dritte Treffen. Konrad mit den Deutschen, dem Grafen Galvay (Galvano) und mit dem Sohne des Herzogs von Oesterreich „tenne il retroguardo“. Karl, der sein Heer in ebenso viele Schaaren geordnet hatte, von Furcht ergriffen beim Anblick des stattlichen feindlichen Heeres und des in der Vorhut wehenden Banners Heinrich’s von Castilien, verlässt mit 300 Rittern das Schlachtfeld, und nimmt Stellung hinter einem Hügel, um, wenn sein Heer erliege, von da zurückzukehren und die Schlacht zu erneuern. Heinrich von [303] Castilien wirft das ihm entgegenstehende Treffen Karl’s, Provençalen und Picarden, die anderen Leate Konradin’s stürzen sich auf das zweite Treffen Karl’s unter Anführung des Grafen von Flandern und schlagen auch dieses, Konradin ist Herr des ganzen Schlachtfeldes: „poichè cavalieri e fanti s’erano dati alle gambe“. Während einige die Fliehenden verfolgen, steigen die Andern von den Pferden, um den Gefallenen die Rüstung abzuziehen, im Glauben, Karl selbst habe an der Schlacht theilgenommen und sei in derselben gefallen. Karl steigt auf den Hügel, überblickt die Sachlage, fordert in einer kurzen Ansprache seine Ritter zu entschlossenem Angriff auf die ungeordneten Feinde auf, der dann auch so ausgeführt wird und den Erfolg für Karl sichert. Konradin mit 500 Rittern rettet sich in der Richtung gegen Rom, Heinrich von Castilien flieht in eine Abtei, wird aber von den Mönchen derselben an Karl ausgeliefert und von diesem ins Gefängniss geworfen.
Eine ganz eigenartige Stellung unter allen die Schlacht erzählenden Quellen nimmt die Anfangs des 14. Jahrhunderts geschriebene Chronique de Morée[60] ein, deren ganzer Bericht auf eine Verherrlichung des Wilhelm von Villehardouin, Fürsten von Morea, hinausläuft, ohne dass anderweitig auch nur das Geringste von einer Anwesenheit und Theilnahme desselben bekannt wäre[61]. Mit 1100 Pferden landet Wilhelm von Villehardouin zu Brindisi, und kommt zu Karl nach Benevent. Als die Heere Karl’s und Konradin’s sich gegenüberstehen, nimmt Wilhelm, erfahren in den Listen des Orients, eine Schaar Ritter und besteigt mit diesen einen Hügel, um Konradin’s Heer auszukundschaften. Er meint zu seinen Begleitern, der Feinde seien doppelt so viel als Streiter auf ihrer Seite, und entwickelt dann Karl seinen Plan: „che non si combatesse con loro alla Franca apertamente per esser li Alemanni molto fieri e forti e in gran numero, ma ch’ era da combatter con le astuzie levantine al modo de Greci e Turchi e che a questo modo sperava vittoria“. Wilhelm [304] ertheilt nun seine Rathschläge: „Questo loco, ove ci troviamo, è boschoso e coltivato e arboroso, e stretti faremmo tre ale del nostro essercito; manderemmo innanzi li nostri più leggeri cavalli e più esperti in tre ale contro Alemanni, fingendo voler combattere; li Alemanni come sbardelati e avidi di combattere li veniranno incontra; questi nostri come fugati rindietreranno e si lasseranno li pavioni con molte robbe nostre come abbandonate; li nemici come vincitori si occuperanno in la preda e li nostri torneranno e da altra parte do ale, e saranno addosso i nemici occupati e sparsi e così sarà facile vincerli, perchè noi li assalleremmo da più lati; oltre di questo metteremmo gente in li colli vicini i quali ad un segno descendendo contra nemici“ u. s. w. Und genau nach diesem Plan spielt sich die Sache ab. Dieser Bericht weicht von allem ab, was uns sonst über den Hergang bekannt ist – auf Glaubwürdigkeit kann er im Allgemeinen so wenig wie im Einzelnen Anspruch erheben. Der Irrthum, dass Konradin in der Schlacht gefallen und sein abgehauener Kopf zu Karl gebracht worden sei, zu dessen Bedauern, da er den Gegner lieber lebendig gefangen gesehen hätte, kann in einem derartigen Bericht nicht befremden. Eine solche Erdichtung in maiorem principis gloriam – Karl soll dem Wilhelm von Villehardouin aus der Beute „il pavion e l’avere del duca di Carintia“, worunter wohl Friedrich von Baden zu verstehen ist, geschenkt haben – etwa dreissig Jahre nach der betreffenden Begebenheit bleibt vom historiographischen Standpunkt aus sehr interessant. Uebrigens hat das Vorgehen des Verfassers der Chronique de Morée eine Analogie an Gilles li Muissis, der die Rolle, die sonst dem Erard de Valery zugetheilt wird, den Flandrischen Ritter Alard de Bourgelles spielen lässt[62].
Der Versuch, auf die Frage nach der Stärke der beiden Heere eine bestimmte Antwort zu geben, stösst wie fast[WS 2] regelmässig bei Benutzung mittelalterlicher Berichte über kriegerische Ereignisse auf grosse Schwierigkeiten. Wohl finden wir darüber manche, auch bestimmt genug lautende Angaben in den Quellen, [305] aber dieselben weichen vielfach voneinander ab, und man sieht bald, dass es sich bei denselben überall nur um ungefähre Schätzungen handelt, eine genaue, zuverlässige Kunde von der Heeresstärke hüben und drüben aber den Berichterstattern durchaus fehlt. Die Ritterheere des Mittelalters hatten eben nicht die feste taktische Gliederung, die in späteren Zeiten den Berichterstattern wenigstens annähernd zuverlässige Feststellung der Heeresstärke auf Grundlage der Ordre de bataille ermöglicht. Der Historiker darf von vornherein nicht darauf rechnen, aus mittelalterlichen Berichten sichere Ergebnisse über die Höhe der Streitkräfte zu gewinnen, sondern wird zufrieden sein müssen, wenn er die Frage annäherungsweise mit einiger Wahrscheinlichkeit zu beantworten im Stande ist.
Mit grosser Bestimmtheit lässt sich zunächst sagen, dass Konradin an Zahl seinem Gegner ganz bedeutend überlegen gewesen ist. Darin stimmen wohl alle uns vorliegenden Berichte überein. Selbst diejenigen, die sich mit allgemeinen Angaben begnügen, ermangeln selten, entweder die bedeutende Stärke Konradin’s im Allgemeinen hervorzuheben oder seine Ueberlegenheit ausdrücklich zu betonen[63].
Als Ausnahmen sind ein paar Angaben zu bezeichnen, dass auch Karl ein starkes Heer gehabt habe[64].
[306] Die Annales Placentini Gibellini[65] geben die Stärke von Karl’s Heer zu 4000 milites an, die Stärke der schiera, an deren Spitze Karl nach dem ersten für die Seinen unglücklich verlaufenen Kampf angreift, auf 1000 milites, den Gesammtverlust auf beiden Seiten auf plus quatuor milibus militibus et peditibus.
Die Annales Mantuani[66] berichten: „Et cum fuit [Konradin] in civitate Rome, paravit se cum sua militia, que erat circa octo milia inter Lombardos, Theotonicos, Tuscos et Romanos. Et domnus don Enricus, frater regis Castele, similiter se paravit cum sua militia, et iverunt in Apulegia“ – so dass anscheinend die milicia Heinrich’s, die von den Annales Placentini Gibellini auf 300 Spanische Ritter angegeben wird, in jene 8000 nicht eingerechnet ist.
Die Annales veteres Mutinenses[67] geben auf Seite Karl’s 6000, auf Seite Konradin’s 9000 milites an, den Gesammtverlust beider Heere auf septem milia cum calcaribus.
Die Annales clerici ut videtur Parisiensis[68] beziffern die Gegner Karl’s auf 14 000 Mann, die „fere omnes sunt mortui“, die Heeresabtheilung Karl’s, mit der dieser Konradin „qui cum bene 7000 armatorum expectabat, ibidem est aggressus“, auf 1200 Mann. Sie denken sich in diesem Augenblick also ungefähr die Hälfte von Konradin’s Heer mit Heinrich von Castilien auf der Verfolgung. Damit stimmt es, wenn dieser nachher die Seinen zum zweiten Angriff ermuthigt mit dem Hinweis darauf, dass die Gegner „essent pauci et laxati“. Auch Villani Cap. 27 bemerkt, dass der grössere Theil von Konradin’s Heer auf der Verfolgung begriffen gewesen sei, als Karl’s Angriff erfolgte.
Die Chronica minor auctore minorita Erphordiensi Cont. I und V[69] berechnet den Gesammtverlust auf beiden Seiten auf mehr als 6000 Mann.
Die niedrigste Angabe der Stärke Karl’s hat Villani VII, 26, [307] der ihm noch nicht 3000 Mann zuschreibt. Saba Malaspina[70] lässt die Ueberlegenheit Konradin’s in der Wendung hervortreten: „quod si cum illis tribus alis, quas rex constituerat saepefatus, sola prima Corradini acies conflixisset, sanguis Gallicus, bello taliter perdito, humum et herbas desuper faciliter et absque resistentia finaliter madefacere cogebatur“ – er und Villani geben die Stärke des Treffens, mit dem Karl angreift, auf 800 Mann an. Dieselbe Zahl für dieses Treffen haben auch die Annales Mediolanenses[71], während Ferreto Vicentino[72] sie im Allgemeinen als maximus coetus bezeichnet. Die Zahl 500 für diese Abtheilung geben Ricobaldus Ferrariensis[73] und die ihn ausschreibenden Quellen, sowie Bartholomaeus de Neocastro[74] – die geringste Zahl nennt D’Esclot, der die Schaar, mit welcher Karl das Schlachtfeld verlässt, um hinter dem Hügel Aufstellung zu nehmen, auf nur 300 Mann berechnet.
Der niedrigsten Angabe der Gesammtzahl der in der Schlacht Gefallenen mit 4000 Mann in den Annales Placentini stehen als Extreme gegenüber die Angaben der Annales Scheftlarienses: „de civibus Romanorum et de Alemannis Yspanis Lombardis Thuscanis et Francigenis plus quam decem milia hominum in eodem conflictu occisi sunt“, der Notae S. Martini Lemovicenses[75], dass Karl „cum paucis circa 15 000 milites interfecit“, und der Annales Peutingeriani[76] gar mit 20 000 Mann.
Ich glaube aus den Angaben der verschiedenen Quellen mit ziemlicher Sicherheit den Schluss ziehen zu dürfen, dass Konradin ungefähr doppelt so viel Streiter gehabt hat, als Karl. Mit einiger Wahrscheinlichkeit wird sich weiter sagen lassen, dass Konradin gut 8000[77], Karl aber gut 4000 Streiter gehabt hat.
Für das unter Karl’s persönlicher Führung später eingreifende [308] Treffen dürfte die Zahl von 800 Pferden festzuhalten sein, die durch Versprengte aus den ersten Kämpfen im Augenblick des Angriffs verstärkt worden sein könnte (auf 1000 oder 1200 Reiter).
Die Angaben über die Verluste lassen sich in den höchsten Ansätzen von 10 000 und 20 000 unbedenklich als übertrieben bezeichnen, was in noch sicherem Masse gilt von der Angabe, dass allein auf Konradin’s Seite 15 000 geblieben.
Die Angabe der sonst sehr zuverlässigen Annales Placentini Gibellini, dass im Ganzen 4000 gefallen, erscheint sehr niedrig, selbst unter der Voraussetzung, dass der Gewährsmann des Annalisten nur die im Kampfe selbst Gefallenen meinte, während in anderen Angaben der Gesammtverlust Konradin’s, namentlich auf der Flucht, mitberücksichtigt sein könnte. Beides wird auseinandergehalten in der Chronica minor auctore minorita Erphordiensi Cont. V[78]: 6 millibus in pugna occisis, exceptis multis aliis qui in diversis locis singillatim occisi sunt ab exercitu Karoli.
Es fehlt an Anhaltspunkten in den Quellen, um sicher entscheiden zu können, in welcher Stärke etwa Fussvolk in den beiden Heeren vorhanden gewesen ist. Konradin hatte in Oberitalien 2000 Söldner zu Fuss angeworben – seine Ritterschaft wird beim Einzug in Rom auf 5000 Mann geschätzt, wozu dann die Leute des Infanten Heinrich und die Römischen Ghibellinen hinzukamen.
Erwähnt wird Fussvolk in mehreren Berichten[79], aber mit Sicherheit lässt sich sagen, dass dasselbe in der Schlacht keine Verwendung gefunden hat.
