Zum Inhalt springen

Die araner mundart/Die satzbetonung

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
« Lautangleichung, lautkürzung und lautschwund Die araner mundart Wortlehre »
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).

Drittes kapitel.
Die satzbetonung.

§ 332. Zur deutlicheren veranschaulichung der in der modern irischen rede waltenden exspirationsabstufung sollen in diesem kapitel alle beispiele in einer transskription geboten werden, die, ohne rücksicht auf die begriffliche trennung in wörter, fünf stärkegrade unterscheidet, und zwar:

stärkste expiration, gekennzeichnet durch eine spatie mit einem semikolon;
starke exspiration, gekennzeichnet durch eine spatie mit einem doppelpunkte;
mittlere expiration, gekennzeichnet durch eine spatie mit einem einfachen punkte;
schwache exspiration, gekennzeichnet durch eine spatie ohne ein sonstiges zeichen;
schwächste exspiration; im anfange durch eine spatie mit einem bindestrich gekennzeichnet, sonst ohne besondere bezeichnung.
* und ** bezeichnen eine kurze bezw. lange pause, etwa dem komma und punkt der schrift entsprechend.

§ 333. Die im irischen herrschende stärkeabstufung beruht im allgemeinen auf der neigung, alles zur näheren bestimmung dienende mehr als das dadurch bestimmte hervorzuheben, falls nicht das hiernach besonders zu betonende wort leicht ergänzt werden könnte oder überhaupt entbehrlich ist oder auf etwas bereits bekanntes hinweist.

Hieraus ergeben sich verschiedene in den §§ 334–344 zu erwähnende einzelregeln.

§ 334. Das nominale subjektswort ist stärker betont als das verbum, z. b. •kȧĺū :pāriǵ „Patrik ist gestorben“; •bākālū n :trān „Das brot ist gebacken worden“;  :fuəxtorm „Mir ist kalt“. Ausgenommen sind die substantiva fis „wissen“ und okrəs „hunger“, die sich – von der form ńīl abgesehn – stets an das verbum substantivum anschliessen, falls dieses unmittelbar vorausgeht, z. b. :tākrəs orm̥ „Ich habe hunger“; :tāsām „Ich weiss“; ńī :rausām „Ich wusste nicht“; -ʒā :mĭøxəsām „Wenn ich wüsste“. Bei fis kommt ausserdem auch noch anlehnung an andere wörter vor, wie namentlich häufig an gon „ohne“.

Dagegen ńīl :isām „Ich weiss nicht“; ńīlokrəsorm̥ „Ich habe keinen hunger“.

§ 335. Das pronominale subjektswort wird schwächer betont als das verbum, abgesehn von dem stets proklitischen is „ist“, „war, wird sein, würde sein“, z. b. :çel šē „Er hat nicht bekannt (im kartenspiel)“; :kȧhn̄šē „Er raucht“; :ĺȧkfr̥hū „Du wirst hingeworfen werden“. – Dagegen šȧ „ja“.

§ 336. Die apposition, das genitivische und adjektivische attribut werden stärker betont als das näher bestimmte wort, z. b. •īsə :kŕīst „Jesus Christus“, tūs :ærə „frühlingsanfang“; fȧrjīltənə :ĺauər „der buchhändler“; •fȧrnə :ĺecŕəx „der briefträger“; •n̄ūrə :vøg „die kleine Nora“; •bŭȧlə :mōr „stadt“; •fȧr :mōr „ein einflussreicher mann“.

Eine ausnahme von dieser regel bilden die possessivpronomina, die bedeutend schwächer betont werden, z. b. - :hȧrək! „Mein liebling!“; - :wrōn! „Ach!“, sowie die zahlwörter, die gleich stark betont werden, z. b. •ʒāfīn „twopence“; •šȧxtńȧlə „sieben schwäne“. Wenn drei hiernach gleich stark hervorzuhebende wörter zusammentreffen, wird die auf das mittlere zu verwendende exspirationskraft meist verringert. So sagt man •oxt bīnəȷēg „anderthalb schilling“ (dagegen •oxtbīnə „eightpence“.

