Die Seemacht der Vereinigten Staaten von Nordamerika

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Autor: Robert Young Hayne, Senator von Süd-Carolina
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Titel: Die Seemacht der Vereinigten Staaten von Nordamerika
Untertitel:
aus: Das Ausland, Nr. 67–68. S. 267, 270–272.
Herausgeber: Eberhard L. Schuhkrafft
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Entstehungsdatum: 1827
Erscheinungsdatum: 1828
Verlag: Cotta
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Erscheinungsort: München
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Quelle: Scans bei Commons
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Die Seemacht der Vereinigten Staaten von Nordamerika.

Eine Rede im Senate des Kongresses, von Hayne, Senator für Süd-Carolina.

Nachdem die Erfahrung erwiesen hat, daß es die politische Aufgabe der Vereinigten Staaten ist, eine große Seemacht zu werden, so ist keine Zeit zu verlieren, die Hülfsquellen der Nation zur Errichtung einer unsern Bedürfnissen angemessenen Flotte aufzubieten, hinreichend in Friedenszeiten unsern Handel zu schützen, im Kriege das Vaterland zu vertheidigen, die Uebermacht in unsern Gewässern zu behaupten, und im Weltmeer selbst angriffsweise zu verfahren.

Erst seit dem Frieden von 1815 hat dieser Grundsatz allgemeine Anerkennung gefunden; die Acte vom April 1816 ward der Grundstein der Naval-Politik dieses Landes. Sie setzte auf acht Jahre eine Million Dollars jährlich zur Vermehrung der Flotte aus und verordnete den Bau einer Anzahl Linienschiffe und anderer Kriegsfahrzeuge, so daß mit denen, die früher und seitdem gesetzlich bestimmt sind, die Vereinigten Staaten eine Flotte von 12 Linienschiffen, 20 Fregatten, 16 Kriegsschaluppen, 4 Schoonern, 3 Dampfbatterien erhalten werden.

Im Fortschritte der Zeit und der Ereignisse ist der Punkt, den die ersten Beförderer dieser Maaßregel beabsichtigten, erreicht worden, d. h. die Schöpfung einer Flotte, welche, ihrem Zwecke gemäß, uns die Uebermacht an unseren Küsten in Kriegszeiten sichert. Freilich sind diese Schiffe nicht alle vollendet, doch sind sie jetzt in einem Zustande, daß sie im Fall des Ausbruches eines Krieges schnell dienstfähig gemacht werden können, und es ist anzunehmen, daß der Ueberschuß der für diesen Zweck ausgesetzten Summen hinreichen wird, um die noch unvollendeten Schiffe vollends auszubauen. Die Frage ist nun natürlich: Sollen wir dabei stehen bleiben? Sollen wir zugeben, daß sogar die Verwendung einer halben Million Dollars, welche jetzt für die Flotte jährlich ausgesetzt ist, mit diesem Jahre (1827) aufhöre? Oder wollen wir bei der festgesetzten Staatsklugheit beharren, die Geldunterstützung fortdauern lassen, und sie noch ferner für solche Zwecke aufwenden, welche mit der Dienstfähigkeit und dem dauernden Erfolg der Flotte verbunden sind?