Auf Seite Karl’s dürfte bedeutend weniger Fussvolk vorhanden gewesen sein, als auf der Konradin’s. Karl hatte sein Heer in aller Eile aus den aufgebotenen Lehensleuten gebildet, zur Anwerbung von Söldnern, durch die allein sich damals Fusstruppen in nennenswerther Stärke beschaffen liessen, aber keine Zeit gehabt.
Nach der eingehenden Schilderung der Schlacht, wie sie uns Primatus gibt, hat sie nur in wiederholten Reiterkämpfen bestanden – eine Verwendung von Fussvolk tritt nirgends hervor, [309] wohl aber scheint aus der gelegentlichen Bemerkung des Primatus S. 661: „mes il [Heinrich’s Leute] reprirent tantost leur courages par l’ammonestement de leur prince et s’en vindrent et passerent a grant bruit parmi les tentes des François et tuerent pluseurs des garçons et des gens de pie qui la estoient“, hervorzugehen, dass die gewiss nicht zahlreichen Französischen Fussgänger dem Kampfe fern und im Lager zurückgeblieben waren. Auf Seite Konradin’s verlautet von einer Theilnahme der Fussgänger am Kampfe auch nichts[80].
Gegen die entscheidende Rolle, welche besonders nach späteren Berichten Erard de Valery bei Alba gespielt haben soll, indem er durch die klugen Rathschläge, die er gibt, den Sieg Karl’s von Anjou ermöglicht, sind neuerer Zeit von verschiedenen Seiten Zweifel geäussert worden[81]. Aber die Gründe, durch welche diese Zweifel gestützt werden sollen, sind doch sehr wenig überzeugend. Dass Erard von Valery in den Urkunden Karl’s von Anjou nicht erwähnt wird[82], hat doch gar nichts Auffallendes, [310] da Erard de Valéry nicht zu Karl’s Unterthanen gehörte, vielmehr nur zufällig auf der Reise vom heiligen Land nach Frankreich ins Königreich gekommen war[83].
Ebenso wenig kann es nach meiner Ansicht etwas beweisen, dass der Held von Alba von verschiedenen Schriftstellern mit verschiedenen Namen genannt wird – Erard und Alardo sind doch nur als die Französische und Italienische Form ein und desselben Namens aufzufassen[84].
Am wenigsten glücklich scheint mir für diesen weitgetriebenen Zweifel das argumentum e silentio verwerthet worden zu sein. In einem Bericht, wie ihn z. B., um nur eine der wichtigsten, [311] eine vollkommen gleichzeitige Quelle anzuführen, die Annales Placentini Gibellini bieten, kann man ja unmöglich Kenntniss von den auf Seite des Gegners getroffenen Anordnungen, noch weniger von der Persönlichkeit, der dieselben zu danken sind, voraussetzen.
Erscheint mir nach allem die gegen Erard’s verdienstvolle Thätigkeit in der Schlacht bei Alba geübte Skepsis nicht genügend begründet, so kann ich mich andererseits auch mit jener Gläubigkeit nicht befreunden, die aufs Wort alles annimmt, was doch nur späte Quellen allein über Erard’s Thätigkeit zu erzählen wissen. Sie verfällt in den methodischen Fehler, zu wenig das Werden und Wachsen der Ueberlieferung über die Thaten des Französischen Kreuzfahrers zu beachten – und doch wird man einzig und allein hierdurch zu einem möglichst gesicherten Ergebniss gelangen können.
Wir werden da auszugehen haben von den Französischen Berichten. Nur in diesen werden wir der Natur der Sache nach Näheres über die auf Seite Karl’s von Anjou getroffenen Anordnungen, sowie über den Antheil, den Erard von Valery an denselben gehabt, zu finden hoffen dürfen. In den Annales clerici ut videtur Parisiensis heisst es bei Schilderung des ersten Kampfes zwischen Karl von Anjou[WS 3] und dem von der Verfolgung der geschlagenen Feinde zurückkehrenden Infanten Heinrich von Castilien: „sed predicto rege, domino Erardo de Valeriaco, qui de novo de partibus ultramarinis venerat, et aliis, qui pro ecclesia se gerebant, contra eum audaciter ac magnanimiter venientibus“, und bei dem zweiten Angriff, den Heinrich macht: „sed ipso domino Erardo ac aliis fortiter contra eum pugnantibus“. Hier wird also von einer Thätigkeit Erard’s, die in Ertheilung guter Rathschläge oder Aehnlichem bestanden hätte, kein Wort erwähnt – aber der Verfasser dieses Berichts misst doch offenbar dem Erard eine besondere Bedeutung bei, da er ihn allein neben Henri de Cousance, der in Karl’s Rüstung den Heldentod fand, mit Namen anführt. In ähnlich allgemein gehaltener Weise findet sich die Hervorhebung Erard’s in der Historiae regum Franciae continuatio Parisiensis: „li roi Karlles descendi de la montaigne ou il estoit, il et messire Erart de Waleri, et les autres barons du roiaume de France, qui furent avecques lui cele journee“, und in dem Chronicon Hanoniense: „en che point estoit venus d’outre [312] mer mesires Erars de Valeri et auchun autre prendome. Cil furent avoec le roi“.
Genaueres über Erard’s Thätigkeit bietet Primatus S. 657 al. 23: „Et en ce temps Erart de Valleri, homme tres renomme et aucuns autres tres nobles Chevaliers retournoient de Jerusalem par les parties de Puille, qui vindrent la tout aussi comme se fust angres envoies de Dieu et vindrent en cele bataille, et se combatirent ce jour si fort, contre les anemis du roy, que par la victoire que il orent par la force de leur destre il devoient estre guerre donnes de Dieu et loës des hommes“. In dem Kampfe gegen Don Arrigo von Castilien ist es dann S. 661 al. 17 ff. Erard, der beim Anblick der fest geschlossenen Schlachtordnung der Gegner darauf aufmerksam macht, dass alles darauf ankomme, die Ordnung derselben zu lockern, um zum Kampfe Mann an Mann zu kommen, und der das dann bewirkt durch die Kriegslist einer verstellten Flucht, die er selbst mit ungefähr 30 Rittern ausführt mit dem glänzendsten Erfolg. Endlich erzählt dann noch Primatus S. 662 al. 12 die Geschichte, wie Erard dem im dichtesten Getümmel tapfer kämpfenden Gui de Montfort den verdrehten Helm zurecht rückt und zum Dank dafür von Monfort einen Schwerthieb bekommt, da derselbe ihn für einen Feind hält, der ihm aber glücklicherweise keinen Schaden zufügt. Montfort würde wohl noch weiter auf den hilfebringenden Freund eingehauen haben, wenn er ihn nicht an der Stimme erkannt hätte.
Fasst man diese in den wichtigsten Französischen Berichten über Erard gegebenen Nachrichten ins Auge, so könnte man zunächst geneigt sein, in ihnen eine Stütze für die gegen Erard’s Verdienste geäusserten Zweifel zu erkennen. Die zufällige Ankunft des Erard de Valery, der sichtlich ein weitberühmter Kriegsheld gewesen ist, und seiner Begleiter in Unteritalien hat sicher bei den Franzosen das freudigste Aufsehen erregt – vgl. des Primatus Ausdruck: „come ce se fust angres envoies de Dieu“ – um so mehr, als bei ihnen dem viel zahlreicheren Feind gegenüber jeder Mann kostbar war. Erwägt man das, so erscheint die namentliche Hervorhebung Erard’s allein gar nicht so auffallend, um viel Besonderes dahinter vermuthen zu müssen. Als besonderes Verdienst Erard’s würde man nach diesen Berichten gelten zu lassen haben, dass er die Notwendigkeit erkannt, die [313] festgeschlossene Schlachtordnung der Spanier zu lockern, und das durch die von ihm ausgeführte verstellte Flucht bewerkstelligt habe.
Aber besondere Umstände lassen es doch bedenklich erscheinen, die Sache so einfach, wie hier angedeutet wurde, zu erledigen. Ich habe oben[85] bei den Französischen Berichten, sogar schon bei den Annales clerici ut videtur Parisiensis, noch deutlicher hervortretend bei Primatus, die Tendenz nachgewiesen, die Thatsache, dass Karl an der Spitze einer weiter rückwärts verdeckt aufgestellten Abtheilung seines Heeres dem Kampfe zunächst fern geblieben ist, und erst nachträglich mit derselben eingegriffen hat, zu bemänteln. Aus dieser Wahrnehmung ergibt sich von selbst die Folgerung, dass dieser Tendenz mit der rückwärts gedeckt stehenden Heeresabtheilung möglicherweise auch das von Späteren behauptete Verdienst Erard’s, die Ausscheidung einer solchen als Reserve angerathen zu haben, zum Opfer gefallen sein könnte.
Wir müssen daher zunächst von dem ausgehen, was andere Quellen über Erard berichten. Bei Saba Malaspina L. IV Cap. XI heisst es: „quidam immani corpore miles, nomine Erardus de Valeri latos habens humeros et membra nervis compacta fortissimis, caput in altum extulit circum colles, regique proloquitur, et electos, quos collium occultabat curvitas, non exclusit: nunc videndum est nostra si fortis sit dextera, nunc castra sunt inimica petenda; ipsa namque res facti nos ad bella vocat. ad praesens ergo agmina secura hostium invadamus, nam campus nobis hodie triumphantibus remanebit. nulla discrimina video in pugnando, sed neque in fuga spem vivendi suppono. tu enim rex hic tot militibus es comitatus, quod dummodo ampla trahamur pugnandi deliberate cupidine, leve est audere quod placet. in hostes ergo statim medios irruamus“. Der Schwulst dieser von Saba in seiner Weise gegebenen Rede soll schliesslich doch wohl den Gedanken zum Ausdruck bringen, dass Erard es gewesen, der dem König den rechten Augenblick für den Angriff der bis dahin zurückgehaltenen Abtheilung bezeichnet hat. Denselben Gedanken fanden wir auch bei Bartholomaeus de Neocastro Lib. 1 Cap. IX, der den Valery (Ballari) irrig Johann [314] nennt: „Cumque ipse ductores et principes Conradini exercitus oneratos inspiceret de rebus et spoliis Gallicorum, suadente Johanne Ballari, rex Karolus percussit in hostes“. Nach diesen beiden zeitlich den erzählten Ereignissen nicht allzufern stehenden Sicilianern bestünde das Verdienst Erard’s de Valery darin, dass er den rechten Augenblick bezeichnet habe für den entscheidenden Angriff des Königs.
Die ausführlichsten Nachrichten über Erard de Valery und seine Thätigkeit in der Schlacht bei Alba gibt uns Giovanni Villani. Es heisst bei ihm Lib. VII Cap. 26:
Lo re Carlo avea di sua gente tra Franceschi e Provenzali e Italiani meno di tremila, e veggendo che Curradino avea troppa più gente di lui, per lo consiglio del buono messer Alardo di Valleri cavaliere Francesco di grande senno e prodezza, il quale di quegli tempi era arrivato in Puglia, tornando d’oltremare dalla terra santa, si disse al re Carlo, se volesse essere vincitore, gli convenia usare maestria di guerra più chez forza; il re Carlo confidandosi molto nel senno del detto messer Alardo, al tutto gli commise il reggimento del oste e della battaglia, il quale ordinò della gente del re tre schiere, e dell’ una fece capitano messer Arrigo di Cosance, grande di persona e buono cavaliere d’arme: questi fu armato colle sopransegne reali in luogo della persona del re, e guidava Provenzali e Toscani e Lombardi e Campagnini. L’altra schiera furono de’ Franceschi, onde furono capitani messer Gianni di Crari e messer Guglielmo lo Stendardo, e mise i Provenzali alia guardia del ponte dello fiume, acciocchè l’oste di Curradino non potesse passare sanza disavantaggio della battaglia. Il re Carlo col fiore della sua cavalleria e baronia di quantità di ottocento cavalieri fece riporre un aguato dopo un colletto in una valea, e col re Carlo rimase il detto messere Alardo di Valleri – – – Cap. 27: I Tedeschi si credettono avere vinto, che non sapeano dell’ aguato del re Carlo, si cominciarono a spandere per lo campo, e intendere alla preda e alle spoglie. Lo re Carlo era in sul colletto di sopra alla valle dove era la sua schiera con messer Alardo di Valleri e col conte Guido di Monforte per riguardare la battaglia, e veggendo la sua gente così barattare, prima l’una schiera e poi l’altra, e venire in fuga, moria a dolore e volea pure fare muovere la sua schiera per andare a soccorrere i suoi: messer Alardo maestro del oste e savio di guerra con grande temperanza e con savie parole ritenne assai lo re, dicendo, che per Dio si sofferisse alquanto, se volesse l’onore della vittoria, perocchè conoscea la cupidigia de’ Tedeschi e come sono vaghi delle prede, per lasciargli [315] più spartire dalle schiere, e quando gli vide bene sparpagliati, disse al re: fa muovere le bandiere, ch’ ora è tempo e così fu fatto. Endlich heisst es: Il buono messer Alardo veggendo ciò (die feste Schlachtordnung der Spanier) disse al re, che bisognava di fargli dipartire da schiera per rompergli: lo re gli commise facesse a suo senno. Allora prese de’ migliori baroni della schiera del re da trenta in quaranta, e uscirono della schiera faccendo sembianti, che per paura si fuggissono, sicome gli avea ammestrati. Gli Spagnuoli veggendoli come con più delle bandiere di quegli signori si metteano in volta e in vista di fuggire, con vana speranza cominciarono a gridare e’ sono in fuga: e cominciarono a dipartirsi da schiera e volergli seguire. Lo re Carlo veggendo schiarire e aprire la schiera degli Spagnuoli e altri Tedeschi, francamente si misono a fedire tra loro, e messer Alardo co’ suoi saviamente si raccolsono e tornarono alla schiera u. s. w.