§ 337. Das nominale prädikat wird stärker betont als das subjektswort, z. b. -is :bŕǡənvænī „Sie ist eine schöne frau“; -is :mōrən :n̄āŕəʒic ē „Du solltest dich dessen schämen“; tānciəsk :gān̄ə ńu „Fisch ist heute rar“; -is :fȧr mišə „Ich bin ein mann“.

§ 338. Der nominale objektsausdruck wird stärker betont als das verbum, z. b. •ȷīnĭm :brōgə „Ich mache schuhe“; •jīlšē :xapl̥̄ „Er hat sein pferd verkauft“; -əgahn̥̄tū :brōgə? „Trägst du schuhe?“; harn̥n̥bādə :haŋkəŕə „Das boot riss sich vom anker los“.

§ 339. Der pronominale objektsausdruck wird schwächer betont als das verbum, z. b. :ḱŕeȷĭm hū „Ich glaube es dir“; •xøn̄iḱ :šān ē „Johann hat ihn gesehn“.

Folgen dem verbum zwei pronomina, der subjekts- und objektsausdruck, so wird das zweite stärker als das erste betont, z. b. -ńī :akəmē hū „Ich habe dich nicht gesehn“.

§ 340. Adverbia bzw. adverbale ausdrücke werden im allgemeinen stärker betont als die durch sie bestimmten adjektiva und verben. Wo mehrere adverbiale ausdrücke zusammentreffen, wird auf die des ortes in der regel der grössere nachdruck gelegt. Beispiele hierfür sind: kȧĺūšānə :ŋȧĺə „Johann ist in Galway gestorben“; tāšēgølə :wȧlə „Er geht nach hause“; •l̄aurgəhārd! „Sprich laut!“

Eine ausnahme bilden die intensivpartikeln ān̄ xō rō rī, die meist gleich stark betont werden.

§ 341. Praepositionen, konjunktionen, pronomina sowie die negativ- und prohibitivpartikel werden im allgemeinen nur schwach betont, z. b. -əŕdūs „Im anfang“; -ən :fȧršə „Dieser mann“; -mās :fīrē „Wenn es wahr ist“; -ńā :akəmē hū „Ich habe dich nicht gesehn“; -n̄āl̄aurxō :hārd! „Sprich nicht so laut!“; -ḱēn :ȳšhū? „Wie alt bist du?“

Wo die negation ńī oder das fragewort mit fŭil der sog. enklitischen form von zusammentrifft, ist letztere die schwächstbetonte, z. b. ńīl „ist nicht“, kāldə :jŕāhŕ̥? „Wo ist dein bruder?“

§ 342. Auf die in den vorausgehenden §§ behandelte stärkeabstufung übt auch das tempo der rede insofern einen beachtenswerten einfluss aus, als mit steigender lebhaftigkeit auch die neigung wächst, möglichst viele schwächer betonte silben um möglichst wenige stark hervorgehobene zu gruppieren. So entspricht dem langsam gesprochenen •ḱēənxȳə :wiltū? „Wie geht es dir?“ das schnell geäusserte ḱēnxȳ :wiltu?

Hierbei tritt vor allem die neigung zu tage, im falle des zusammentreffens von drei starkbetonten silben die mittlere zu schwächen, im falle des zusammentreffens von zwei schwachbetonten vor einer starkbetonten silbe die erste, nach einer starkbetonten silbe die zweite etwas mehr hervorzuheben. So betont man bei langsamer, sorgfältiger aussprache häufig •ʒāvliənfīd, bei schnellerem redetempo dagegen •ʒā vlienfīd oder gar •ʒāvliən :fīd „zweiundzwanzig jahre“. Aus •ḱŕeȷn̥̄ šē hū „er glaubt es dir“ wird •ḱŕeȷn̥̄šē hū, aus - - :mŭȧ agət! wird gərə :mŭȧ agət! oder gərə :mŭȧat!

§ 343. Wo der wunsch nach besonderer hervorhebung einer silbe vorliegt, können die im vorigen aufgestellten regeln meist durchbrochen werden. Immerhin geschieht dies selten und beim possessivpronomen nie. In der regel handelt es sich nur um eine einstufige stärkevermehrung des wortes, das einer besonderen hervorhebung wert zu sein scheint. So heisst es -ńīr :çūlšē ān̄ und - :kār eǵə, dagegen zur andeutung eines gegensatzes: -ńīr ;çūlšēān̄ * - ;kārə ǵə „Er ging nicht zu fuss dorthin, er hatte einen wagen“.

