Die Triberger Wallfart

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Textdaten
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Autor: Anton Birlinger
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Titel: Die Triberger Wallfart
Untertitel:
aus: Schwarzwaldsagen, in: Alemannia, Band II, S. 150–151
Herausgeber: Anton Birlinger
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1875
Verlag: Adolph Marcus
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Erscheinungsort: Bonn
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Quelle: Google-USA*, Commons
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3 Die Triberger Wallfart[1].

Oberhalb Triberg auf hohem Felsen gegen Sonnen-Untergang stand ein grosser Tannenbaum mit zackigten Aesten. Hart daran vorbei gieng der Fussweg durch wildes Gebüsch und Granitblöcke eingeengt Schonach zu. Zur Weges Seite rann aus hartem Gestein klares gesundes Wasser: kurz Wasser und Baum waren in der Menschen lieben Erinnerung, und das mit Recht, denn der Himmel hatte etwas ganz Besonderes damit vor. Eine fromme Hand, Niemand weiss wes sie war, schnitt in die Tanne eine Oeffnung und schob ein pergamentenes Muttergottesbildchen hinein. Jeder ders wusste lüpfte seinen Hut im Vorbeigehen und betete auch bisweilen einer davor. Das Bildchen fällt vom Baume, die kleine Barbara Kierzler vom Städtchen mit ihrer Mutter findet es, puzt und küsst es und wills natürlich heimnehmen; was die Mutter zulezt zugab. Das Bildlein kömmt wieder an seine Stelle, denn nach mehreren Tagen wollte sichs nicht mehr in der Kruzifixecke aufhalten, ganz so wies der Vater voraussagte. Barbara sei krank geworden und ihre Gesundheit (im Traume) habe von der Zurückschaffung des Bildchens abgehangen. Man brachte es wieder in den Baum. Der Wallfartsdirektor Dr. Degen bezeugte, die Wiedergenesung. Noch viel schlimmer war der miselsüchtige Friedrich Schwab von Triberg daran, er ward ins Siechen- oder Gutleuthaus geschafft: wäscht sich eines Tages beim Tannenbaum und die Aussatzschülpen fallen von [151] ihm und ganz Triberg verwunderte sich ob dem Schwab. Der aber ließ jezt ein geschnizeltes Marienbild anbringen, weil das andere längst dem Winter und Wetter erlegen war. Schwabs Bild kam nachher in die Kirche hinein. Ein eiserner Ring um die Tanne mit dem Opferstock ward bald angebracht, aber leider auch das Opfer des Strauchgesindels. Die Bildtanne kömmt durch ein sonderbaren Gesang wieder zum Vorschein und Hochachtung. Am 20. des Kristmonats 1692, während des österreich. und französ. Krieges kehrten drei Soldaten der Kompagnie Nadliani, Tiroler, vom Städtchen in ihre Wachposten aufwärts der Schanze nach dem Rohrhartsberg zurück und vernahmen gegenüber der Schonacherstrasse einen nie gehörten lieblichen Gesang, sagten davon den Kameraden, der Müller Adam Fröhlich wusste auch Wunders viel zu erzälen; die Soldaten waren auf des Alten Aussagen nur noch begieriger und die andern wolltens auch hören. Es kamen ihrer 3 des andern Abends herunter, durchliefen den Wald, stiegen diesseits den Berg hinauf und suchten nach der Tanne. Der eben entdeckte die Sache, streifte mit dem Seitengewehr das Spinngewebe ab und säuberte die Wunderstelle an der Tanne. »Es sei ihnen vorgekommen, als ob ein heller Glanz von der Stelle ausgienge, und alle wurden zur Andacht gestimmt.« Die Tiroler verkündeten die Märe und darauf kamen immer mehr und mehr Leute von dem Kriegsvolke, selbst Offiziere. Die Bildtanne wird von den Soldaten in grosses Ansehen gebracht, a. 1693–96 ward der Ort also förmlich zur Wallfart. Zuerst kleine Einfriedigung, dann Bretterverschlag bis endlich eine Kirche[2] entstand.

Die übrigen Wallfartsörter wurden neidisch und Triberg amtlich von Konstanz angefochten: schon Wallfarten genug, schrofiger Felsen, Abgelegenheit, die Heilungen beschränken sich bis jezt nur auf Einheimische, auf den leicht- und abergläubischen Pöbel sei es abgesehen! A. 1713 sagt ein Dokument, sei das Mirakelbild nach Triberg in die Pfarrkirche geflüchtet worden, »worbei sehr verwunderlich war, dass die Französische Räuber, so rings herumb alles ausgeplündert, Heerden fortgetriben, Hirten erschossen, sobald sie nur von der Höhe die Wallfart erblickt gleich als von einem Blitz getroffen sich widerumb zurückgezogen und Wallfart und Tryberg durchaus unversehrt gelassen.«

Kurze Geschichte der Wallfart zu Tryberg auf dem Schwarzwalde. Von einem Benediktiner des ehmaligen Stiftes St. Georgen[3]. Rotweil 1820.


  1. Vergl. Schnezler, Bad. Sagenb. I, 443. Sagen aus den Rheingegenden etc. von Schreiber. 3. Aufl. 1848. S. 172.
  2. Die Bildtanne wurde umgehauen, der Mittelstamm der Ort des Marienbild abgesondert, die Aeste und alle übrigen Abfälle verbrannt, damit sie nicht abergläubisch möchten misbraucht werden. Gesch. d. Wallfart 44.
  3. Diese Sage unvollständig bei Schnezler, Bad. Sagenb. I, 443 ff.