Nach Villani hat also Erard 1) die Oberleitung der ganzen Schlacht auf Französischer Seite, – die Ordnung des Heeres, einschliesslich der in verdeckter Aufstellung zurückbehaltenen Reserve ist sein Werk. 2) Erard hält den König vom vorzeitigen Hervorbrechen mit der Reserve zurück und bezeichnet ihm den richtigen Augenblick für den Angriff. 3) Erard ist Urheber und Ausführer der in dem letzten Theil der Schlacht mit so viel Erfolg angewendeten Kriegslist, durch verstellte Flucht die Spanier zur Lockerung ihrer festgeschlossenen Schlachtordnung zu verleiten.
Für mehrere dieser Angaben Villani’s lässt sich die Quelle mit voller Bestimmtheit nachweisen. Die Schlachtordnung der Franzosen entnimmt er, einschliesslich der Namen der Anführer, dem Wilhelm von Nangis – nur die Angabe, dass die Provençalen an die Brücke beordert worden seien, um den Feinden den Uebergang zu wehren, ist sein eigener Zusatz[86], wie ebenso die Angabe, dass Alardo die ganze Schlachtordnung gebildet habe.
Die Auffassung der Heeresabtheilung, die unter Karl selbst dem Kampfe zunächst fern bleibt, als „aguato“ bot ihm Ricobaldus [316] Ferrariensis[87] – er selbst fügt weiter bei, dass auch hierfür wieder Alardo, der Lenker des Ganzen, Urheber gewesen sei.
Ueber die Quelle, welche dem Villani Anlass gegeben hat, die Rolle des Alardo weit über seine Französische Vorlage hinaus auszudehnen, lässt sich wenigstens eine Vermuthung aussprechen. Bekanntlich sagt Dante Inferno XXVIII, 7:
Die Bezeichnung der Schlacht nach Tagliacozzo fand sich, wie Ptolomäus Lucensis mittheilt[88], in den Gesta Tuscorum. Die gleiche Ortsbezeichnung bei Dante macht es wahrscheinlich, dass Dante hier auf einer Toscanischen, wahrscheinlich Florentiner Quelle fusst[89]. Es wird gewiss als wahrscheinlich bezeichnet werden dürfen, dass dem Villani wohl dieselbe Quelle auch vorgelegen, die Dante benutzt[90]. Leider ist der Ausdruck Dante’s zu unbestimmt, um nach demselben ausmachen zu können, worin nach seiner Ansicht beziehungsweise nach der Angabe seiner Quelle das Verdienst Alardo’s bestanden haben soll. Nur dass es hoch angeschlagen wird, verbürgt der Ausdruck, dass Alardo gesiegt habe – gesiegt „ohne Waffen“, also doch wohl durch Klugheit, guten Rath.
Es bleibt unter diesen Umständen dahingestellt, ob Giovanni Villani alles, was er über die Verdienste Alardo’s berichtet, jener auch von Dante benutzten Quelle entnommen hat, oder etwa Einzelnes darüber selbständig gefolgert hat.
Abgesehen davon, abgesehen namentlich von der Frage, ob die Anordnung einer verdeckt aufgestellten Abtheilung unter Karl selbst, die ja auch von anderen Quellen behauptet wird, ohne den Französischen Kreuzfahrer damit in Verbindung zu bringen[91], das Werk des Erard von Valery gewesen, wie Villani [317] behauptet: mir erscheint die ganze Auffassung der Thatsache, dass eine Heeresabtheilung unter Karl zunächst dem Kampf ferngeblieben ist, als wohlüberlegtes Ergebniss höherer, dem Abendland damals nicht geläufiger Kriegskunst nichts weniger als gesichert zu sein.
Keine geschichtliche Ueberlieferung ist so geneigt, nach dem thatsächlichen Erfolg die ihn bedingenden Ursachen und Voraussetzungen nachträglich zu construiren, wie die über kriegerische Vorgänge.
Das Heer Karl’s von Anjou zeigt uns einschliesslich dieser dritten Abtheilung, die unter seiner Führung zunächst dem Kampf fern bleibt, die gewöhnliche Gliederung der Reiterheere dieser Zeit in drei Treffen.
Der Hergang der Schlacht bei Alba aber war ein solcher, dass ihn auch der kriegskundigste Feldherr nicht voraussehen konnte. Die beiden ersten Treffen der Franzosen erlitten in Folge der glücklichen Umgehung, die Heinrich von Castilien ausführte, eine ganz und gar unerwartete Katastrophe. Was von den Franzosen dem Feind auf der Walstatt gegenüberstand, wurde in dieselbe verwickelt und erlitt eine vernichtende Niederlage. Dass dieselbe schliesslich wettgemacht und dem Feinde durch das kaltblütige Eingreifen der unversehrten dritten Abtheilung der Sieg noch entrissen werden konnte, legt bei der schon hervorgehobenen Tendenz der kriegsgeschichtlichen Ueberlieferung für sie die Versuchung nahe, nach dem endlichen Erfolg zu construiren und hinter diesem zunächst am Kampf nicht betheiligten Treffen und seiner – wie es scheint von Anfang an – gedeckten Aufstellung wohlüberlegte Pläne zu suchen, die eigentlich doch nur begründet erscheinen nach dem ganz unerwarteten Verlauf der Schlacht, den Niemand voraussehen konnte, um danach von vornherein seine Massregeln zu treffen.
Auf Grund der hier angestellten Erwägungen glaube ich die ganze Annahme von der in kluger Berechnung von Anfang an ausgesonderten Französischen „Reserve“[92] bestreiten zu dürfen. [318] Ich erblicke in der Abtheilung unter Karl lediglich das übliche dritte Treffen des Französischen Heeres, dem eine eigenartige Rolle nur zugefallen ist in Folge des ganz unberechenbaren Verlaufs der Schlacht.
Aus solchen sachlichen Erwägungen wird man sowohl den von manchen Quellen behaupteten „aguato“, die vorsorglich in kluger Berechnung ausgesonderte, verdeckt aufgestellte Reserve Karl’s als auch das nur von dem späteren Villani berichtete Verdienst Erard’s de Valery, das eben in der Aussonderung dieser Reserve bestanden haben soll, aus der beglaubigten Geschichte streichen dürfen. Wir haben es lediglich mit ex eventu construirten Angaben zu thun[93]. Aber ein, wenn auch etwas geschmälertes, immer noch hohes Verdienst wird man im Gegensatz zu der früher erwähnten Skepsis dem Erard de Valery belassen müssen.
Als die unerwartete vernichtende Niederlage des ersten und zweiten Französischen Treffens in Folge des gelungenen Seitenangriffes Heinrich’s von Castilien erfolgte, wäre ein vorzeitiges Hervorbrechen Karl’s mit dem noch unversehrten dritten Treffen voraussichtlich für ihn verhängnissvoll geworden. Die Gefahr eines solchen voreiligen Angriffes lag aber ausserordentlich nahe bei dem ritterlichen Ungestüm der Franzosen und Karl’s eigener in vielen Berichten hervorgehobenen Ungeduld. Diese Gefahr abwenden, das Ungestüm der Franzosen zügeln und kaltblütig den rechten Augenblick abwarten, das konnte nur ein umsichtiger und zugleich hochangesehener Kriegsmann durchsetzen. Als denjenigen, der dieses Verdienst sich erworben, nennt uns nun nicht nur der spätere Giovanni Villani den Erard de Valery, sondern bezeichnen ihn auch deutlich genug die zeitlich den Ereignissen nicht so fern stehenden Sicilianer Saba Malaspina und Bartholomäus de Neocastro. An dieser Angabe wird man um so eher festhalten dürfen, als das Schweigen der Französischen [319] Quellen dagegen, wie schon bemerkt, nicht ins Gewicht fallen kann, da sie mit dem Todtschweigen des ihnen unbequemen Umstandes, dass der König zunächst gar nicht am Kampfe Theil genommen, auch ein Verdienst, das sich Erard in angegebener Weise erworben, unterdrücken mussten.
An der Angabe des Primatus, dass Erard in dem letzten Kampfe gegen die Spanier endlich die Entscheidung herbeigeführt habe durch den Hinweis darauf, es komme alles darauf an, die festgeschlossene Ordnung der Feinde zu lockern, und durch die unter Billigung Karl’s dann von ihm mit ungefähr 30 Rittern ausgeführte verstellte Flucht, die ihren Zweck erreichte, wird man gewiss nicht zu zweifeln brauchen, um so weniger, als in der allgemein gehaltenen Hervorhebung des Erard in andern Französischen Quellen die Kenntniss von einer besonderen Bedeutung des Kreuzfahrers hinreichend hervortritt.
Ich erkenne also das, wie mir scheint, historisch wohlbegründete Verdienst des Erard de Valery in der Schlacht bei Alba darin, dass er 1. den König von voreiligem Hervorbrechen mit dem unversehrten, gedeckt stehenden dritten Treffen, bei dem er selbst sich befand, abgehalten hat und den richtigen Augenblick für den Angriff bezeichnete; 2. dass er in dem letzten schweren Kampf mit den Spaniern ebenfalls die Entscheidung herbeigeführt hat durch die von ihm geleitete verstellte Flucht, um die Spanier zu der von ihm als unerlässlich bezeichneten Lockerung ihrer Schlachtordnung zu reizen.
Immerhin mag also dem Erard der Ruhm bleiben, nach Dante’s Ausspruch der Sieger von Alba zu heissen. Wenn ihn aber der göttliche Sänger ohne Waffen siegen lässt, so ist das eine Beeinträchtigung der Verdienste Erard’s, die er selbst schmerzlich empfunden haben würde, vor der ihn aber besonders die Angaben des Primatus hinlänglich schützen[94].
[320]
In den meisten Quellen, die uns über die Schlacht von Alba Bericht geben, wird hervorgehoben, dass auf Seite Konradin’s Heinrich von Castilien das erste Treffen geführt habe[95]. In dem einzigen Bericht aber, den wir von Konradin’s Seite haben, den Annales Placentini Gibellini S. 528 finden wir ganz abweichende Angaben über die Schlachtordnung Konradin’s: „Et die jovis sequenti, in vigilia sancti Bartholomaei dux Austrie et Croffus cum Theotonicis et Conradus de Antiochia et comes Galvagnus, dompnus Henricus cum 300 militibus Yspanis et cum Romanis, vicecomes marchio Pellavicinus cum Lombardis transeuntes aquam in hora tercie“. Das ergibt auf Seite Konradin’s folgende Schlachtordnung: erstes Treffen gebildet aus den Deutschen unter Friedrich von Baden und dem Marschall Kroff von Fluelingen, weiter wohl aus den Toscanern unter Konrad von Antiochia und dem Grafen Galvano Lancia, zweites Treffen unter Heinrich von Castilien, gebildet aus den Spaniern und den Römischen Ghibellinen, drittes Treffen unter Pellavicini, gebildet von den Lombarden.
Bei genauer sachlicher Erwägung der Vorgänge in der Schlacht bei Alba wird sich, wie ich meine, ganz unzweifelhaft ergeben, dass einzig und allein diese Angabe über die Schlachtordnung Konradin’s Glauben verdient, und dass Heinrich von Castilien, der den entscheidenden Seitenangriff auf die Franzosen ausführte, unmöglich, wie die von Französischer Seite herrührenden Berichte behaupten, das erste Treffen Konradin’s geführt haben kann.
Der Berichterstatter der Annales Placentini Gibellini darf [321] ja von vornherein als genauer unterrichtet über die Schlachtordnung des eigenen Heeres angesehen werden, denn die Französischen und von Französischer Seite bedienten Berichte.
