Die Wildkatze

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die Wildkatze
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 22, S. 677, 707
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[677]
Datei:Die Gartenlaube (1898) b 0677.jpg

Wildkatze.
Nach dem Gemälde von L. Beckmann.

[707] Die Wildkatze. (Zu dem Bilde S. 677.) Einen prächtigen Charakterkopf aus der Tierwelt bietet Ludwig Beckmann unsern Lesern in dem lebenstreuen Porträt einer Wildkatze. Bosheit und Heimtücke malen sich deutlich in dem Gesichte der fauchenden Bestie. – In unseren Wäldern wird die Wildkatze immer seltener und hält sich zumeist nur noch im Gebirge auf. Von dem großen Publikum, das durch Wald und Flur streift, finden die wenigsten Gelegenheit, sie im Freien zu beobachten, denn sie ist ein Nachttier, das das helle Licht des Tages scheut und von scharfsichtigen Naturbeobachtern nur während der Morgen- und Abendstunden wahrgenommen wird. In ihrer äußeren Gestalt ist sie unserer Hauskatze durchaus ähnlich, aber kräftiger als diese gebaut. Im allgemeinen erreicht sie die Größe eines Fuchses, wird bis 45 cm hoch und gegen 80 cm lang; die Schwanzlänge, die in das letztgenannte Maß nicht einbegriffen ist, beträgt etwa 30 cm. Beim Wildkater ist der Balg grau, bei der Wildkatze gelblich. Die Grundfarbe ist mit dunklen Streifen gezeichnet, die auf dem Schädel und Rücken verlaufen und um den Schwanz und die Läufe sich ringeln. Das Hauptmerkmal aber, durch das man sie von unserer Hauskatze unterscheiden kann, ist der „Sohlenfleck“, d. h. die schwarze Färbung der Hinterseite des Hinterlaufes. Bei der Hauskatze, die von der ostafrikanischen Felis maniculata abstammt, reicht der „Sohlenfleck“ bis zum Hacken, bei der Wildkatze aber erstreckt er sich nur wenig oberhalb der Zehen. Bei Mischlingen zwischen beiden Katzenarten hat der „Sohlenfleck“ eine mittlere Ausdehnung. Nach diesem Merkmal kann der Jäger leicht entscheiden, ob er eine Wildkatze oder nur eine verwilderte Hauskatze erlegt hat. – In der Regel nährt sich die Wildkatze von Mäusen und Ratten, aber sie stellt auch anderen Tieren nach, lauert den Vögeln auf, plündert ihre Nester und überfällt, wenn sie älter und stärker geworden ist, selbst größeres Wild, wie Hasen und Rehkälbchen. Fast niemals begegnet man zwei Wildkatzen zusammen; denn sie sind ungesellige Tiere. Das Weibchen wirft ihre Jungen in Felsspalten, Baumlöchern oder in einem verlassenen Fuchsbau, aber die Jungen trennen sich bald von der Alten und rauben auf eigene Faust. Trotz ihrer verhältnismäßigen Stärke ist die Wildkatze feig. Sie verteidigt nicht ihre Brut; sie sucht ihr Heil in der Flucht, und nur wenn sie selbst aufs äußerste bedroht wird, setzt sie sich zur Wehr; dann aber entfaltet sie alle ihre List und Gewandtheit und wird in ihrer Wut ein gefährlicher Gegner. *