Jeder, der auf die Karte der Vereinigten Staaten blickt, wird erkennen, daß die wahre Vertheidigung des Landes durch Gottes Finger angedeutet ist. Festungswerke, stehende Heere und Flotten sind die gewöhnlichen Mittel, ein Land vor den Verheerungen eines feindlichen Einbruches zu schützen. Die Ausdehnung unsers Landes macht die Anlage von Festungswerken unnütz, da diese blos in wenigen bedrohten Punkten Schutz gewähren könnten. Große stehende Heere sind nicht nur ungeheuer kostspielig, sondern auch gefährlich für die Freiheit, und mit den Gesinnungen und der Lebensart unseres Volkes nicht verträglich. In allen solchen Nothfällen müssen wir unsere Zuflucht zu unserer Miliz (Landwehr) nehmen; doch um ihr Zeit zu geben, sich zu sammeln und sich zu waffnen, um nutzlosen Opfern an Blut und Geld vorzubeugen, ist es von höchster Wichtigkeit, die Mittel zu besitzen, welche den Feind an der Schwelle selbst aufhalten, und unsere Buchten, Einfahrten und Städte und alle großen Zugänge, welche in unser Land führen, vor jeder Annäherung desselben sicher stellen. Dies ist der eigentliche Zweck einer Seemacht. Die Kriegsschiffe, welche jetzt den Vereinigten Staaten gehören, würden in Kriegszeiten über 20,000 Mann aufnehmen, Männer, durch ihre Lebensart und ihr Gewerbe in Friedenszeit, für den Dienst, den der Krieg von ihnen fordert, vorbereitet. Die Kauffahrer der Vereinigten Staaten sind mit nicht weniger als 80,000 Seeleuten bemannt, und hätten wir Schiffe, um sie unter erfahrnen, geschickten Offizieren zu gebrauchen, so würden sie uns eine Vertheidigungskraft im Kampf für das Vaterland darbieten, die einer Armee von 100,000 Mann regulärer Truppen gleich wäre. Die Leichtigkeit, womit sich eine Flotte von Ort zu Ort bewegen, die Schnelligkeit, womit sie sich auf irgend einem Punkt vereinigen kann, die Hülfe, welche diese schwimmenden Batterien bei der Vertheidigung der Städte und den Truppen am Ufer leisten – alles erweist, daß eine Flotte das beste Vertheidigungsmittel dieses Landes sey. Sie ist zugleich das wohlfeilste; denn die Gesammtheit der Seeleute, welche unsere Flotten zur Zeit des Kriegs bemannen, werden im Frieden geübt und unterhalten, ohne daß sie einen Heller kosten, und man kann sich jeden Augenblick derselben bedienen, wenn man ihrer bedarf. Wahrlich, wir besitzen eine Streitkraft der besten Art, welche fast nichts kostet, und – was eben so wichtig ist – der Freiheit durchaus nicht gefährlich ist. Stehende Heere haben oft die Freiheit ihres Vaterlandes gestürzt, Flotten aber haben immer zu ihrer Vertheidigung mitgewirkt. Unsere Entfernung von Europa gibt unserer Seemacht auch einen entscheidenden Vortheil bei der Führung eines Vertheidigungskriegs. Eben so brauchbar ist sie zur Beschützung unsers Handels in Friedenszeiten; sie gestattet uns, wenn sie hinreichend gereift ist, Angriffsoperationen gegen einen Feind auf dem Weltmeer selbst, und an unbewachten Küstenpunkten.