Dass die letzteren aber einstimmig Heinrich von Castilien als Führer des ersten feindlichen Treffens nennen, erscheint vollkommen erklärlich und begreiflich. Während das Vordringen der Konradiner an der vom Feinde besetzten Holzbrücke über den die beiden Heere trennenden Giessbach ins Stocken kam, machte Heinrich nach rechts ausbrechend mit seinen Truppen die Seitenbewegung bachabwärts, die ihn an eine Stelle brachte, wo die Gestaltung der Ufer es gestattete, den Bach zu überschreiten, und den Seitenangriff am andern Ufer auf die Gegner auszuführen, der dieselben vollständig unvorbereitet traf und sich darum so vernichtend für sie gestaltete. Thatsächlich hat also Heinrich, da er den ersten Angriff auf die Franzosen machte, das erste Treffen auf Seite Konradin’s geführt, zu dem das ursprünglich zweite Treffen durch die glücklich von Heinrich ausgeführte Seitenbewegung geworden war.
Fasst man die eingehende Schilderung des Primatus-Nangis ins Auge, so wird man es als geradezu unmöglich bezeichnen dürfen, dass Heinrich von Castilien das erste Treffen Konradin’s geführt haben kann.
Dieses erste an der Spitze marschirende Treffen stösst auf das Hinderniss der vom Feinde besetzten und vertheidigten Brücke. Der Marsch der Konradiner kommt an dem Hinderniss ins Stocken. An der Brücke wird gekämpft, an den Ufern zu beiden Seiten derselben breiten sich die Abtheilungen der ersten Treffen beider Heere aus.
Dass nun von diesem ersten, an der Brücke gezwungen Halt machenden Treffen des Staufischen Heeres jene Rechtsbewegung bachabwärts und das Durchfurthen des Wassers so vollständig unbemerkt von den Gegnern hätte ausgeführt werden können, wie es wirklich geschehen ist, und wie es allein die Wirkung des ganz unvorhergesehenen Angriffs erklärt, glaube ich als ein Ding der Unmöglichkeit bezeichnen zu müssen. Alles wird dagegen klar und verständlich, wenn wir mit den Annales Placentini Heinrich von Castilien seinen ursprünglichen Platz an der Spitze von Konradin’s zweitem Treffen anweisen, das in gehörigem Abstand vom ersten vorrückend Halt zu machen gezwungen wurde, [322] als das erste an der Brücke ins Stocken kam. Von dieser Stelle aus, in grösserer Entfernung von der umkämpften Brücke, erscheint die Umgehungsbewegung möglich, ohne dass sie vom Feinde wahrgenommen zu werden brauchte.
Schliesslich möchte ich zur weiteren Stütze der hier gegebenen Ausführungen noch auf einen Umstand aufmerksam machen. Es ist bekannt, welchen Werth die Ritterzeit auf die Ehre des „Vorstreits“ legte. Welche Gründe sollten nun die Deutschen Landsleute des königlichen Heerführers, deren einer, Kroff von Fluelingen, die Oberleitung des ganzen Heeres hatte[96], bewogen haben, sich bei Alba dieses Ehrenplatzes zu begeben? Sie haben es gewiss nicht gethan, und auch desshalb haben sicher die Annales Placentini recht, wenn sie die Deutschen ins erste Treffen stellen.
Am 18. August 1268 war Konradin mit seinem Heere von Rom aufgebrochen, um auf der Valerischen Strasse über Tivoli in das Königreich Sicilien einzudringen. Die Wahl dieser Linie für den Einbruch ins Königreich war das Ergebniss eines Kriegsrathes, an dem zu Rom der Senator Heinrich, Friedrich von Baden, Konrad von Antiochia, Graf Galvano, die anderen Grossen aus Konradin’s Umgebung und die Häupter seiner Anhänger in Rom Theil genommen hatten. Entscheidend wurde für den Entschluss der Umstand, dass der Weg über Ceperano nicht zur Verfügung stand[97]. In zwei Tagemärschen, auf denen Konradin von den Römischen Ghibellinen begleitet wurde, gelangte man bis in die Nähe von Arsoli. Hier entliess Konradin die grosse Menge der Römischen Ghibellinen nach dem Rathe seiner Heerführer[98], weil der weitere Weg schwierig zu werden anfing. Dann wendete sich Konradin’s Heer nach Celle (Celle di Carsoli), [323] in der Absicht, zunächst Sulmona zu erreichen, um sich von dort aus mit den aufständischen Saracenen in der Capitanata zu vereinigen[99].
Karl von Anjou hatte bei Scurcola Stellung genommen. Da er aller Wahrscheinlichkeit nach gegen ein Vordringen des Feindes über Ceperano genügende Vorkehrungen getroffen hatte, musste er den Vormarsch desselben von vornherein in dieser anderen Richtung erwarten. Das Heer Konradin’s aber, um nicht unter den Augen des Feindes aus dem Gebirge debouchiren zu müssen, schwenkte von Celle di Carsoli nordöstlich ab, und zog auf Gebirgswegen nach Torano im Thale des Salto. Von hier aus standen verschiedene Wege offen, welche die Möglichkeit boten, den Feind über die Richtung des weiteren Marsches zu täuschen und ihn zu Bewegungen zu veranlassen, die es möglich machten, das Ziel, dem man zustrebte, ohne Zusammenstoss mit dem Gegner zu erreichen. Für Karl von Anjou wurde die Richtung, welche der Feind einzuschlagen beabsichtigte, von dem Augenblick an zweifelhaft, als er Kunde erhielt, dass derselbe zu Celle di Carsoli den nächsten Weg verlassen habe, und in der Richtung von Val Uppa weiterziehe. Karl hat dann, vielleicht nach einigem, durch ungenaue oder falsche Nachrichten veranlasstem Hin- und Herziehen, sobald er bestimmt in Erfahrung gebracht, dass Konradin von Celle aus die Richtung auf Torano eingeschlagen hatte, eine neue Stellung bei Ovindoli eingenommen, die wie keine andere geeignet war, um von ihr aus allen Möglichkeiten zu begegnen. Von dort aus war Karl immer, mochte der Gegner auch jeden beliebigen Weg einschlagen, im Stande sich demselben vorzulegen.
Konradin ist von Torano zunächst vielleicht in dieser oder jener Richtung vorgerückt, hat dann dieselbe wieder geändert, um in einer anderen weiter zu ziehen, sei es, um so den Feind zu täuschen, sei es, dass er den Weg zu schwierig fand. Am 22. August lagerte sein Heer im Thale des Salto zwischen dem Monte Carce und den Bergen von Scurcola[100].
[324] Karl von Anjou brach auf die ihm davon gewordene Kunde am 22. August von seiner Stellung bei Ovindoli auf, und zog am See von Fucino vorbei in die Gegend von Alba. Da Karl nicht wissen konnte, wo er bei seinem Vormarsch etwa auf den Feind stossen würde, so marschirte er in Schlachtordnung[101] – die Ritter in voller Rüstung, die Pferde derselben unter der Panzerdecke. Auf den Hügeln von Alba in der Dämmerung[102] ankommend, wurden die Franzosen des nur zwei kleine Miglien von ihrem Standort entfernten Lagers der Feinde ansichtig. Da Ross und Mann durch den anstrengenden Marsch aufs äusserste ermüdet waren, befahl Karl, das Lager zu beziehen[103]. Es geschah das wohl auf der von Alba südwestlich zur Ebene hinziehenden Abdachung, die als Colle d’Albe bezeichnet wird.
Das Erscheinen des Französischen Heeres in voller Rüstung und in Schlachtordnung auf den Hügeln von Alba alarmirte das Heer Konradin’s – man musste hier glauben, jeden Augenblick des Angriffs gewärtig sein zu müssen. Eiligst rückten die Leute Konradin’s in Schlachtordnung aus dem Lager heraus. Als man aber inne wurde, dass die Franzosen nicht an den Angriff dachten, sondern zur Lagerung schritten, kehrte Konradin’s Heer auch in sein Lager zurück, von dem Hohngeschrei der Gegner begleitet[104].
[325] Am nächsten Morgen, Donnerstag 23. August, rückte Konradin’s Heer dem Feinde zur Schlacht entgegen auf der zwischen den Hügeln von Alba und dem Monte San Felice nach Avezzano führenden Strasse[105]. Dasselbe war, wie wir sahen, in drei Treffen geordnet. Das erste war gebildet aus den Deutschen unter Friedrich von Baden und dem Marschall Kroff von Fluelingen, der zugleich die Oberleitung des ganzen Heeres hatte, weiter wohl aus den Toscanern unter Konrad von Antiochia und dem Grafen Galvano Lancia, das zweite Treffen unter Anführung des Infanten Heinrich von Castilien bestand aus den 300 Spaniern und den Römischen Ghibellinen, im dritten Treffen standen die Lombarden unter Pellavicini. Die Franzosen zogen, von den Hügeln von Alba niedersteigend, ihnen entgegen. Ein tief in das Gelände einschneidender Giessbach, der nordwestlich an dem Hügelgelände von Alba vorbeiströmt, zwang sie, ihre Aufstellung nach rückwärts auf der Strasse nach Avezzano zu entwickeln. Das erste Treffen, die Provençalen und die Italienischen Guelfen, befehligte Henri de Cousance, der die Rüstung und das Wappen des Königs trug, das zweite Treffen, aus Französischen um Sold dienenden Rittern bestehend, scheinen Johann von Clary und Wilhelm L’Estandard geführt zu haben. Das dritte Treffen, aus erlesenen Französischen Rittern bestehend, befehligte Karl von Anjou selbst. Da, wie bemerkt, der Aufmarsch der Franzosen sich in der schmalen Ebene zwischen den Hügeln von Alba und dem Monte San Felice vollzog, muss dies dritte Treffen naturgemäss sehr weit zurückgestanden haben.
Die Spitze des ersten Französischen Treffens besetzte vorrückend eine hölzerne Brücke, die über den schon erwähnten Giessbach führte, und schuf damit ein Hinderniss, an dem der Vormarsch der Feinde aufgehalten werden musste[106]. Von Seite Konradin’s scheint es versäumt worden zu sein, das Gelände, auf dem geschlagen werden musste, genügend aufzuklären, und man scheint hier keine Kenntniss gehabt zu haben von dem Hinderniss, das der Giessbach mit seinen tiefeingeschnittenen Ufern [326] zwischen beiden Heeren bildete. Den Franzosen bot dies Hinderniss den Vortheil, der bei ihrer Minderzahl nicht zu unterschätzen war, sich zunächst vertheidigend zu verhalten und in voller Ruhe rückwärts ihre Anordnungen zu treffen. Es hängt wohl mit dieser sich ergebenden Lage zusammen, dass Karl zunächst ein Eingreifen des von ihm geführten dritten Treffens nicht voraussah, und bei demselben eine Messe lesen liess[107].