§ 344. Zur veranschaulichung der im vorigen nur hinsichtlich des wesentlichsten behandelten satzbetonung mag folgende transskription eines teils einer erzählung aus Hyde’s cois na teineadh dienen, und zwar des anfangs der geschichte von Uilliam o Ruanaigh, s. 43,19–45,1. Zu den bereits erklärten zeichen kommen noch die zur wiedergabe geschlossener kurzer vokale dienenden buchstaben in antiqua hinzu.

-iĺiəmo -ruənə *** -sn̥æmšŕ̥ə :n̄al̄ōdvi :fȧrān * -darəb ænm̥iĺiəmo :ruənənəxūnīə ŋārgə :xlār :gæĺə ** •vīšēnə :eləmēr ** ēnl̄āə wānhāniǵn̥ciərnə :taləvn̥ eǵəs1 :duəŕc * -tā ḱīscŕī :bliənāmərtsmunə2mĭaišē agətdm̥fȳçǡn̄ :šȧxtənə * •kȧfəmē :maxŕ̥hȳvn̥ :wōhŕ̥ hū ** •tāĭmlē gølgə :gæĺəmārəxle •huələx :krińəxtəjīl * snuəŕəjausmē :luəx * :īkəmē hūərĺiəm ** -əŕ -mŭȧȷn̥ * •l̄āŕnə :wārəx * xiŕšēuələx :krińəxtəŕn̥ gāŕcəs vīšēgølgə :gæĺə leš ** nuəŕəvīšē cimpl̥̄mīləgəĺeimīōn :cȧx * •hāniǵdinuəsl̥ eǵəs1 :ȷiərəšē jē ** -ən :krińəxtə tātŕ̥n̥gāŕc ** :šȧərĺiəm * tāmēgølʒā :ȷīlēmə :çīsȷīk ** •ḱē :vēdə tān̄ərsn̥din :uəsl̥ ** -ton̄ə :ḱńastān̄r̥ĺiəm ** :çȧn̄ōmē wæcērsn̥din :uəsl̥ * •svērəmēnl̄uəxəs :mōsə :marəgə ʒic ** nuəŕəraxəstūxo •fadlešn̥mōhŕīn :kārtəxə tāŕdəlāv :çlī * kasə :šcȧxspīəǵ :iməxt * -ȷȧgətūga cȧxmōrə tāəŋ́ĺǡn̄ * spĭai mišən̄šinrūtle :tæŕəǵədəhōŕcəc ** •nuəŕəhāniǵĺiamxo •fadəlešn̥ :mōhŕīn * •xašē :šcȧx * -əs vīšēǵiməxtgə dāniḱšēxo •fadəlē cȧx :mōr ** - :iəntəsəŕ ĺiəm * nuəŕxøn̄iḱšēn cȧxmōr * -mar :rugəvəs :tōgn̥səgūrsənəxt ēšńiakəšēncȧx mōrəŕiəv :rivə * •ḱēgərə :ōləsəǵəŕ :ilə :hȧxəweḱšəxt kūǵvīlə ʒō ** nuəŕhāniǵĺiəməŋārgə :šḱibōlə vīənæḱəlešn̥ cȧx :mōr * •hāniǵboxl̥̄bĭøgəmaxəs :dūŕc * ḱēd mīləfālcərūtəĺiəmo :ruənə * -xiŕ :sakəŕəʒrīməs hugəšcȧxē ** •hāniǵboxl̥̄ bĭøg :elə max * -xiŕ :fālcəriv ĺiəm * -xiŕ :sakəŕə ʒrīm * -əsȷimīə :šcȧxleš ** boxəlīə :cȧxt * -ə kør fālcərivĺiəm * agəsə hōŕc :saklōbgə røənton̄ə :krińəxt :imī ** -ən̄šin hāniǵømlānəmoxl̥̄ə :l̄āŕəsdūŕc ĺiəmlōb * -ōləsagī :ilə ;orəmsə * agəsńīlōləs :am̥sə ;orīšə ** -ənšin :dūrədr̥ leš * •caiə :šcȧxəs īdə :jīnēr * tānmāšcŕ̥ə :fanūnc lȧt ** xuəĺiəmə :šcȧxəshišēšīsəǵə :maurd ** ńīr .īšēn :darə :ǵŕīm * -gə dāniǵ :trūmxol̄əŕəshicšēfȳnmaurd **

