Die Theaterstraße in Yokohama

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Titel: Die Theaterstraße in Yokohama
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aus: Die Gartenlaube, Heft 31, S. 532
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1897
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Die Theaterstraße in Yokohama.

Die Theaterstraße in Yokohama. (Mit Abbildung.) Bei dem gar vergnügungssüchtigen japanischen Volke spielen die Theater eine sehr große Rolle. Jede Stadt hat ihre Theater, Tokio, Kioto, Osaka und Yokohama besitzen deren sogar eine beträchtliche Anzahl. Man muß sich aber unter den japanischen Theatern nicht etwa solche nach abendländischem Muster vorstellen. Der Mehrzahl nach sind dieselben nur geräumige, leicht und luftig gebaute Bretterbuden, deren Zuschauerraum drei- bis fünfhundert Personen Platz bieten dürfte. Wie in Japan alle Gewerbe und Berufsarten ihre eigenen Straßen oder Stadtviertel zu haben pflegen, so stehen auch die Theater und Vergnügungslokale gewöhnlich nahe beisammen, in manchen Straßen giebt es deren Dutzende der verschiedenster Art. Schon aus der Ferne sind sie durch die acht bis zwölf Meter langen Bambusstangen kenntlich, die vor jedem einzelnen, gegen die Straße geneigt, errichtet sind und sich wie richtige Angelruten ausnehmen, welche die Theaterbesucher aus dem Menschenstrom der Straße fischen sollen. Von diesen Stangen flattern lange Leinwandstreifen in bunten Farben, gewöhnlich blau und rot, und sie sind die Träger der in großen Lettern prangenden Theateranzeigen. An jedes Theater oder Tingel-Tangel schließt sich in der Regel ein zierliches Theehaus mit halbgedeckten, lampiongeschmückten Veranden und Galerien. Die Theaterstraßen der japanischen Großstädte bestehen hauptsächlich nur aus derartigen Theatern, Theehäusern und Schaubuden, in denen allerhand Zauber, ähnlich dem Wiener Wurstelprater, gegen ein paar Pfennige Eintrittsgeld zu sehen sind. Hier zwischen diesen Vergnügungslokalen herrscht das regste Leben vom frühen Morgen bis in die späte Nacht hinein, denn die Theater Japans sind nicht nur des Abends geöffnet, die Vorstellungen währen den ganzen Tag über, und die meisten Japaner, welche sie besuchen wollen, nehmen ihre Familie mit Kind und Kegel in eine Loge und bringen den ganzen Tag im Theater zu. Andere dagegen kommen nur für eine oder mehrere Stunden, um die wichtigsten Scenen oder die beliebteren Schauspieler zu sehen. Das Gedränge in den Theaterstraßen ist zuweilen so groß, daß in ihnen der Verkehr von Wagen und Rickshaws (den kleinen von japanischen Kulis gezogenen Handwägelchen) verboten wird. Die Theaterbesucher müssen dann auch bei schlechtem Wetter ihre Rickshaws an der Straßenecke verlassen und den Weg zum Theater zu Fuß zurücklegen.