Die deutsche Nähmaschine

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Autor: Th. G.
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Titel: Die deutsche Nähmaschine
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aus: Die Gartenlaube, Heft 42, S. 694–696
Herausgeber: Ernst Ziel
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Erscheinungsdatum: 1880
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Die deutsche Nähmaschine.


Die deutsche Nähmaschinen-Industrie befindet sich gegenwärtig in einer Krisis, aber sie steuert auf den völligen Sieg los.

Die „eiserne Nähmamsell“ ist bekanntlich von Geburt eine Amerikanerin. Dankbar erkennt das der Deutsche an, und wir wollen diese Pietät auch gar nicht verdammen, wenngleich die „junge Nation“ von der alten Welt schon hundert andere Erfindungen als Gegenhonorar im Voraus empfangen; zu verdammen ist es aber, wenn wir durch das zähe Haften an Vorurtheilen unsere nationalen Lebensinteressen schädigen, wenn wir die anfänglich berechtigte Vorliebe für das Fremde auch dann noch aufrecht erhalten, wenn es in der Heimath längst überholt ist – war es doch gerade die deutsche Nähmaschinen-Industrie, die sich an der feinen Erziehung und Ausbildung dieser geborenen Amerikanerin am hervorragendsten betheiligt.

Schon im vorigen Jahrhundert beschäftigten sich viele Grübler mit dem Gedanken, die nähende Hand durch eine Maschine zu ersetzen; aber sie ließen sich sämmtlich durch ein Irrlicht nasführen; sie glaubten, es müsse die Handnaht sein, die durch die Maschine hergestellt werden solle, und so scheiterten sie an den großen, nicht auszugleichenden Unterschieden, die zwischen dem lebenden und dem todten Mechanismus bestehen.

Das erste Patent auf eine Nähmaschine lösten zwei Engländer Namens Stone und Hendersen im Jahre 1804, sie scheint aber nie zur praktischen Anwendung gekommen zu sein. Ein anderer Brite, mit Namen John Duncan, baute die erste Tambourirstichmaschine und ließ sich diese in demselben Jahre patentiren; sie eignete sich mehr zum Sticken und erfüllte ihren Hauptzweck, das Nähen, nur unvollkommen. Die Engländer betrachten indessen Duncan als den eigentlichen Erfinder der Nähmaschine.

Im Jahre 1814 construirte der wackere Tyroler Schneidermeister Joseph Madersberger eine andere Maschine, die vollständig das Grundprincip der heute so weit verbreiteten Systeme aufweist. Er war zur Einsicht gekommen, daß er eine neue Naht erfinden müsse; er gab der Nadel das Oehr an der Spitze und fing die Schlinge des Fadens, die sich beim Zurückziehen der Nadel bildet, ganz wie heute noch, mit einem zweiten Faden auf; aber die Maschine arbeitete unzuverlässig; Madersberger verlor endlich die Geduld und nähte mit der Hand weiter. Seine immerhin sehr [695] inventiöse Maschine bildet noch heute ein hochinteressantes Object in der Modellsammlung des kaiserlich königlichen Polytechnikums zu Wien.

Ein anderer Erfinder, Barthelemy Thimmonier, ein excentrischer Schneider aus dem Rhonedepartement, hatte überaus tragische Lebensschicksale, er fand Capitalisten, fand selbst die Unterstützung der Regierung, die ihm Schneiderarbeiten für’s Militär übertrug; er ward selbst Fabrikherr, irrte aber schließlich verlacht und vergessen mit seinem Modell auf dem Rücken durch Frankreich und fristete sein Leben als – verkanntes Genie.