An der Brücke wurde scharmützelt, ohne dass es den Deutschen gelungen wäre, den Uebergang zu erzwingen, die Abtheilungen der ersten Treffen von beiden Seiten breiteten sich rechts und links von der Brücke an den Ufern des zwar mit steilen Ufern eingeschnittenen aber gewiss nicht sehr breiten Giessbaches aus. Aber ganz unerwarteter Weise erfolgte eine entscheidende Wendung. Als der Vormarsch von Konradin’s Heer durch das Hinderniss, das sich entgegenstellte, zum Stehen gekommen war, brach Heinrich von Castilien mit dem zweiten Treffen nach rechts aus der bisherigen Marschrichtung aus, und zog mit demselben, von den Gegnern unbemerkt, den Giessbach abwärts. Er fand hier eine Stelle, wo die Beschaffenheit der Ufer es möglich machte, den Giessbach zu überschreiten[108]. Hier bewerkstelligte er mit [327] fast dem ganzen zweiten Treffen[109] den Uebergang, und traf mit vernichtender Wucht in einem gänzlich unvorhergesehenen Angriff von der Seite die an der Brücke und den Ufern des Giessbachs stehenden Abtheilungen des ersten Französischen Treffens. Dieselben wurden vollständig geworfen; was nicht fiel, stob in wilder Flucht in der Richtung des erfolgten Angriffs in das Hügelgelände von Alba, hitzig von Heinrich und den Seinigen verfolgt[110]. Ueber die durch den Angriff Heinrich’s reingefegte Brücke drang nun sofort das erste Treffen Konradin’s, gefolgt vom dritten Treffen, vor, um anzugreifen, was sie von Franzosen vor sich fanden. Es war das hauptsächlich das zweite Treffen Karl’s von Anjou, das, dem ersten folgend, bis über den Ort Capelle vorgerückt war. Der neue Kampf hat sich, entsprechend der Richtung des Angriffs, zweifellos abgespielt zwischen dem Giessbach, dem Ort Capelle und dem Salto im Westen. Auch das zweite Französische Treffen wurde von den viel zahlreicheren Feinden vollständig geschlagen und vernichtet, nur wenige Versprengte retteten sich in der Richtung nach Avezzano fliehend, zu dem rückwärts stehenden dritten Treffen unter Karl. Es war 9 Uhr Morgens, als durch diese Kämpfe der grösste Theil des Französischen Heeres, das erste und zweite Treffen desselben, bis zur Vernichtung geschlagen wurde. Die siegreichen Krieger Konradin’s zerstreuten sich sofort, um Beute zu machen, namentlich den Gefallenen die Rüstungen abzunehmen. Niemand scheint daran gedacht zu haben, dass noch nicht das ganze feindliche Heer besiegt war. Karl von Anjou, der in seiner Stellung den Kampf nicht übersehen konnte, soll sofort, als er von den auf den Anhöhen stehenden Beobachtungsposten Kunde von dem Missgeschick der Seinen erhielt, wie uns von verschiedenen Seiten [328] berichtet wird, mit dem dritten Treffen zum Angriff haben vorgehen wollen. Dieser Angriff hätte, voreilig ausgeführt, bei der grossen Ueberzahl der Gegner schwerlich Erfolg gehabt, wohl aber leicht auch dem Rest des Französischen Heeres verhängnissvoll werden können. Es war daher ein Glück für Karl, dass er seine und seiner Leute Ungeduld zügeln liess durch den Rath des Erard de Valery, der mit dem Angriff bis zum richtigen Augenblick zu warten empfahl. Dieser richtige Augenblick kam bald genug. Keiner Gefahr mehr gewärtig, hatten die Deutschen und die anderen Leute Konradin’s sich beim Plündern und um der Ruhe zu pflegen, vollständig zerstreut, als Karl mit seinem Treffen über Capelle hervorbrechend die gänzlich ungeordneten Feinde angriff. Der Erfolg scheint ein ebenso rascher wie vollständiger gewesen zu sein. Die Konradiner vermochten sich nicht zu ordnen, der Träger der Reichssturmfahne wendete sich zur Flucht, der Träger des Adlerbanners fand den Tod, rasch scheint allgemeine Panik entstanden zu sein, und die Niederlage des ersten und dritten Treffen Konradin’s gestaltete sich ebenso vollständig, wie vorher die der Franzosen, zumal jetzt ihnen der grösstentheils unpassirbare Giessbach im Rücken die Flucht in schlimmer Weise erschwerte. Konradin selbst hatte man bei seiner grossen Jugend am Kampfe nicht Theil nehmen lassen. Er war mit einer Bedeckung[111] hinter dem vorrückenden Heer zurückgeblieben und hat höchst wahrscheinlich den Giessbach nicht überschritten. Die Flüchtenden, soweit sie nach Karl’s Angriff über den Wasserlauf zurück dem Lager zuströmten, rissen Konradin und seine Begleitung mit fort. Er trat den Rückzug an auf dem Wege, den er gekommen war[112]. Als er auf demselben [329] Vicoaro passirte, hatte er fünfhundert Ritter bei sich[113]. Der Rückzug der spärlichen Trümmer von Konradin’s erstem und drittem Treffen ist von Karl von Anjou durch keine Verfolgung belästigt worden. Vorsichtiger als vorher die Feinde, hielt er seine Leute beisammen, da er einen weiteren Kampf, mit dem unter Heinrich von Castilien auf der Verfolgung begriffenen zweiten Treffen Konradin’s nämlich, voraussah. Die Franzosen blieben in Reih und Glied – nur sassen die Reiter ab, und entledigten sich der Helme, um Luft zu schöpfen. Sie standen jetzt auf dem Schlachtfeld, auf dem sie eben siegreich gekämpft hatten, zwischen dem Giessbach und Capelle, aber Front gegen Nordosten, gegen das Hügelgelände von Alba, von wo Heinrich von Castilien zu erwarten war.
Als der Infant von der Verfolgung der geschlagenen Feinde zurückkehrte, und von den Hügeln von Alba aus der in Schlachtordnung vor ihm stehenden Feinde ansichtig wurde, glaubte er zuerst, das übrige Heer Konradin’s vor sich zu haben, das nach siegreichem Kampfe die anderen Truppen Karl’s besiegt habe. Aber bei grösserer Annäherung wurde er seines Irrthums gewahr, indem er die Französischen Feldzeichen erkannte. Doch die Bestürzung über diese Wahrnehmung lähmte nicht lange Entschluss und Thatkraft. Zunächst warf er sich auf das Französische Lager – von den Knappen und den Fussgängern, die in demselben waren, wurden viele niedergemacht. Dann erquickten sich Heinrich’s Leute nach den Anstrengungen der langen Jagd an dem Wein, der im Französischen Lager für die Ritter Karl’s bereit gehalten wurde[114].
[330] Mit seinen durch den Trunk wieder etwas erfrischten Streitern zog Heinrich von den Hügeln in die Ebene herab zum Kampfe. Derselbe fand an derselben Stelle statt, an der vorhin Karl gesiegt hatte[115] – nur fochten die Gegner jetzt, wie bemerkt, mit gegen früher verkehrter Front. Vortrefflich geschlossen ritten Heinrich’s Leute zum Angriff auf die Franzosen an. Der erste Zusammenstoss blieb ohne Ergebniss, da die Reiter Heinrich’s ihre geschlossene Ordnung zu behaupten wussten. In der Gefechtspause nach diesem ersten Kampfe stellte Erard de Valery dem König Karl vor, dass alles darauf ankomme, die Feinde zur Lockerung ihrer festgeschlossenen Ordnung zu veranlassen, damit man zum Kampfe Mann gegen Mann in ihre Reihen eindringen könne. Dem Könige leuchtete dies ein, und er ermächtigte Erard, von seinen Leuten so viele auszuwählen, wie er zur Ausführung seines Planes für nöthig halte. Mit gegen dreissig Rittern wendete sich nun Erard zu scheinbarer Flucht[116]. Der Erfolg dieser von Erard angerathenen und ausgeführten Kriegslist war ein vollständiger. Die Spanier eilten die scheinbar Fliehenden zu verfolgen, und lockerten dadurch, wie Erard es gewollt, ihre Reihen. In neuem Angriff gelang es Karl, in dieselben einzudringen, im rechten Augenblick machte Erard auf seiner scheinbaren Flucht Kehrt und fiel den Gegnern in die Flanke. So spielte sich dieser letzte Act des Tages von Alba in einem furchtbaren Handgemenge Mann an Mann ab. Die vortreffliche, feste Rüstung der Leute Heinrich’s spottete des Schwerthiebes wie des Lanzenstosses, – die Franzosen rissen daher schliesslich die in der ungewohnten schweren Rüstung unbehilflichen Feinde im Ringkampf von den Pferden herab – ihre grössere Gewandtheit im Kampfe Mann gegen Mann sicherte ihnen in diesem harten Entscheidungskampf den Sieg. Heinrich selbst, dessen Streitross nach der Schlacht von den Franzosen reiterlos aufgefangen wurde[117], rettete sich durch die Flucht[118]. Die [331] Fliehenden wurden jetzt von den Franzosen eifrig verfolgt und niedergemacht[119], sehr viele von den Bewohnern der umliegenden Gegenden gefangen genommen und ausgeplündert[120]. Bis auf die nicht zahlreiche Abtheilung, die nach dem Angriff Karl’s mit Konradin den Rückzug hatte antreten können, war das Heer des letzten Staufers vernichtet[121].
Unter diesem Titel enthält der Codex der St. Gallischen Stiftsbibliothek Nr. 1008 p. 102–118 zwei Dichtungen, die den Ruhm Karl’s von Anjou und Clemens’ IV. zu preisen sich zur Aufgabe setzen. Ich theile dieselben hier nach einer vor mehreren Jahren von Herrn Prof. Arbenz in St. Gallen für mich angefertigten Abschrift mit. Wenn die Gedichte auch unsere historischen Kenntnisse nicht wesentlich erweitern, so scheinen sie mir als Stimmungsbilder immerhin der Veröffentlichung werth.
Sie sind augenscheinlich Romanischen Ursprungs – ob von einem, oder zwei, doch wohl Französischen, Verfassern herrührend, bleibt dahingestellt –, wie besonders die mehrfach unrichtig angewendete Aspiration andeutet, vgl. I Str. 6, 4 yems statt hyems. Str. 7, 3 ylarescit statt hilarescit. Str. 37, 2 ora statt hora. Str. 42, 1 hore statt ore. II Str. 4, 3 traendo statt trahendo. Str. 14, 1 anelat statt anhelat.
Sachlich interessant sind in I Str. 10 und 11 die man ungezwungen wegen des Verses „vestem matris candidam valde decolorat“ auf den Ghibellinisch gesinnten Cardinalbischof von Porto, Johann von [332] Toleto, den „albus cardinalis“, wie er als Cistercienser genannt wurde, beziehen kann[122]. Wie weit derselbe aber bei Gelegenheit des Unternehmens Konradin’s sich blossgestellt hat, um solche Anwürfe unseres Reimschmieds herauszufordern, lässt sich kaum ausmachen.
Die Angabe I Str. 33, 4 dass Manfred gefallen sei: „transiectus arundine“ stimmt mit Bartholomäus de Neocastro Cap. 7, Del Re II, 421: „ac telo percussus arundineo in oculo dextro prostratus sub petra Roseti cecidit vitam vomens“.
Die I Str. 35, 1 angewendete Bezeichnung Manfred’s als Pharao hat auch Papst Clemens IV. gebraucht[123]. Auch die Bezeichnung Karl’s von Anjou als Löwe: I Str. 35, 2 findet sich sonst bei Zeitgenossen[124]. Genaue Kenntniss der Verhältnisse Karl’s von Anjou verrathen I Str. 49 ff., in denen der Verfasser seine sanguinischen Hoffnungen bezüglich der künftigen Thaten des Sicilischen Königs im Orient zum Ausdruck bringt. Die Politik Karl’s hat bekanntlich den Osten in ausgedehntem Masse in ihr Bereich gezogen[125].
Richtige Kenntniss vom Hergang der Schlacht zeigt sich in beiden Dichtungen; vgl. I Str. 40, 4 „palma diu nutat“, und II Str. 14. 15.
Von sachlichem Interesse ist dann noch I Str. 40:
Pasimensis candidus utrosque salutat |
Pasimensis ist sicher ein Verderbniss, dessen Endung wohl corrumpirt ist für amnis, wie mir Herr College A. Zingerle, dem ich für mehrfache Verbesserung des Textes verbunden bin, bemerkte. Derselbe billigt meinen Vorschlag zur Besserung der Verderbniss am Anfang des Wortes durch parvus. Bei dieser Emendation: parvus amnis statt Pasimensis böte die Dichtung einen weiteren Beleg, dass der die Heere trennende Wasserlauf nicht der Salto gewesen ist, während für den von Ficker nachgewiesenen Giessbach das Beiwort: candidus aufs beste passen würde.
Isti ritmi sunt de victoria regis Caroli[x 1].
