Die Wallfahrt zum Schillpark bei Braunschweig
[400] Die Wallfahrt zum Schillpark bei Braunschweig ist eine freie Huldigung der Vaterlandsliebe, welche an jedem einunddreißigsten Mai – Schill’s Todestage – viele Bewohner der herzoglichen Welfenstadt vereinigt, um „Deutschlands trüber Zeit“ und ihrer unglücklichen Opfer zu gedenken. Das Denkmal, welches im Jahre 1836 Schill und den hier standrechtlich erschossenen vierzehn Männern und Jünglingen seiner Schaar (vergl. diesen Jahrg. S. 158) errichtet worden ist, wird sammt Capelle und Wächterhäuschen von einem kleinen Parke umgeben. Das Thürmchen der Capelle trägt eine Glocke, welche alljährlich an Schill’s Todestage Morgens, Mittags und Abends, jedes Mal in drei Pausen, geläutet wird. Bis jetzt ist ihr Laut noch nie vergeblich erklungen: Park und Capelle werden nicht leer an diesem der Erinnerung ihrer Todten geweihten Tage. Den Hauptschmuck des Inneren der Capelle bilden Neben der trefflichen Bronzebüste Schill’s die lebensgroßen Oelbildnisse des Erzherzogs Johann, Andreas Hofer’s und des Herzogs Friedrich Wilhelm von Braunschweig. Außer allerlei Waffen- und Uniformstücken, Briefen, Wappen der Schill’schen Officiere und sonstigen Erinnerungszeichen an jene Zeit, die in der Capelle aufgehoben werden, birgt das Piedestal des Denkmals Schill’s Haupt, während sein Körper in einem Friedhofe Stralsunds vermodert:
Für die Herausgabe von Schill’s Haupt aus der anatomischen Sammlung zu Leyden, wo es bekanntlich fast ein Vierteljahrhundert in Spiritus aufbewahrt und als Rarität gezeigt worden, sowie für die Herstellung des Denkmals und seines Parks und der Sammlung für die Capelle hat sich die größten Verdienste ein Mann erworben, der ebenfalls nicht vergessen werden darf: Herr v. Bechelde. Ihm hat noch mancher der eisgrauen Helden des Kampfes vom Jahre Neun die Hand dafür gedrückt, und einem jener Männer, Herrn E. Heusinger, Officier a. D. in Braunschweig, verdanken wir die Mittheilung dieser Kunde.