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Die Vorbereitung des Kindes für die Schule

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Textdaten
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Autor: Marie Schönbrunn
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Titel: Die Vorbereitung des Kindes für die Schule
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 6, S. 164 d
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1899
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[164 d] Die Vorbereitung des Kindes für die Schule. Ehe Herzblättchen das sechste Jahr erreicht hat und damit schulpflichtig ist, wird in der Familie vielfach der beste, förderlichste Weg erörtert, dem Kinde die Anfangsgründe des Wissens, die sogenannten Elementarfächer zu übermitteln. Da heißt die Frage: Privatunterricht oder öffentlicher Schulbesuch? Für beide Bildungswege werden sich Vorzüge und Nachteile herausfinden lassen. Schließlich entscheidet der Vater aus nicht zu unterschätzenden erziehlichen Gründen für die Schule, die den kleinen Menschen selbständig macht, den Gemeinsinn fördert und manche Ecken und Eckchen im Wesen, die das Elternhaus aufkommen ließ, abschleift.

Wo zarte Gesundheit, weiter Schulweg oder sonstige Verhältnisse zu berücksichtigen sind, wird der häusliche Unterricht gewählt werden, in der Stadt meistens als eine Art Vorschule, mit der Absicht, das Kind später, wenn die Unterrichtsfächer sich vermehren, doch noch der Schule zu überweisen. Oft faßt das Elternhaus dafür schon eine bestimmte Anstalt ins Auge. Es dürfte sich in diesem Falle im Interesse des Kindes sehr empfehlen, sich über die Lehrziele der betreffenden Schule Klarheit zu verschaffen und sich gewissermaßen an das Klassenpensum anzulehnen. Dieses kann für ein kränkliches Kind auf zwei Jahre verteilt werden. Jedenfalls erspart dieses Verfahren dem Kinde und der Schule später viel Mühe und den Eltern manche Enttäuschung.

In Elternkreisen, die sich für den Schulbesuch ihrer Kinder entscheiden, hört man vielfach die Frage erörtern: Soll ich mein Kind für die Schule vorbereiten, soll es schon etwas gelernt haben? Lernen soll das Kind vorher so wenig wie möglich; es soll mit ganz frischen Geisteskräften in die Schule kommen, die dann mit ihren Stoffen und Methoden ganz unmittelbar wirken wird. Aber vorbereiten für die Schule kann das gebildete Elternhaus das Kind doch mehr, als häufig jetzt geschieht. Oft bringen ganz geweckt aussehende kleine Mädchen eine so wenig entwickelte Sprachfähigkeit mit, daß sie in der Schule sehr viel Mühe haben und nicht selten dadurch im Fortschreiten gehemmt werden. Die Eltern sind dann erstaunt, daß ihre Tochter geringere Fortschritte macht als andere. Wie schwer manchem Schulkind das Sprechen wird, müßten die Mütter anhören und ansehen; da arbeitet manchmal der ganze kleine Körper mit. Nun gilt es für die Schule, mit großer Geduld und Güte Laut für Laut zu bilden, unter denen einige, wie r, z, k, l, st, dem Kinde besondere Schwierigkeiten machen. Dafür muß die Zunge erst gelöst werden. Diese Uebungen sind für das Kind ermüdend und vor den anderen oft beschämend. Darum lasse die Mutter es sich recht angelegen sein, die Ausdrucksfähigkeit ihres Kindes zu fördern. Sie dulde keinen verstümmelten Laut, keine undeutliche, schlechte Sprache. Damit erweist sie ihrem Kinde und der Schule den besten Dienst. Marie Schönbrunn.