Seine Maschine war in der Hauptsache von Holz construirt und nähte den Kettenstich; das heißt sie fing mit einer zweiten Schlinge diejenige Schlinge auf, die der erste Stich gebildet hatte. Die Nadel stach von oben in das Zeug; ein Haken an derselben holte von unten den Faden herauf; die Schlinge blieb oben liegen, bis der zweite Stich eine zweite Schlinge durchgeführt hatte. So erzielte er eine Leistung von dreihundert Stich pro Minute, und ihm ward die Genugthuung, daß er in seiner Fabrik zu Paris sechszig Maschinen zu gleicher Zeit in Thätigkeit sehen konnte. Jedoch sein excentrisches Wesen und die Februarrevolution machten die Fortsetzung seines Unternehmens unmöglich, und auf’s Neue zeigte er auf Jahrmärkten und in Dorfscheunen sein Modell, um den Hunger stillen zu können.

1851 raffte sich Thimmonier zum letzten Mal auf; er schickte eine sehr verbesserte Maschine nach London zur Weltausstellung, wurde aber damit zurückgewiesen, weil er den Termin der Anmeldung nicht eingehalten hatte. Dieses Unglück bedeutete für den armen Erfinder gewissermaßen ein Glück. Auf jener Ausstellung erregte bereits die Elias Howe’sche Maschine das Aufsehen der civilisirten Welt, und so blieb ihm wenigstens der Schmerz erspart, den Glanz der amerikanischen Erfindung durch seinen unvollkommenen Apparat erhöhen zu müssen. Zerfallen mit sich und den Seinen starb er bald darauf vergessen in einer Pariser Winkeltaverne.

Sein glücklicher Nebenbuhler, der Mechaniker Elias Howe, ward 1819 in Spencer im Staate Massachusetts geboren. Die erste Anregung, eine Nähmaschine zu construiren, empfing er durch seinen Arbeitgeber Ary Davis in Boston. Dieser in technischen Arbeiten äußerst geschickte Mann ward eines Tages in seiner Werkstatt von zwei Männern um Rath befragt, wie eine von ihnen erfundene Strickmaschine zu verbessern sei. Aergerlich antwortete der stets kurz angebundene Davis. „Wenn Ihr etwas Nothwendiges und Nützliches thun wollt, so erfindet eine Nähmaschine! Für Eure Strickmaschine bin ich nicht zu Hause.“

Howe war bei jenem Besuche der beiden Männer in Davis’ Werkstatt gegenwärtig, und die Antwort, welche sein kluger Arbeitgeber den Fragestellern ertheilte, regte ihn mächtig an; von Stunde an sann er Tag und Nacht über das Problem nach, bis es gelöst und die populärste Maschine construirt war, die wir nach dem Uhrwerk besitzen.

Auch ihm sind mancherlei Irrgänge nicht erspart gewesen; auch er glaubte die Handnaht nachahmen zu müssen, auch er experimentirte unter der drückendsten Armuth mehrere Jahre hindurch gänzlich erfolglos, bis ihm die Frage durch das Hirn fuhr: Muß es denn die Handnaht sein?

Seine Bekanntschaft mit dem Webstuhlbau führte ihn auf das Schiffchen, und damit war die hundertjährige Krisis der Erfindung gehoben. Im Winter 1846 wurde die erste Howe’-Maschine fertig gestellt, und Howe selbst nähte darauf für seinen Freund Georg Fischer, der ihm das Geld zum Unterhalt während des Experimentirens geliehen, einen completen Tuchanzug, dessen Nähte unverwüstlicher waren, als der Stoff.