1. Letare Jerusalem, gaude plebs modernaExultentque laudibus agmina superna, |
[333]
Pax devoto populo datur sempiterna, 2. Sol in terris oritur, surgit nova stella,Juris et justicie plantula novella, 3. Evanescit servitus, redditur libertas,Fovetur inopia, ditatur paupertas, 4. Sordet idolatria, vernat fides recta,Exspirat[x 2] ypocrisis, anullatur secta, 5. Preparatur requies, sepelitur pena,Meror obit, gaudia respirant amena. 6. Conculcatur pravitas, lucescit honestas,Ventose superbie declinat potestas. 7. Moritur impietas, vicium marcescit[x 7].Conservatur racio, facinus[x 8] decrescit[x 9] 8. Quis, nisi sit reprobus, aram inhonestat,De qua sumit pabulum, cuius signa gestat? 9. O quam parum cogitat ille de beatis,Per quem sic offenditur auctor bonitatis! 10. Posset infidelitas umquam major esseFalsis[x 13] sacerdotibus, quam illis obesse, |
[334]
11. Unus ex discipulis[x 14], quem mater honorat,Matris vestem candidam valde decolorat. 12. Abscindatur penitus illud membrum vile,Ne corpus ulterius faciat exile. 13. De morbosa pecude non effundam[x 15] plura,Oris sepe veritas parit nocitura. 14. Clemens quartus fulgidum solem representat,Sub quo mundus rutilat, se nubes absentat; 15. Pro cunctis fidelibus deum interpellat,Nos ad vite pascua frequenter appellat, 16. Ejus vero curia[x 18] vere procuranturIlli, quibus merita mera subfragantur, 17. Simonia latitat, quiescunt tributa,Sopitur exactio, lucra fiunt muta 18. A mentis clemencia Clemens non recedit,Reddit[x 19] unicuique suum, nullum ledit, 19. Egenis compatitur, tristes consolatur,Oberrantes dirigit, lapsos exortatur, |
[335]
20. Blasphemantes[x 21] increpat, falsos vilipendit,Obstinates devovet, gentiles offendit, 21. Subfragatur orphanis, pupillos tueturEt afflictis condolet, infirmis medetur, 22. Fides suo tempore sortitur augmentum,Augetur felicitas, cessat nocumentum. 23. Corruscat in legibus, fulget in virtute,In scripturis pullulat, nec curat de cute, 25. Hic est arca federis, honestatis lumen,Aula sapiencie, doctrine volumen, 25. O quam pastor inclitus, qui sic pascit digneGregem sibi subditam, o quam vas insigne, 26. Sub cuius presidio mundus universusPacis gaudet commodo, perit vir adversus, 27. Sancte pater meritis operum vestrorumNitet stella fulgida, flos christianorum, 28. Inter mundi principes dico probioremIstum Christi militem, qui pati laborem 29. Cum in manu fuerit regis ensis strictus[x 23],Quis suos terribiles expectabit ictus? |
[336]
30. Libens parcit humili et est pius blando,Superbus rebellibus, crudelis nephando, 31. Hunc natura provida fecit sic audacem,Ut ejus audacia mundo daret pacem. 32. Videtur ad oculum, quod sicut faville[x 25]Centum de regalibus vix resistunt mille, 33. Matfredus[x 26], qui magice nitebatur carte,Novit, de qua Carolus serviebat arte – 34. Erubescat impius in sermone meo,Set fidelis gaudeat de tanto tropheo, 35. Post cruentum obitum crudi PharaonisRegnum fuit traditum in manum leonis, 36. Crevit autem postmodum in orbe tumultus,Multus sanguis jacuit in herba[x 29] sepultus[x 30]. 37. Insurrexit itaque contra servum ChristiIn excelso brachio set in hora[x 31] tristi 38. Istum juvat[x 32] juvenem Henricus YspanusElatus in animo, senator Romanus. |
[337]
39. Jam pugna committitur multum violenta;Tellus rubet undique sanguine cruenta 40. Parvus amnis[x 33] candidus utrosque salutat,In colorem rubeum se frequenter mutat 41. Tandem suo pugili spiritus divinusDe supernis affuit, quare Conradinus 42. Tunc in ore[x 35] gladii fere cecideruntOmnes hostes fidei, qui Christum oderunt; 43. Romanis et Apulis morti derelictisEst Henricus profugus captus ab invictis, 44. Conradinus anxius corona regaliPro corona plectitur pena capitali. 45. Hujus honor prelii mundo dat honoremPacis, set pax requiem, requies dulcorem. 46. Obfuscatur vanitas, fuscum evanescit,Vilescit res sordida, vilitas sordescit, 47. Quiescat quicunque vult hostibus deletisTempus acceptabile, tempus est quietis. 48. Set letare forcius terra desolataSacro sancto sanguine Christi dedicata |
[338]
A jugo barbarico eris liberata, 49. Orbis factus malleus Grecos superabit,Sarracenos destruet, Indis imperabit, 50. Fidem dant[x 40] probabilem nobis multa signa,Quod in regis tempore fiet sic benigna 51. Hec duo candelabra mundi luminosaConservet diucius virgo gloriosa! |
1. Letum carmen aro, quoniam de principe claro,Ecclesie caro, grata reffere paro! 2. Qui patrum pater es, Petri sanctissimus heresSic sacris heres, quod sacra dona feres[x 43]. 3. More nitet solis virtutibus insita solisMens tua. Digna polis evacuata dolis, 4. Sacra doces, oras dominum, dum crimina ploras.Fletibus irroras ora, trahendo[x 44] moras 5. Est facie letus Carolus, pius, ore facetus,Audax, discretus, factus in orbe metus, 6. Rex gratis gratus, grata pro pace vocatusMunit ut iratus hostibus ense latus. |
[339]
Audaces ditat, timidos ut flamina [?][x 47] vitat, 7. Laudant gesta ducem veram flagitancia lucem,Nec timet ipse trucem pro cruce ferre crucem, 8. Princeps arma gerit, dat prelia, funera querit,Ensis utrimque ferit, impius ense perit. 9. Set rex corde leo pro tam felice tropheoSubcumbente reo dat sacra thura deo. 10. Post casus memores ad regni sumptus honoresHostes peiores devorat ante fores. 11. O puer inmitis, renovans discrimina litis,Bella movere sitis, mors erit ista sitis! 12. Ut fatuus juvenis verbis deceptus amenisAfflictus penis ad tua dampna venis. 13. Rex qui corde fremit hunc percutit, huncque peremit,Turbam cede premit, pressa dolore gemit. 14. Ensis cuncta vorat, hic anhelat[x 52], et ille laborat,Hic gemit, hic plorat, hic latus ense forat. 15. Set casum mutat deus et sua castra salutat!Vincitur et nutat, qui superare putat. |
[340]
16. Subcumbunt viles, motus superat puerilesRex Christi miles, gens fugitiva siles! 17. Carceris arcta coles deinceps Yspanica proles –Dampnificata doles, que dare dampna soles. 18. Jussio regalis et pena mori capitalisTe facit. Est talis mors facienda malis! 19. Ad rem que ledit justos, vel ledere credit,Non male procedit lesio, quando redit. 20. Ulcio digna dei dedit istos perniciei,Flentes ergo rei pacificentur ei. 21. Set post hec fata domino fac templa beata,Est tibi tam grata, quo duce palma data. |
Anmerkungen
- ↑ Mon. Germ. SS. XVIII, 528.
- ↑ Konradin’s Marsch zum Palentinischen Felde. Mitthh. des Instituts II, 526 (Separatabdruck S. 14).
- ↑ Mon. Germ. SS. XIX, 190.
- ↑ Muratori SS. XI, 1160.
- ↑ Ibid. XI, 1286.
- ↑ Muratori SS. IX, 136. In der Compilatio chronologica ibid. S. 750 gibt er nur eine kurze belanglose Notiz.
- ↑ Muratori SS. XV, 682.
- ↑ Ibid. XVIII, 280.
- ↑ Ibid. XVI, 263.
- ↑ Muratori SS. XI, 305. Er benutzt neben Ricobaldus wohl noch die Gesta Tuscorum, denen namentlich die Angabe entstammen dürfte: „dum Ciperanus ei patuit pons esse meroris“, die sich berührt mit Villani VII, 25: „perocchè seppe che ’l passo da Ceperano era guarnito e guardato“, der wie ich zeigen werde, wohl zweifellos die Gesta Tuscorum benutzt hat.
- ↑ Muratori SS. IX, 948.
- ↑ Ibid. XVI, 531.
- ↑ Ibid. XV, 978.
- ↑ Annales Veronenses, Mon. Germ. SS. XIX, 17. Annales veteres Mutinenses, Muratori SS. XI, 70. Thomas Fuscus, Mon. Germ. SS. XXII, 522. Amalrici Augerii vita Clementis IV. Muratori SS. III, 2 S. 423. Gualvaneus Flamma, manipulus florum, Muratori SS. IX, 698. Chronicon Estense ibid. XV, 335. Andreae Danduli chronicon ibid. XII, 379. Etwas ausführlicher werden die Hauptpunkte behandelt in den in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts mit Benutzung schriftlicher Quellen abgefassten Annales Mediolanenses ibid. XVI, 670.
- ↑ Del Re, Scrittori II, 272.
- ↑ Diese zwecklose Grausamkeit berichten uns die Annales Piacentini Gibellini a. a. O. S. 528: „transeuntes aquam in hora tercie primitus Johanne de Braisilva marescalco Karuli decapitato“. Es ist mehr wie wahrscheinlich, dass der jugendliche Konradin an dieser Blutthat unschuldig ist, und die Lombarden, deren Rath Saba sie zuschreibt und die auch der Wortlaut der Annales Placentini mit derselben in unmittelbaren Zusammenhang bringt, sie eigenmächtig verübt haben. Aber auf gegnerischer Seite hat man gewiss Konradin dafür verantwortlich gemacht – und jedenfalls sollte man sich diesen Vorfall wohl gegenwärtig halten, wenn man wegen der Hinrichtung Konradin’s die vollen Schalen sittlicher Entrüstung über den Wütherich Karl ausgiesst.
- ↑ Saba gebraucht zur Bezeichnung derselben durcheinander die Ausdrücke ala – acies – manipulus, was ich nur anführe, um dadurch den methodischen Fehler zu beleuchten, der häufig gemacht wird, indem man annimmt, dass die geistlichen Schriftsteller des Mittelalters bei der Wahl des Lateinischen Ausdrucks mit wohlbedachter militärischer Ueberlegung verfahren hätten.
- ↑ Den Nachweis der hier mitgetheilten Proben, die sich gewiss noch vermehren liessen, verdanke ich der Freundlichkeit meines Collegen Anton Zingerle.
- ↑ Eine gewisse Aehnlichkeit waltet in dem Gedankengang der Rede, die Saba Cap. XI Karl v. Anjou halten lässt, und der, die derselbe nach Ann. S. Justinae, Patavini Mon. Germ. SS. XIX, 191, hält – doch kann das wohl Zufall sein.
- ↑ Del Re II, 423.
- ↑ Aus den Gründen, die ich Forschungen z. Dt. Geschichte XIV, 580 Anm. 2 entwickelt habe. Der neue Abdruck des Briefes an den Papst in: I papi ed il vespro Siciliano S. 120 hat wie die älteren tres dies.
- ↑ Dies fehlt natürlich in dem Brief an Padua.
- ↑ Wir begegneten dieser ghibellinischen Darstellung schon bei Bartholomaeus de Neocastro und der Cronica di Pisa, und werden ihr noch begegnen bei Boetio di Rainaldo, der Steyerischen Reimchronik und D’Esclot.
- ↑ Mon. Germ. SS. XXVI, 582.
- ↑ Mon. Germ. SS. XXVI. 655 ff.
- ↑ S. dagegen Ficker a. a. O. S. 531 (Separatabdr. S. 19).
- ↑ An der oben S. 284 angeführten Stelle der Annales.
- ↑ S. Brosien, N. Archiv IV, 426 ff.
- ↑ Mon. Germ. SS. XXVI, 415. Bouquet XXI, 173.
- ↑ Bouquet XXII, 199 ff.
- ↑ Vielleicht hat der Autor der Branches in dieser ganz singulären Angabe auch militärischen Bedenken in seiner Weise sehr ungeschickt Rechnung getragen, die sich ihm aufdrängten, als er in seiner Quelle fand, dass Heinrich das erste Treffen auf Seite Konradin’s geführt und zugleich die Umgehung bewerkstelligt habe.
- ↑ Mon. Germ. SS. XXVI, 607. Bouquet XXI, 89.
- ↑ Jacob der Gaucelmo war ein Provençale. Vgl. Andreas Ungarus Descriptio victoriae Mon. Germ. SS. XXVI, 563.
- ↑ Dies thun in ihrer sonst belanglosen Notiz auch die Annales veteres Mutinenses, Muratori SS. XI, 70, aber auch schon die Annales S. Justinae Patavini, Mon. Germ. SS. XIX, 190 berichten: castra non longe a civitate Aquile posuerunt. Bezüglich der letzteren habe ich schon oben S. 280 Anm. 1 aufmerksam gemacht auf ihre Uebereinstimmung mit Saba in Betreff der Anrede, die Karl gehalten haben soll. In Saba’s Ortsangabe: per loca districtus Allae ist letzteres wohl nur verderbt statt Albae.
- ↑ Mon. Germ. SS. XXVI, 438.
- ↑ Mon. Germ. SS. XXVI, 602. Ihn benutzt Bernard Guidonis, Bouquet XXI, 700, der die bekannte Prophezeiung Clemens’ IV. über Konradin beifügt.
- ↑ Muratori SS. III, 2 S. 423.
- ↑ Bouquet XXI, 79.
- ↑ Mon. Germ. SS. XXVI, 592.
- ↑ Ueber diese s. Ficker a. a. O. S. 543 (Separatabdr. S. 31).
- ↑ Herausgegeben von Kervyn de Lettenhove (Collection des chroniques belges inédites XX) I, 184.
- ↑ Martène, Thes. III, 745. Mon. Germ. SS. XXV, 855.
- ↑ Dass Villani für die Schlacht bei Alba den Wilhelm von Nangis, nicht aber dessen Quelle, Primatus, benutzt hat, erscheint von vornherein schon desshalb wahrscheinlich, weil Villani den Wilhelm von Nangis anderweitig benutzt für Dinge, für welche ihm Primatus nicht zu Gebote stand; vgl. Scheffer-Boichorst, Florentiner Studien S. 18–21.
- ↑ In dieser Form zeigt sich die Benutzung des Nangis, der „Campanos“ hat, während in dem Französischen Text des Primatus steht „ceuls de Capuenne“.
