Die Villa d’Este in Tivoli
[36] Die Villa d’Este in Tivoli. (Zu dem Bilde S. 25.) Wenige Stunden östlich von Rom liegt hoch über dem Ufer des in wilden Fällen zu Thal stürzenden Anio das weltberühmte Tivoli, das alte Tibur, zu dessen Glanz Sage, Geschichte und Natur je ihr reichlich bemessenes Teil beigetragen haben. Da steht noch der alte Sibyllentempel, da zeigt man die Villa des Maecenas, des Dichterfreundes, und die seines Schützlings Horaz; drüben vermutet man in alten Bauresten ein Landhaus des Quintilius Varus, der im Teutoburger Walde verblutete, und hüben dehnen sich die weiten Anlagen der Villa Kaiser Hadrians, in der ein vielerfahrener Weltbeherrscher seinen ganzen Kunstsinn auslebte. Aber auch spätere Zeiten haben mitgebaut an Tivolis Ruhm; und das schönste, was sie schufen, ist die Villa d’Este im Westen des Städtchens, in der einst ihr Erbauer, der Kardinal Ippolito d’Este, mit Ariost, dem Dichter des „Rasenden Roland“, wandelte. Die Kunst der Renaissance hat Italien viele prächtige Paläste und Parkanlagen geschenkt, aber wenige können sich an Schönheit der Formen, an poetischem Zauber der Erscheinung mit der Villa d’Este messen. Unser Bild von Edmund Kanoldt gewährt einen Einblick in diese Herrlichkeiten und deutet auch durch die Gestalt des Geistlichen im Vordergrund den Stand des heutigen Besitzers an: es ist der Kardinal Hohenlohe, der Bruder des kaiserlichen Statthalters in den Reichslanden.