Jetzt aber thürmten sich erst die größten Schwierigkeiten vor Howe auf; wir können sie hier nicht weiter verfolgen; der Leser findet Einzelheiten darüber in den früheren Jahrgängen der „Gartenlaube“ (vergl. u. A. Jahrg. 1867, S. 492 u. ff.) und möge sich hier mit einigen Andeutungen begnügen. Die Amerikaner verhielten sich in den ersten Jahren verneinend. Howe war gezwungen, Boden für seine Maschinen in England zu suchen, und hier ward er von einem W. Thomas hintergangen, der die Erfindung mit großer Dreistigkeit als seine eigene ausgab und die erlangten Patente mit horrendem Vortheil ausnützte. In Amerika aber baute Isaac Meritt Singer die Howe’sche Maschine mit unwesentlichen Veränderungen nach und nützte mit einer kaufmännischen Routine, die stark an den Humbug heranstreift, die Erfindung in ganz unerhörter Weise aus. Wäre nun Howe ein Deutscher gewesen, so hätte er wahrscheinlich die Rolle des verkannten Genies aufgenommen und wäre um seine Verdienste geprellt worden, doch zu seinem Glücke rollte Yankeeblut in seinen Adern; er trommelte ebenfalls Reclame, fand Anerkennung und Capital und gründete in Bridgeport eine großartige Nähmaschinenfabrik. Howe brachte es zu einem großartigen Vermögen und starb 1867 in einem Alter von achtundvierzig Jahren.

In Deutschland waren es zunächst nur unbemittelte Schlosser und Mechaniker, die sich mit Herstellung der stark begehrten Maschinen befaßten. Das deutsche Capital ließ die junge Industrie vollständig unbeachtet. Die Fabrikanlagen blieben auch im ersten Jahrzehnt klein und mangelhaft. Die Arbeitstheilung, die den Amerikanern durch große Anlagen sofort möglich gemacht wurde, war hier unmöglich; dazu kam die geschäftliche Unbeholfenheit der meist nur praktisch ausgebildeten Unternehmer und eine Art Reclamescheu, die wohl zu rühmen wäre, wenn die ausländische Concurrenz sich gleichsam in diesem Punkt enthaltsam gezeigt hätte; diese schlug aber so viel Lärm, daß das Publicum mehr betäubt als überzeugt wurde. Thatsache ist, keines Erfinders Name ward so oft gedruckt und in die Welt hinausgeschrieen, wie die Namen Howe, Singer, Grover und Baker etc., sie gehören zu den populärsten des Erdballs.

Natürlich war der deutsche Markt im Handumdrehen an Amerika vergeben, und die Legende von der alleinseligmachenden Amerikanerin war geschaffen und wuchert noch heute fort, obgleich der letzte Schein der Berechtigung längst dahin geschwunden ist.

Trotz alledem und alledem ist aber die kleine, unscheinbare, unbeachtete und unbeschützte deutsche Nähmaschinen-Industrie zu einer Bedeutung gelangt, daß ihre Existenz, ihre Wohlfahrt eine nationale Angelegenheit geworden ist. Sie beschäftigt gegenwärtig 8000 Arbeiter und fertigt im Jahr 350,000 Nähmaschinen mit einem Verkaufswerth von 16 Millionen Mark, wovon sie das reichliche Dritttheil nach überseeischen Ländern schickt, und zu diesem Resultat gelangte sie nur durch die heilige Dreieinigkeit, welche allüberall der deutschen Industrie den Weltmarkt sichert: Fleiß, Intelligenz und Genügsamkeit.

Dieses Resultat wächst an Bedeutung, wenn wir die Entwickelung weiter verfolgen.

Der amerikanische Nähmaschinenbau hatte zunächst den Vorsprung der Zeit und die intellectuellen Vortheile, daß die Erfindung auf heimischem Boden gemacht worden war, für sich voraus; er hatte ferner den festen Rückhalt am eigenen Mutterland; er hatte das Monopol, welches sich auf die amerikanischen Patentgesetze stützt; er ist an den Grenzen vor Einfuhr durch Zölle geschützt, die ihrer Höhe nach einfach als Sperrzölle bezeichnet werden können; denn sie betragen bis zu 40 Procent des amerikanischen Marktwerthes; er hatte von Anfang an große Capitalien zur Verfügung, mit denen man Riesenetablissements errichtete, die schon durch ihre Größe eine permanente Weltreclame darstellen, und diese Capitalien wuchsen in’s Fabelhafte, obgleich man in einigen dieser Compagnien bis zu 60 Procent Reingewinn im Jahr zur Vertheilung brachte.

