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Die Versuchung

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Textdaten
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Autor: Rainer Maria Rilke
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Titel: Die Versuchung
Untertitel:
aus: Der neuen Gedichte anderer Teil, S. 27-28
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Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1918
Verlag: Insel-Verlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Österreichische Nationalbibliothek
Kurzbeschreibung:
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DIE VERSUCHUNG


Nein, es half nicht, daß er sich die scharfen
Stacheln einhieb in das geile Fleisch;
alle seine trächtigen Sinne warfen
unter kreißendem Gekreisch

5
Frühgeburten: schiefe, hingeschielte

kriechende und fliegende Gesichte,
Nichte, deren nur auf ihn erpichte
Bosheit sich verband und mit ihm spielte.

Und schon hatten seine Sinne Enkel;

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denn das Pack war fruchtbar in der Nacht

und in immer bunterem Gesprenkel
hingehudelt und verhundertfacht.
Aus dem Ganzen ward ein Trank gemacht:
seine Hände griffen lauter Henkel,

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und der Schatten schob sich auf wie Schenkel

warm und zu Umarmungen erwacht —.

Und da schrie er nach dem Engel, schrie:
Und der Engel kam in seinem Schein
und war da: und jagte sie

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wieder in den Heiligen hinein,


[28]
daß er mit Geteufel und Getier

in sich weiterringe wie seit Jahren
und sich Gott, den lange noch nicht klaren,
innen aus dem Jäsen destillier.