[270] Wenn es mithin staatsklug ist, eine Seemacht zu unterhalten, so muß dabei nothwendig ein Progressivsystem befolgt werden; sie muß mit unserm Wachsthum mit unserer Stärke sich heben, und nach einem regelmäßigen Plan, wovon nur im äußersten Nothfalle abgewichen werden dürfte, fortschreiten. Nach dem Endzweck, der erlangt werden soll, in Vergleich mit den Mitteln, welche uns zu Gebote stehen, sind wir im Stande, den Betrag zu bestimmen, der an unsern übrigen Staatsausgaben erspart und zur Beförderung der Seemacht angewandt werden kann. Die laufenden Ausgaben für dieselbe, wie für jeden andern Zweig der Verwaltung, sind natürlich veränderlich; doch sollten die in Friedenszeiten zur Förderung und andauernden Verbesserung der Seemacht ausgesetzten Fonds keinen zufälligen Umständen und vorübergehenden Bedingungen unterworfen seyn. Wie viele Wege giebt es aber, Geld für Staatszwecke auszusetzen? Um wie viel übertreffen die Forderungen, welche jährlich an die Nationalfonds gemacht werden, unsre Hülfsquellen? In wie vielen von diesen sind individuelle und Lokalgesinnungen und Interessen auf’s tiefste verwebt! Wahrlich, es mißfällt mir, die Flotte Jahr für Jahr einem Wortkampf Preis zu geben mit zahlreichen, dringenden Ansprüchen, welche fortwährend unsere Aufmerksamkeit auffordern. Mir mißfällt es, ihre fortwährende Verbesserung jedes Jahr aufs neue mit den Planen und Wünschen so vieler, welche über die Frage zu entscheiden haben, in Collision gebracht zu sehen. Ich wünsche der Seemacht die Gunst und den guten Willen Aller zu verschaffen und verlange daher einen Fonds, der unausgesetzt für dieselbe bestimmt ist, als stätige Last für den Schatz, und der weder zufällig vermehrt noch vermindert werden darf, je nachdem andere Ansprüche, die gewiß nie von gleicher Wichtigkeit sind, mehr oder weniger dringend werden. Ueberall wo ein großer Nationalzweck erreicht werden soll, ist die Bildung eines Fonds dieser Art das beste Mittel. Zur Abzahlung der Nationalschuld ist ein Tilgungsfonds von 10 Millionen gestiftet, und Niemand zweifelt, daß diese Bewilligung ihrem Zweck vollkommen entsprochen hat. Obwohl ich hohe Steuern oder außerordentliche Bewilligungen verabscheue, so habe ich doch einen noch stärkern Abscheu vor einem nutzlos gefüllten Schatz[1]. In dieser Rücksicht ist der Zustand eines Privatmannes von dem es Staats himmelweit verschieden. Der Privatmann, der mehr hat als er braucht, ist reich; Das Volk, dessen Staatsschatz überfüllt ist, muß arm werden. Es kann kein Geld in den Schatz kommen, das nicht aus den Taschen des Volks genommen [271] würde. Um das Geld aus dem Schatze wieder in die Taschen des Volks zu bringen, ist es meines Erachtens unumgänglich nothwendig, den Schatz selbst mit großen Aufträgen zu belasten, welche mit dem wahren Interesse des Landes in Verbindung stehen, z. B., außer der Abzahlung der Nationalschuld, mit der Verbesserung der Seemacht: schon deshalb, weil wir uns dadurch am leichtesten sicher stellen, daß die Staatsgelder nicht für unnütze oder gar gefährliche Zwecke verwandt werden. Die Ersparung, die durch eine bleibende Geldbewilligung erzweckt wird, kommt gleichfalls sehr in Betracht. Im Privatleben, wie in Staatsangelegenheiten, kann nichts wohlfeil gekauft werden, wenn man es zur Zeit der Noth kauft. Schließt man aber wegen der Holzlieferung Contracte auf mehrere Jahre ab, so kann man es nicht nur von besserer Qualität, sondern auch viel wohlfeiler erhalten, als man es kauft, wenn man’s nicht länger entbehren kann. Die Erfahrung lehrte uns, daß man bei stehenden Geldbewilligungen für dieselbe Summe, welche unter jährlicher Bewilligung Kriegsschaluppen kosteten, Fregatten bauen konnte.

Für jetzt ist es nicht nothwendig, die Zahl unserer Kriegsschiffe zu vermehren, da sie für den Schutz unsers Handels in Kriegszeiten hinreichend sind. Blickt man indessen in die Zukunft, so leuchtet ein, daß die Zeit nahe ist, wo eine größere Anzahl Schiffe nothwendig werden dürfte. In einem Lande, wie das unsrige, wo sich die Bevölkerung in 25 Jahren verdoppelt, müssen wir beständig fortschreiten, wenn wir unsere Staatsanstalten aufrecht erhalten und dem Wachsthum und Zustande unsers Landes angemessen machen wollen. In unserm Fortgange einhalten, heißt so viel als rückwärtsgehen. Brauchen wir jetzt keine neue Schiffe, so müßten wir sie doch nach wenigen Jahren erbauen. Aber gute, dauerhafte Schiffe, mit steter Rücksicht auf Ersparung gebaut, lassen sich nur von wohl getrocknetem Holze zimmern. Wir müssen mithin auf die Begründung einer Seemacht unsere Aufmerksamkeit richten, auf eine Seemacht, welche der sich mehrenden Bevölkerung und den wachsenden Hülfsquellen der Vereinigten Staaten angemessen ist. Das Holz der immer grünen Eiche[2] der südlichen Staaten, ohne Vergleich das beste Schiffbauholz auf Erden, ist nur dann dauerhaft, wenn es lange gelegen hat. Es ist eine schmähliche Verschwendung dieses höchst schätzbaren Materials, wenn es im grünen Zustand verarbeitet wird; so oft dieses geschah, faulten unsere Schiffe in kurzer Frist, und Zeit und Geld waren verloren. Wie lange dagegen dieses Holz, wenn die gehörige Sorgfalt darauf verwendet wird, sich erhalten lasse, können wir aus einer eigenen Erfahrung von mehr als dreißig Jahren schließen.