Zum Trost, dürfen wir sagen, steuerte Deutschland zu diesen Reichthümern das Wenigste bei; hier mußten die Amerikaner Preise ansetzen, die 50 Procent niedriger sind, als diejenigen des einheimischen Marktes, und das kam daher, weil vom Anfang an die Billigkeit des deutschen Fabrikats trotz der Legende von der amerikanischen Nähmaschine doch in die Wagschale fiel.

Aber um das Geldverdienen ist es den Amerikanern auf deutschem Boden auch gar nicht zu thun gewesen; sie suchten ihren Vortheil ganz wo anders.

Es war den Amerikanern bekannt, daß die Deutschen in vielen anderen Industrien trotz ungeheuerlicher Sperrzölle den Markt in Amerika behaupten. Nun hatten aber die verschiedenen Nähmaschinenbaucompagnien sich durch Cartell eine geldspendende Domäne in Amerika, das heißt ein Ausbeutungssystem zum Unsegen des amerikanischen Volkes geschaffen, das durch nichts alterirt werden durfte, und so setzte man alle Hebel in Bewegung, um die deutsche Industrie nicht emporkommen zu lassen; sie durfte vor Allem im eigenen Mutterland keinen Rückhalt finden.

Die Amerikaner warfen ihre Maschinen in ungeheuerlichen Mengen auf den deutschen Markt; sie führten einen auch bei uns [696] beispiellosen Credit ein; sie riefen die das Geschäft stets demoralisirenden Ratenzahlungen in’s Leben; sie setzten die großartigen Lieferungen an Beamtencorporationen in Scene; sie kauften in Mittel- und Großstädten die renommirtesten Nähmaschinengeschäfte auf und füllten deren Magazine mit ihren Fabrikaten; sie schickten ihre Zutreiber dutzendweise von Haus zu Haus; sie schossen Reclame-Etats aus, vor deren Höhe der Deutsche verzagen möchte; sie wußten deutsche Ingenieure zu finden, die sich öffentlich für ausländische Concurrenz aussprachen; sie holten sich auf jeder Mastvieh-Ausstellung ihre Medaillen und Ehrenbecher; sie schrieen und lärmten in allen Blättern, auf allen Gassen – ihre Mittel erlaubten ihnen das.

Ferner beuteten sie die Bezeichnungen „Originalmaschinen“, „echte Singer“ und „echte Grover und Baker“ bis in’s Aeußerste aus. Als ob die amerikanischen Maschinen nicht auch der einzigen vom Erfinder construirten Originalmaschine nachgebaut worden wären! Mit demselben Recht könnte man alle Buchdruckerpressen des Auslandes unechte nennen, weil sie nicht im Lande der Erfindung gebaut wurden.

Das Publicum ließ sich betäuben, und einzelne deutsche Fabrikanten machten den Fehler und schickten ihre Fabrikate mit amerikanischen Marken in die Lager – eine Täuschung, die sich zwar das Publicum wie bei der weiland englischen Nähnadel aus Aachen gefallen lassen konnte, aber die Amerikaner spürten den imitirten Marken nach, und jeder Fall gab ihnen zu verstärkter Reclame Veranlassung. Und was war das Resultat davon?

Es war „verlorene Liebesmüh“.

Als passendste Antwort errichteten deutsche Firmen im Jahre 1876 die ersten Magazine für deutsche Nähmaschinen auf dem Broadway in New-York – und das thaten sie bei 40 Procent Sperrzoll. Bravo!

Das Geheimniß, daß unsere Nähmaschinen-Industrie in diesem Humbug nicht erstickt ist, liegt nicht tief. Die deutschen Nähmaschinen sind durchweg sauberer gearbeitet, als ihre überseeischen Concurrentinnen. Der Amerikaner setzt die Theile zusammen, wie sie die Hülfsmaschine liefert. Der zufälligen Accuratesse ist somit Alles hingegeben. Der Deutsche montirt dagegen mit ganz anderer Gewissenhaftigkeit; er vertraut der Hülfsmaschine die letzte Arbeit nicht an; er nimmt die Hand zu Hülfe; seine Fabrikationsweise ist die der berühmten Glashütter Uhrmacher.

