Die blonde Goßmann
[304] Die blonde Goßmann. (Mit Abbildung, s. S. 301.) Wohl selten hat das deutsche Theaterpublicum eine Bühnenerscheinung mehr beschäftigt, in größere Aufregung versetzt, als jener anmuthige Kobold voll Schelmerei und Laune, jener liebenswürdige, naiv-neckische, unwiderstehlich-ungezogene Bühnenbackfisch, welchen die Kunstwelt als Hedwig Raabe kennt. In allen Städten, wo die viel wandernde Petersburger Hofschauspielerin aufgetreten ist und die Netze ihrer blonden Haare und blauen Augen ausgeworfen hat, so erst neuerdings wieder in Pest, sind ihr von Presse und Publicum so reiche Ovationen, eine solche Fülle von Lorbeer und anderen Kränzen gespendet worden, daß es überflüssig wäre, wollte die Gartenlaube ihren Lesern und Leserinnen noch Weiteres erzählen von diesem verzogenen Liebling Thalia’s; nur das sei noch zu erwähnen verstattet, daß das kindliche Element, welches Hedwig Raabe vor den Lampen so verführerisch zur Darstellung zu bringen weiß, im Leben der Künstlerin nächstens wohl ein Ende nehmen wird, da, wie man hört, der Backfisch sich noch im Laufe dieses Jahres in das Joch der Ehe zu spannen gedenkt.