Die Wiedererbauung Magdeburgs
Die schöne Stadt Magdeburg, die schon 47 vor Christi Geburt von dem Römischen Cäsar Julius erbauet sein soll, war nach Karls des Großen Zeiten von den Wenden und Ungarn ganz verwüstet, daß nur ein wenig armes Völklein von Fischern daselbst geblieben, die ihre Hütten, so gut sie gekonnt, wieder aufgebauet hatten. Ein solcher wüster Flecken ist Magdeburg geblieben bis zur Zeit des Kaisers Otto. Dieser schenkte den Flecken und die dabei gelegene Burg seiner ersten Gemahlin, der Kaiserin Editha, zur Morgengabe, dahero sie auch besonderen gnädigen Gefallen dazu getragen, und den Kaiser, ihren Gemahl, gebeten, darein zu willigen, daß aus dem schlechten Flecken eine große schöne Stadt gebauet werde. Das erlaubte ihr der Kaiser, gestattend, daß sie Burg und Flecken nach ihrem Gefallen erweitern und befestigen möge. Wie nun der Kaiserin also ihre Bitte gewähret, ist sie in einen Wagen gestiegen und hat sich herumfahren lassen, und hat selbst die Länge und Weite der neuen Stadt besehen und ausgesetzet, worauf denn nun alsbald im folgenden Jahre, 940 nach der Geburt des Herrn, Magdeburg zu einer vornehmen Stadt zu erweitern und zu bauen angefangen ist. Die alte Stadtmauer ging aber in folgender Weise: nämlich am Ulrichs-Thor, am Marstall und am Barfüßerkloster, zu Ende des neuen Scharrens, wenn man vom breiten Wege [130] hinein gehet, in der neuen Petristraße hinter den Häusern und Gärten, wo vor diesem der Diaconus gewohnt hat; auch ging die alte Stadtmauer über den St. Johannis-Kirchhof, da wo ehemals die St. Stephans-Kirche gewesen, welches nachher der Elenden Kirchhof hieß; eben so war ein Stadtthor an der Stelle des Schwibbogens des Hauses der Seiden-Krämer-Gilde.
- Gottfried Gengenbacher: Stadt Magdeburg, das ist Kurtze Beschreibung der Stadt Magdeburg etc. (Magdeb. 1678.) S. 8, 9.