- ↑ Auch in den spateren Ann. Mediolanenses, Mur. SS. XVI, 670, deren kurzer Bericht den Hergang der Schlacht in der Hauptsache richtig schildert, findet sich die Starke der unter Karl’s Anführung zurückgehaltenen Abtheilung auf 800 Mann angegeben.
- ↑ S. oben S. 290 u. Anm. 1. Vgl. auch Ficker, Konradin’s Marsch, a. a. O. S. 540 (S. 28 des Separatabdruckes).
- ↑ Hohenstaufen IV, 562 Note 1.
- ↑ Muratori, Antiq. VI, 544 ff.
- ↑ Muratori a. a. O. S. 544 Anm. 18 Strophe 110 ist zu lesen Se te statt Sete.
- ↑ S. oben S. 290 u. Anm. 1.
- ↑ Chronica minor auctore minorita Erphordiensi Cont. I. Mon. Germ. SS. XXIV, 206. Die Schlacht wird kurz erwähnt, die Zahl der Gefallenen auf mehr als sex milia utriusque partis angegeben, während es in der Continuatio V heisst: 6 millibus in pugna occisis, exceptis multis aliis, qui in diversis locis singillatim occisi sunt ab exercitu Karoli.
- ↑ Notae historicae de Cunradino, Böhmer Font. IV, 126. Notae Weingartenses, Mon. Germ. SS. XXIV, 830. Vgl. meine Bemerkungen dazu: Forschungen z. Dt. G. XI, 140 ff.
- ↑ Mon. Germ. SS. XVII, 344, – wegen der auch hier gebrauchten Namensform Karlothus. Sie kehrt auch wieder in der kurzen Erwähnung der Schlacht, die apud civitatem Nuslur (Verderbniss für Noceria?) verlegt wird, in den Annales Peutingeriani, Mon. Germ. SS. XXIV, 68.
- ↑ Compendium historiarum, Mon. Germ. SS. XXV, 706.
- ↑ Mon. Germ. SS. IX, 509. Ann. Mellicenses, ibid. 647. Cont Claustroneob. IV, ibid. 649 u. 651. Historia annorum 1264–1279, ibid. S. 656. Cont. Zwetlensis, ibid. S. 703. Cont. Vindobonensis, ibid. S. 728. Cont. praed. Vindobonensium, ibid. S. 797. Ann. S. Rudberti Salisburgenses.
- ↑ Mon. Germ. SS. XXV, 366.
- ↑ So ist z. B. V. 840 statt recordibus zu lesen vecordibus.
- ↑ Pez III, 38 ff. Cap. 29 ff. Ich denke anderweitig genauer auf die Erzählung des Reimchronisten zurückzukommen.
- ↑ ed. Moisè S. 774
- ↑ Ich bin auf die Benutzung der Italienischen Fassung bei Hopf, Chroniques Gréco-Romandes S. 454 angewiesen.
- ↑ Hopf bei Ersch u. Gruber Sect. I, Th. 85 S. 290, dem ich selbst Kopp, Buch V S. 230 folgte, nimmt dieselbe an, ohne weitere Stütze als das – wie ich weiterhin zeige – werthlose Zeugniss einiger Villanitexte, und zeiht daher den Bericht der Chronique de Morée nur der Uebertreibung.
- ↑ St. Priest, Histoire de la conquête de Naples III, 115 Note 1. Eine Ausgabe des Gilles ist mir nicht zur Hand.
- ↑ Ricobaldus Ferrariensis, Muratori SS. IX, 136: Conrado copiosior erat exercitus – – – Karolus se numero imparem cernens – – – Johannes de Mussis, Chron. Placent. ibid. XVI, 531: Conradus – – – cum copioso exercitu. Andreas Dandulus ib. XII, 379 lässt Konradin „cum maxima militia“ nach Italien kommen. Annales Parmens. maiores, Mon. Germ. SS. XVIII, 682: habebat – – – Conradinus – – – innumerabilem multitudinem baronum comitum militum peditum et aliorum. – Annales Caesenates, Mur. SS. XIV, 1103: Konradin hat eine maxima comitiva. – Ann. Cavenses, Mon. Germ. SS. III, 194 sagen, Konradin sei nach Rom gekommen „exercitu maximo congregato“, – Jacobus Malvecius, Mur. SS. XIV, 945 cum innumero exercitu gentium Germaniae Lombardiam ingressus. – Chronica pontificum et imperatorum Mantuana, Mon. Germ. SS. XXIV, 217: Konradin wird besiegt cum innumerabili exercitu. – Notae Weingartenses, Font. IV, 126 Mon. Germ. SS. XXIV, 830 bemerken, dass auf Seite Konradin’s multis milibus cesis. – Chronicon Hanoniense, Mon. Germ. SS. XXV, 460 betont die Ueberlegenheit Konradin’s „car trop i avoit Conradins grant gent“. Nach der Chronique de Morée schätzt Villehardouin die Feinde al doppio della gente nostra.
- ↑ Ann. S. Justinae Patavini, Mon. Genn. SS. XIX, 190: Conradinus cum suo exercitu, et senator cum eo cum multitudine militum et peditum. Rex vero in eorum occursum cum exercitu valido properavit, lassen aber Konradin’s Ueberlegenheit hervortreten durch die Angabe adversarii (Karl’s) de sua multitudine confidentes. Die Annales Scheftlarienses, Mon. Germ. SS. XVII, 344 sagen, dass Karl Konradin entgegengetreten sei cum magno exercitu.
- ↑ Mon. Germ. SS. XVIII, 528.
- ↑ Mon. Germ. SS. XIX, 25.
- ↑ Muratori SS. XI, 70.
- ↑ Mon. Germ. SS. XXVI, 608.
- ↑ Mon. Germ. SS. XXIV, 206. 213.
- ↑ Del Re II, 276.
- ↑ Mur. SS. XVI, 570.
- ↑ Ibid. IX, 948.
- ↑ Ibid. IX, 136.
- ↑ Del Re II, 423.
- ↑ Mon. Germ. SS. XXVI, 438.
- ↑ Mon. Germ. SS. XXIV, 68.
- ↑ Auf diese Zahl führen namentlich auch Angaben der Annales Placentini Gibellini S. 526: „Conradus volens ad civitatem Pisarum accedere – – – cum quatuor milibus militibus ad locum de Bosco districtus Alexandrie equitavit, et receptis 2000 peditibus illarum partium adsoldatis per regem – – – cum toto exercitu suo equitavit in terras filiorum quondam Jacomi de Careto – – –“. S. 528: „Et die 24. mensis Julii intravit Romam cum tota gente sua; fertur enim tunc secum habere quinque milia milites“.
- ↑ Mon. Germ. SS. XXIV, 213.
- ↑ Ann. Placentini Gibellini, Annales Parmenses maiores, Saba Malaspina, D’Esclot.
- ↑ Saba Malaspina a. a. O. S. 275 Cap. 8 lässt vor der eigentlichen Schlacht auch pedites von beiden Seiten in Einzelkämpfen handgemein werden, doch sind diese angeblichen Einzelkämpfe am Abend vor der Schlacht wegen des durch den mehrerwähnten Giessbach zwischen den beiden Heeren gebildeten Annäherungshindernisses als sachlich unmöglich zu verwerfen.
Guillaume Guiart d’Orlienz Branche des royaus lignages V. 11 128 ff. sagt:Prouvenciaus et Lombars se lancent
Sur le pont de la riverète
Que Henri outre ne se mète
O sa gent pour leur couvre seure.
Arbaletiers tendent en l’eure
Quarriaus font la mainte nuisances
Après viennent au lonc des lances
Des quèles aucuns s’entrefierentmacht aber diesen Zusatz über das Schützengefecht zu seiner Quelle, dem Bericht des Wilhelm von Nangis, gewiss willkürlich nach dem Kriegsgebrauch seiner eigenen Zeit. Er schreibt 1306.
- ↑ Von Del Giudice, Cod. dipl. II a S. 187 Anm. und Schirrmacher, Die letzten Hohenstaufen S. 572 Anm. 10, der sich Del Giudice vollkommen anschliesst, ohne seinerseits neue Gründe vorzubringen.
- ↑ In dem von Winkelmann, Acta S. 591 Nr. 750 herausgegebenen Verzeichniss der von Karl von Anjou nach seinem Sieg über Konradin seinen Getreuen gemachten Schenkungen wird an 32. Stelle aufgeführt Erart mit 150 livrees de terre. Dass der hier genannte Erart aber Erart de Valery sein sollte, erscheint durchaus unwahrscheinlich. Soweit ich die Namen dieses Verzeichnisses controliren kann – ich nenne Gui de Montfort, Guillaume l’Estandard; Jehan Britaud (Bricaud), Jehan de Clari, Dru de Biaumont, Amelin de Courbein – nennt dasselbe nur Herren, die in Karl’s Italienischem Königreich dauernd ansässig geworden waren, was für Erard de Valery nicht zutrifft. Ausserdem steht das geringfügige Geschenk – andere erhalten ganze Grafschaften, oder 700, 600, 500, 400, 200 livrees de terre, nur ein paar bekommen weniger als 150 livrees – ausser jedem Verhältniss zu den Verdiensten, die der König dem Erard de Valery zu lohnen gehabt hätte.
- ↑ In Frankreich ist Erard de Valéry später in seinem Kreuzfahrerberuf thätig, vgl. den Brief Gregor’s X., Lyon, 31. December 1274: „Erardo domino Valeriaci camerario, Imberto domino Bellijoci constabulario Franciae, Theobald Castegnier et Gerardo de Morbay mandat, ut [Philippo] regi Franciae, a quo pro utilitate terrae sanctae 25 000 marcharum argenti in mutuum acceperant, dictam summam de subsidiis eiusdem terrae et praesertim de pecunia Tunisii cuius administratio eis commissa est, restituant“. (So nach Andr. Duchesne, Hist. généalogique de la maison de Chasteigners, Paris 1634, p. 7: Potthast, Reg. Nr. 20 978.) Vgl. ferner den Brief Gregor’s X., Vienne, 26. Sept. 1275: „Erardo de Valeriaco camerario Franciae qui crucis signaculum assumpsit, 2000 marcharum sterlingorum de decima regni Navarrae subsidio terrae sanctae deputata concedit, cum propter hoc grandia subire oporteat onera expensarum“. (So nach Campi, Piacenza II, 483 Nr. 220 [mit falschem Datum 6 Kal. Nov. statt Oct.]: Potthast Nr. 21 079.)
- ↑ Das Johann Ballari des Bartholomäus de Neocastro ist natürlich wegen der Zufügung des Familiennamens auch bedeutungslos, und der Autor hat sicher dieselbe Persönlichkeit im Auge, der er nur einen unrichtigen Vornamen gibt. Der Name Wilhelm wird Erard nie beigelegt, sondern in der Chronique de Morée wird Wilhelm von Villehardouin in seine Rolle eingestellt.
- ↑ S. 283 ff.
- ↑ Ich will hier bemerken, dass die Erwähnung des Wilhelm von Villehardouin in einigen Ausgaben des Villani: e col re rimase il detto messer Alardo de Valleri con messer Guglielmo di Villa e Ardouino, die auf eine Bekanntschaft des Florentiner Chronisten mit der Chronique de Morée gedeutet werden könnte, nur, wie aus Muratori’s Ausgabe erhellt, die Zuthat eines Abschreibers oder Benutzers des Villani ist, dem letztere bekannt war.
- ↑ S. oben S. 295.
- ↑ Muratori SS. XI, 1166.
- ↑ Nach Hartwig, Quellen zur Geschichte der Stadt Florenz II, 242 wären die Gesta Tuscorum ja mit den Gesta Florentinorum identisch. Auch für die hier in Betracht kommende Einzelheit verweise ich auf seine Ausführungen a. a. O. ff.
- ↑ Zumal sich noch eine andere Uebereinstimmung zwischen Villani und den Gesta Tuscorum wahrscheinlich machen liess. S. oben S. 276 Anm. 7.
- ↑ Saba Malaspina a. a. O., Ricobaldus Ferrariensis, Ptolomaeus Lucensis, Ann. Mediolanenses, Ferreto Vicentino, D’Esclot. Die Historiae regum Franciae cont. Paris, weist mindestens Karl eine Stellung auf einer Anhöhe an.
- ↑ Die Angabe des Bartholomaeus de Neocastro a. a. O.: qui (Karl) cum quingentis equitibus se post vicinum tumulum latitarat, ut si casus accideret, proficisceretur in Galliam licet victus, will ich für mich nicht geltend machen, da bei ihr ja die Abneigung des Sicilianers gegen Karl von Einfluss sein wird.