Die im Jahre 1798 und 1799 für den Bau eines 74 Kanonenschiffs gefällten Eichen wurden unter Regendächer gelegt, und lagen dort bis 1815. Als man das Holz in dieser Zeit untersuchte, fand man, daß dasjenige, welches vor dem Wetter beschützt lag, sich in vollkommen gesundem Zustand befand. Die Gerippe des „Independance“ und des „Washington“ wurden völlig, das des „Franklin“ zum Theil aus diesem Holz gezimmert, und jetzt nach Verlauf von 17 Jahren ist es noch im besten Zustande, und kann, nach dem Urtheile der Sachverständigen noch länger als ein Jahrhundert dauern. In Frankreich ward zur Zeit Ludwig XIV Eichenholz gefällt, und erst nach einem Jahrhundert zum Schiffbau gebraucht, wo man es vollkommen gesund fand. Es giebt zwei Methoden, Schiffbauholz aufzubewahren, welche man beide mit gleich günstigem Erfolge anwendet: das Untertauchen ins Wasser und die Aufbewahrung unter Regendächern (sheds); nach der Meinung unserer Seeoffiziere läßt sich Weißeichenholz auf beide Art Jahrhunderte lang aufbewahren, und ein Sachverständiger erklärte, als man ihn befragte, sehr emphatisch: wendet nur die verlangte Vorsicht an, so wird Eichenholz so unverwüstlich als Kupfer und Eisen!

Es ist meine Pflicht, dem Senate anzuzeigen, daß dieser wichtige Baum mit einer Schnelligkeit aus unsern Wäldern zu verschwinden anfängt, welche uns dringend auffordert, unmittelbare, wirksame Maßregeln für die Erhaltung desselben zu nehmen oder einzuwilligen, daß er uns ganz verloren geht. Im Laufe der letzten Jahrzehnte sind ganze Wälder von Weißeichenstämmen unter der Axt des Anbauers gefallen, und durch Brand vernichtet worden, um Land für Baumwolle urbar zu machen. Unsre Kriegs- und Handelsmarine hat in den letzten zwölf Jahren eine ungeheure Menge derselben verbraucht und außerdem wird eine fast unglaubliche Zahl Weißeichenstämme ins Ausland geführt. Aus diesen Ursachen vermindert sich diese unschätzbare Art des Bauholzes fortwährend auf eine sehr beunruhigende Weise.