1) Die form hiǵə chuige wird auf Aran in der regel durch eǵə aig ersetzt. 2) Statt munə wird meist marə gebraucht. Vgl. zu dieser form Holger Pedersen KZ XXXV 366.

§ 345. Zur erleichterung des verständnisses folgt hier die im vorstehenden in phonetischer transskription verzeichnete erzählung in der von Hyde angewandten schreibung, die trotz starker annäherung an das gesprochene irisch im wesentlichen auf der üblichen orthographie beruht.

Uilliam O Ruanaigh. Ann san aimsir i n-allód bhí fear ann dar ab ainm Uilliam O Ruanaigh, ’nna chómhnuidhe i ngar do Chlár-Gaillimh. Bhí sé ’nna fheilméar. Aon lá amháin tháinig an tighearna-talmhan chuige agus dubhairt, „Tá cíos trí bliadhain agam ort, agus muna mbéidh sé agad dam faoi cheann seachtmhaine, caithfidh mé amach air thaoibh an bhóthair thu. Táim le dul go Gaillimh amárach le h-ualach cruithneachta do dhíol, agus nuair a gheobhas mé a luach íocfaidh mé thu“, ar Liaim. Air maidin, lá air na mhárach, chuir sé ualach cruithneachta air an g-cairt agus bhí sé dul go Gaillimh leis. Nuair bhí sé timchioll míle go leith imthighthe ó’n teach, tháinig duine-uasal chuige agus d’ fhiarfuigh sé dhé „An cruithneacht atà [sic! atá] agad air an gcairt?“ „Seadh“, ar Siam [sic! Liam]. „Ceannóchaidh mé uait é“, ar san duine uasal, agus bhéarfaidh mé an luach is mó ’sa’ margadh dhuit. Nuair a rachfas tu chomh fad leis an mbóthairín cártach atá air do láimh chlé, cas asteach agus bí ag imtheacht, go dtagaidh tu go teach mór atá i ngleann, agus béidh mise ann sin rómhad le d’ airgiod do thabhairt duit. Nuair tháinig Siam [sic! Liam] chomh fada leis an mbóthairín chas sé asteach, agus bhí sé ag imtheacht go dtáinig sé chomh fada le teach mór. Bhí iongantas air Siam [sic! Liam] nuair chonnairc sé an teach mór, mar rugadh agas tógadh ann san gcómharsanacht é; agus ní fhacaidh sé an. teach mór ariamh roimhe, cídh go raibh eólas aige air uile theach i bhfoigseacht cúig mhíle dhò [sic! dhó]. Nuair tháinig Liaim i ngar do sgioból a bhí anaice leis an teach mór, tháinig buachaill beag amach agus dubhairt „céad míle fáilte rómhad a Liam Ui Ruanaigh“, chuir sac air a dhruim agus thug asteach é. Tháinig buachaill beag eile amach, chuir fáilte roimh Liam, chuir sac air a dhruim, agus d’ imthigh asteach leis. Bhí buachaillidhe ag teacht, ag cur fáilte roimh Liam, agus ag tabhairt sac leó, go raibh an tonna cruithneachta imthighthe. Ann sin tháinig iomlán na mbuachaill i láthair agus dubhairt Liam leó: „Ta eólas agaibh uile orm-sa agus ní’l eólas agam-sa orraibh-se“. Ann sin dubhradar leis, „téidh asteach, agus ith do dhínnéar, tá an máighistir ag fanamhaint leat. Chuaid [sic! Chuaidh] Liam asteach agus shuidh sé síos ag an mbord. Níor ith sé an. dara greim go dtáinig trom-chodladh air agus thuit sé faoi an mbord.


« Lautangleichung, lautkürzung und lautschwund Die araner mundart Wortlehre »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).