- ↑ Beachtenswerth, weil sie lehrt, wie das Construiren dann immer weiter geht, ist die Angabe des Ptolomaeus Lucensis, Annales, Muratori XI, 1286: „tota vero acies Caroli occulta remansit, propter clausuram viarum, ex industria factam, und Hist. ecclesiastica“; ibid. S. 1160: „cum sua acie, quae occulta erat, clausis viis, ubi latebat“.
- ↑ Wie alt Erard war, ist nicht bekannt. Aber nach der Art und Weise, wie ihn Primatus mitten im Handgemenge einführt, sollte man vermuthen, dass Dante’s Bezeichnung des Helden als „vecchio Alardo“ schwerlich begründet, wohl nur vom Dichter auf dem Wege der Folgerung gefunden sein dürfte.
- ↑ Ex annalibus clerici ut videtur Parisiensis, Mon. Germ. SS. XXVI, 582: „tribus scalis factis et ordinatis a parte regis, idem Henricus (von Castilien) tanquam audax miles et probus, in prima scala partis adverse cum pluribus bonis se ponens, primam scalam regis aggreditur et illi de scala illa et de secunda fere omnes terga fuge dederunt“. – Primatus ibid. S. 656: „– – – Henri – – – prist la baniere de la premiere bataille et s’en issi premier des tentes avec les Espagnoilz, prest a combattre contre la premiere compaignie de l’ost des nos“. – Historiae regum Franciae contin. Paris. ib. V. 607: „Et mena danz Henri d’Espaigne la premiere de la gent Conradin“; Heinrich als Führer des ersten Treffens nennen weiter Saba Malaspina, D’Esclot, Johannes Longus, Villani.
- ↑ Annales clerici ut videtur Parisiensis S. 528.
- ↑ Ann. Placentini Gibellini, Mon. Germ. SS. XVIII, 528. Villani lib. VII Cap. 25.
- ↑ Saba Malaspina, Del Re II, 274. Die plebs Gebellinica und plebeja multitudo sind zweifellos als Fussgänger zu denken. Auch die Annales Caesenates, Muratori SS. XIV, 1103 berichten: „Romam, in qua moram contraxit donec Romanos parari fecit ad exercitum, quos duxit secum usque in introitum Apuliae“.
- ↑ Karl’s Siegesbericht an den Papst und an Padua. Del Giudice II, 185. 190.
- ↑ Die Bewegungen Konradin’s vor der Schlacht gebe ich hier nach den Forschungen Ficker’s, Konradin’s Marsch zum Palentinischen Felde, Mittheilungen des Instituts II, 515 ff. – Die Annales Placentini sagen: „et cum fuisset (Konradin) in valle Albe, was aufs beste zu Ficker’s Ergebnissen stimmt.
- ↑ Aciebus instructis: Karl’s Siegesbericht.
- ↑ à l’eure de queuvrefeu: Primatus S. 656.
- ↑ Karl’s Siegesbericht.
- ↑ Karl’s Siegesbericht erzählt: „die mercurii in octava videlicet assumptionis beate virginis Marie [22. August] – – – de pratis Ovinuli – aciebus instructis ad quendam collem prope Albam, qui per duo parva miliaria distabat ab hostibus, ex quo campua Placentinus se explicat, iter meum prosequendo perveni et hostium exinde castra prospiciens, quia gens mea et equi potissime erant pre nimio labore fatigati, deliberavi et iussi castramentari in eodem valle exercitum Christianum. Hostes vero videntes vexilla mea castrorum suorum appropinquando terminis, dictique exercitus formidantes aggressum, de castris suis in campum cum omnibus eorum copiis exierunt, et aspicientes gentem meam ad prelium preparatam, cum magna confusione meis post eos clamantibus ad loca de quibus exiverant sunt reversi“. Das Bild, das diese Schilderung Karl’s entwirft, ist vollkommen anschaulich. Nur der Beweggrund, den Karl für die Rückkehr der Konradiner in ihr Lager angibt, ist als tendenziös gefärbt anzusehen, und es ergibt sich von selbst die Berichtigung desselben, wie ich sie im Text gegeben habe.
- ↑ Ich verweise für alles Oertliche auf Ficker’s Karte.
- ↑ Aus Primatus S. 658 erhellt, dass die Franzosen zuerst bei der Brücke waren und dieselbe besetzten.
- ↑ Ann. S. Justinae Patavini, Mon. Germ. SS. XIX, 190. Ricobaldus Ferrariensis, Mur. SS. XI, 136. Nach dem Siegesbericht Karl’s will es scheinen, als hätte auch er zunächst noch keine Kenntniss von dem beide Heere trennenden Giessbach gehabt: „Sequenti autem die Jovis, orto iam sole, hostes de locis istis subito recedentes, ceperunt prosequi ultra flumen, quod inter utrumque decurrebat exercitum infaustis eorum auspiciis iter suum; quod ego diligenter advertens, statim in predicti campi Palentini planitiem – – – descendi maturis gressibus ex adverso, et cum crederem eos ulterius processuros, ipsi castra sua super ripam fluminis prope villani Pontium suis tamen aciebus nullatenus dissolutis, preter spem meam et meorum omnium posuerunt“. Der Ausdruck „castra ponere“ heisst hier nur „Halt machen“, wie sich schon aus dem Zusatz: „aciebus nullatenus dissolutis“ ergibt. Die Villa Pontium lag jenseits des die beiden Heere trennenden Wasserlaufs, vgl. Ficker a. a. O. S. 38. Zu der ebendort von Ficker behandelten Angabe der Annales Cavenses, Mon. Germ. SS. III, 194, wo es heisst: „venit inter Albam et Pontum, et ibi sua castra defixit“, sei hier bemerkt, dass dieselbe nur aus einer ungeschickt verkürzenden Benutzung von Karl’s Siegesbericht an den Papst herrührt.
- ↑ Primatus S. 658: il descendirent au plus bas du fleuve la ou l’eau estoit et plus plate et plus lee, et la ou les rives estoient rompues, et estoit la le pas acoustumee par ou les chevaus aloient qui passoient a gue.
- ↑ Dies betont Primatus.
- ↑ Saba Malaspina Cap. 10 behauptet, dass Jacobus de Gaucelmo, den er als Anführer des ersten Treffens auf Französischer Seite nennt, auf der Flucht erst in Aquila Halt gemacht habe. Obwohl die von Saba genannte Persönlichkeit ja gegründeten Zweifeln unterliegt, erscheint mir die Angabe sonst beachtenswerth. Die Kriegsgeschichte kennt ja viele Beispiele für die gewaltigen Entfernungen, die eine vollständig geschlagene Reiterei in einem Athem zurücklegen kann. Auch die Historiae regum Franciae continuatio a. a. O. S. 563 bemerkt im Allgemeinen: „que cele premiere escelle – – – fut vuincue – – – et s’en fouirent a la ville de l’Aigle“, aber vielleicht – s. oben S. 290 – nach gleicher Vorlage.
- ↑ Ann. Placent. Gibell. S. 528: reperientes suum regem qui cum paucis militibus post eos remanserat ipsum cum omnibus in fugam converterunt. Nach Ricobaldus Ferrariensis, Muratori SS. IX, 136 wäre die Bedeckung Konradin’s stark gewesen: Conradus in acie integra eminus proelii spectator erat, und hätte er daran gedacht, mit derselben Karl anzugreifen: Conrado cum Karulo volenti confligere oblatum est consilium, ne se pugnae committeret cum viris fortissimis quos rerum desperatio fortiores agebat, quoniam in ancipiti esset eventu, sed dispositis rebus alias cum rege militum inope congrederetur, a quo Siculi regni pars magna desciverat. Conradus cum maxima parte sui exercitus inde digreditur.
- ↑ Ficker a. a. O. S. 526.
- ↑ Ann. Placentini S. 528. Dieselbe Zahl gibt auch D’Esclot, s. oben S. 303.
- ↑ Diese Einzelheit, die Primatus S. 601 berichtet, während die Historiae regum Franciae continuatio Parisiensis a. a. O. S. 607 wenigstens auch hervorhebt, dass Heinrich auf der Rückkehr von der Verfolgung durch das Französische Lager gekommen sei, verdient gewiss Glauben. Damit ergibt sich von selbst, dass die in verschiedenen Quellen, z. B. Saba Malaspina, Bartholomäus de Neocastro, Ferreto Vicentino, im Chronicon Placentinum begegnende Angabe, die Konradiner hätten das Französische Lager geplündert, unrichtig ist. Dieselbe, die mit dem wirklichen Verlauf der Schlacht, wie er sich nach den besten Quellen sicher stellen lässt, unvereinbar ist, erklärt sich in ihrer Entstehung leicht als eine Folgerung aus der allgemein bekannten Thatsache, dass den Konradinern ihr voreiliges Beutemachen verhängnissvoll geworden war, die weiter nahe gelegt wurde durch den Umstand, dass später Heinrich von Castilien wirklich ins Französische Lager eingedrungen ist.
- ↑ Das hebt Primatus S. 661 ausdrücklich hervor.
- ↑ Primatus S. 661: „et se hasterent d’aler par devers la partie, que il estoit avis que la fuite deust estre la plus seure“.
- ↑ Karl’s Siegesbericht.
- ↑ Aus der Richtung derselben nach Rieti darf man keine Schlüsse auf die allgemeine Richtung der Flucht der Konradiner ziehen. Nach der Natur des letzten Kampfes werden die Flüchtenden wohl nach den verschiedensten Seiten hin sich zu retten versucht haben.
- ↑ Karl’s Siegesbericht: „quos mei festinis gressibus insequentes pro magna parte per montes et nemora peremerunt“. Vgl. auch die Chronica minor auctore minorita Erphordiensi Cont. V., Mon. Germ. SS. XXIV, 213.
- ↑ Ann. Placentini Gibellini S. 528: „Maior pars gentis regis Conradi que ex prelio evaserat, per gentes circumstantium partium sunt derobati et capti“.
- ↑ Nach den Annales Placentini Gibellini wäre der Marschall Kroff von Fluelingen gefallen, während die Annales clerici ut videtur Parisiensis a. a. O. S. 582 angeben: „In conflictu capti sunt Corradinus de Antiochia et marescallus Corradini de Alemania, qui erat dux tocius exercitus et bonus bellator“.
- ↑ Vgl. meinen Aufsatz Friedrich der Freidige u. s. w. in der Festschrift für G. Waitz S. 334.
- ↑ Schirrmacher, Die letzten Hohenstaufen S. 301.
- ↑ Vgl. den in Anm. 1 angezogenen Aufsatz.
- ↑ Vgl. Kopp-Busson, Reichsgeschichte Buch 5 S. 225 ff.
Anmerkungen zu Codizes (x)
- ↑ Cod. S. Gall. Nr. 1008 p. 102.
- ↑ Cod.: expirat.
- ↑ Cod.: falcitas.
- ↑ Cod.: exurgit.
- ↑ Cod. p. 103.
- ↑ Cod.: .. optans.
- ↑ Cod.: marcessit.
- ↑ Cod.: .. cinus.
- ↑ Cod.: decressit.
- ↑ Cod.: venditur.
- ↑ Cod.: languessit.
- ↑ So wird zu verbessern sein statt sanctificabitur des Cod.
- ↑ Cod.: Falcis.
- ↑ Cod.: dicipulis.
- ↑ Cod.: effudam.
- ↑ Cod. p. 104.
- ↑ Cod.: flagelat.
- ↑ Codex wiederholt die beiden letzten Worte.
- ↑ Cod.: redit.
- ↑ Cod.: phanum.
- ↑ Cod.: Blassemantes.
- ↑ Cod. p. 105.
- ↑ Cod. p. 106.
- ↑ Cod.: locacem.
- ↑ Die drei letzten Worte von späterer Hand.
- ↑ so Cod.
- ↑ Cod.: traniectus.
- ↑ Cod.: Ples.
- ↑ Cod.: erba.
- ↑ Cod. p. 107.
- ↑ Cod.: ora.
- ↑ Cod.: iuauat.
- ↑ Cod.: Pasimensis.
- ↑ Die beiden letzten Worte von späterer Hand.
- ↑ Cod.: hore.
- ↑ Cod. p. 108.
- ↑ Cod.: Diescit.
- ↑ Cod.: heriticos.
- ↑ Cod.: cismaticos.
- ↑ Cod.: dat.
- ↑ Cod.: honerosa.
- ↑ Cod. p. 108.
- ↑ Cod. p. 109.
- ↑ Cod.: traendo.
- ↑ Cod. F – – –
- ↑ Cod.: luna.
- ↑ Cod.: flumina.
- ↑ Cod.: turba.
- ↑ Cod.: regit.
- ↑ Cod.: derridet.
- ↑ Cod. p. 110.
- ↑ Cod.: anelat.
- ↑ Cod.: ignavia.
- ↑ Cod.: Gramaria.