Ein einsichtsvoller, in Eid und Pflicht stehender Agent untersuchte die südlichen Staaten vor acht oder zehn Jahren, um die Quantität der Weißeichen für den Schiffsbau [272] auszumitteln. Derselbe ward in den letzten zwölf Monaten für denselben Dienst gebraucht. Nach seinem Berichte grenzt die Verminderung jenes Baums innerhalb jener Zeit ans Unglaubliche, und auch er dringt darauf, die entscheidensten Maßregeln zu nehmen, um die kleine Masse dieses Bauholzes, welche dem Lande noch übrig und für Schiffe der größten Art vorzüglich passend ist, vor Vernichtung zu retten. Er bezeugt, daß innerhalb weniger Monate am Ende des Jahrs 1825 über 150,000 Cubikfuß Weißeichen aus einem einzigen fast unbekannten Fluß Floridas fortgeflößt und ins Ausland verschifft wurden, und daß aus dieser Ursache und wegen der schnellen Zunahme der Bevölkerung und des Anbaues dieß Bauholz sehr bald ganz verschwinden muß. Dieser Bericht wirkte dergestalt auf das Marinedepartement, daß es sogleich auf Mittel dachte, diesem drohenden Unheil vorzubeugen, und es ward vorgeschlagen, Anpflanzungen von jungen Weißeichen anzulegen, für den künftigen Dienst der Flotte. Doch diese würden erst nach 50 Jahren Schiffbauholz liefern und es ist offenbar nothwendig, alles, was noch übrig ist, für den Dienst zu retten, und dasselbe aufzubewahren, weil es durch Aufbewahrung unverwüstlich wird. Die großen davon zu erwartenden Vortheile lassen sich aus einem Beispiel der brittischen Marine abnehmen. Weil Großbritannien gezwungen war, die meisten Schiffe aus frisch gefälltem Holz zu bauen, so sind seit dem letzten Frieden von 1100 Schiffen 600 als verfault und untauglich zum Dienst abgebrochen worden, während die übrigbleibenden so große Reparaturen bestehen mußten, daß man im Parlamente erklärte: „die brittische Flotte sey seit dem Frieden von Grund aus erneuert.“ – Wir haben vorgeschlagen, 2 Millionen Dollars jährlich zum Ankauf von Schiffbauholz anzuwenden, dasselbe niederzulegen und für den künftigen Gebrauch aufzubewahren. Auch ist vorgeschlagen, künftig keine mit Weißeichen bewachsene Staatsländereien mehr zu verkaufen.

Ein zweiter wichtiger Gegenstand sind die trocknen Docken. Es ist erstaunlich, daß ein Land, welches zwölf Linienschiffe und zwanzig Fregatten besitzt, ganz ohne diese nothwendigen Erfordernisse aller Flotten ist, und daß wir, mit der Erfahrung der übrigen Welt vor unsern Augen, den Zeitverlust, die Gefahr und die Unkosten uns gefallen lassen, unsere Schiffe auf den Werft zu bringen, da wir doch so viele herrliche Anlagestellen für Docken besitzen, und da wir fast in einem einzigen Jahre ersparen können, was ihr Bau kostet. Ein Schiff von 74 Kanonen, welches von einem Kreuzzug in einen Hafen zurückkehrt, und auch nur geringe Reparatur nöthig hat, kostet an 20,000 Dollars, um es auf den Werft zu bringen. Es muß entladen werden; man muß das schwere Geschütz herausnehmen, Sparren und Segel fortschaffen; viele Leute sind zu dieser Arbeit erforderlich, und ist die Reparatur geschehen, so muß das Schiff wieder beladen und armirt werden. Diese Arbeit ist zugleich mit großem Zeitverlust verknüpft. Gewöhnliche Reparaturen halten so ein Schiff über einen Monat auf, und in gewissen Jahreszeiten ist es nicht rathsam, ein Schiff der gefährlichen Operation des Ablaufens zu unterwerfen. Zu jeder Zeit und unter allen Umständen leidet das Schiff sehr. Nicht genug! bei der gegenwärtigen Einrichtung unserer Schiffswerfte müssen die Kriegsschiffe nicht nur wegen Reparaturen, sondern selbst wenn sie untersucht werden sollen, auf den Werft gehoben werden. Ohne vorgängige Untersuchung darf kein Kriegsschiff, welches eine Zeitlang im Hafen gelegen, oder weite Reisen gemacht hat, wieder in See gehen, und muß demnach allen Verzug, alle Gefahr und alle Kosten des auf den Werfthebens, tragen. In Kriegszeit hemmt dieses Alles die Wirksamkeit der Flotte ausserordentlich. Zeit ist bei allen Militär-Operationen in Betracht der Erfolge von großer Wichtigkeit, und durch Schnelligkeit der Zurüstung, so wie durch Gewandtheit in der Bewegung wurden oft Schlachten gewonnen, welche sonst verloren worden wären. Mittels passender, trockner Docken können Schiffe untersucht und augenblicklich wieder flott gemacht werden, und Reparaturen lassen sich auf diese Weise so schnell als möglich, und mit weit geringeren Unkosten bewerkstelligen. Vor nicht langer Zeit lief eine brittische Fregatte mit allen Provisionen und völliger Ausrüstung an Bord zur Untersuchung in eine trockne Docke und segelte noch während derselben Fluthzeit (tide) nach ihrer Bestimmung ab. Die Vortheile der trocknen Docken sind in Europa so anerkannt, daß es dort keine Seemacht gibt, welche deren nicht mehrere besitzt. In England sind es deren 16 und 3 neue sind im Baue begriffen; Frankreich hat zwölf, alle von den dauerhaftesten Materialien. Ein einsichtsvoller, erfahrener Civil-Ingenieur, der viele Jahre in England lebte, hat kürzlich die genauesten Ausmessungen und Berechnungen über diesen Gegenstand entworfen. Seinen Angaben zufolge, würden die gesammten Ausgaben für den Bau von 4 trockene Docken in folgenden Marine Werften, nach dem erprobtesten Plan, wie folgt ausfallen:

Zu Portsmouth im Staate New Hampshire Doll. 349,571:71
Zu Charlestown (bei Boston)
     im Staate Massachusetts
Doll. 356,864: 4
Zu Brooklyn auf Long Island
     Staat New York
Doll. 380,116:86
Zu Gosport in Virginien Doll. 398,800: –

An jedem dieser Plätze sind trockne Docken nothwendig. Für jetzt ist der Bau von zweien zu gleicher Zeit, eine im Süden und die andere im Norden des Potomac Stroms in Vorschlag gebracht; desgleichen der Bau einer Marine Eisenbahn (Railway) zu Pensacola am mexikanischen Meerbusen. Die Anlage solcher Eisenbahnen kostet weniger als Docken, und sie leisten bei der Reparatur großen Nutzen, sind jedoch zu Fregatten und Linienschiffen mit großer Gefahr verbunden, und können also Docken keineswegs ersetzen.


  1. An overflowing treasury, eine Besorgniß, von der in Europa wohl sobald nichts gehört werden dürfte. Aber wem kann dieß im Geringsten befremdlich erscheinen, der nur z. B. einen Blick auf folgende Vergleichung der Budgets der Vereinigten Staaten und von Großbritannien wirft.
    In den Vereinigten Staaten Pf. St.       In Großbritannien Pf. St.
    Der Präsident 5,000 Der König 1,000,000
    Der Vicepräsident 1,000 Die königliche Familie 100,000
    Der Staatssecretär 1,000 Drei Staatssecretäre u. drei Unterstaatssecr. 28,000
    Der Secretär des Schatzes 1,000 Sieben Lordscommissäre des Schatzes 13,000
    Die Marineverwaltung 3,400 Die Admiralität 16,000
    Der Postdirector 600 Zwei Polizeidirektoren 5,000
    Der Oberrichter 800 Der Oberrichter 6,000
    Der Generalanwalt (Attorney-General) 600 Der Kronanwalt 6,000
    Der Münzmeister (Master of the Mint) 400 Der Münzmeister 10,000
    Der Senatssecretär 600 Der Präsident (Chairman) des Oberhauses 3,000
    Der Secretär der Kammer d. Repräsentanten 600 Der Sprecher des Hauses der Gemeinden 6,000
    Sieben Gesandte 12,600 Vier(?) Gesandte u. drei Geschäftsträger 59,500
    Sechs Legationssecretäre 2,400 Sieben Legationssecr. 6,050
    Sechs Consuln 1,000 Die Consuls 30,000
    ------------ ------------
    33,600 1,288,550
  2. Quercus alba. Wild; sie wird 70 bis 80 Fuß hoch, und liefert unter allen Eichen das beste Schiffsbauholz. Wächst in Virginien, Illinois etc.