Ueberdem haben die deutschen Fabrikanten eine große Zahl Verbesserungen an den amerikanischen Systemen angebracht. Die wesentlichsten sind geräuschlose Verschiebung und Stichstellung nach Zahlen an der Wheeler-Wilson-Maschine. Diese letzteren gehen unter den Namen „Silenciens“ nach allen Welttheilen und erreichen dort weit höhere Preise, als die amerikanischen.

An der Singer-Maschine brachte man die Spulradauslösung an, die von den Amerikanern anfänglich verhöhnt, jetzt aber von ihnen allgemein nachgebaut wird. Vor dieser Verbesserung mußte man beim Spulen den ganzen Mechanismus der Maschine in Bewegung setzen, dadurch wurde diese doppelt abgenutzt, und schwächlichen Personen fiel es außerordentlich schwer, die gleichen Kräfte, wie auf das Nähen, auch noch auf das Spulen verwenden zu müssen; jetzt benutzt man das Schwungrad allein. Ferner ist der vortreffliche Zahnrad- und Zahnkranzbetrieb an den Handmaschinen eine deutsche Verbesserung. Der vielfachen Vervollkommnungen der zahlreichen Handwerkermaschinen, der Vermehrung der Hülfsapparate an fast allen Systemen, der mancherlei Constructionsvortheile im Hub, in der Herzführung und der Schiffchenbewegung kann hier des Raumes willen nicht eingehend gedacht werden.

Ein Wettnähen zu Dresden am 4. Juni 1877 hat die Ueberlegenheit der deutschen Nähmaschinen in der lautersten Weise dargethan. Eine Anzahl in Deutschland zerstreuter Nähmaschinenfabrikanten hatte beschlossen, dem Vorurtheile zu Leib zu rücken, und beantragte beim Dresdener Gewerbeverein die Arrangirung eines Wettnähens. Eine Commission völlig parteiloser Fachmänner, unter denen sich außer Mechanikern und Weißwaarenfabrikanten auch der Director der europäischen Modenakademie, geübte Nählehrer und Näherinnen befanden, wurde eingesetzt.

Die Commission entlieh sich in den verschiedenen Nähmaschinenlagern der Stadt sieben Maschinen aus sieben verschiedenen deutschen Fabriken, und da nicht anzunehmen war, daß der Vertreter der amerikanischen Singer-Compagnie das Wettnähen goutiren würde, kaufte man ihm eine „Original-Singer-Maschine“ für hundertzehn Mark ab. Er und sämmtliche Fabrikanten, sowie die Darleiher wurden eingeladen, und ein Nählehrer und drei geübte Näherinnen nähten vor den Augen der Commission und einer zahlreichen Versammlung von Gewerbetreibenden und Interessirten aus allen Ständen.

In einer darauf abgehaltenen Sitzung ward das Urtheil der Sachverständigen dahin festgestellt:

„Im Stich war die Original-Singer-Maschine den anderen ebenbürtig, in Bezug auf Solidität der Ausführung und saubern Ausstattung stand sie aber ganz beträchtlich hinter sämmtlichen sieben deutschen Maschinen zurück und verspricht deshalb geringere Dauer, ganz abgesehen von ihrem sehr geräuschvollen Gang. Auch zeigten mehrere der deutschen Maschinen in Bezug auf Construction der Maschinen selbst, sowie in Bezug auf Reichhaltigkeit der Apparate bedeutende Fortschritte.“

Wir sehen also, die Amerikaner können ihre deutschen Concurrenten nur im Lärm überbieten, und diesen überlassen wir in Zukunft besser den Yankeenerven; er gehört wahrlich nicht zu den begehrenswerthen Importartikeln, um die wir unsern Nationalwohlstand noch ferner zu schädigen hätten.

Die Sorge für eine gesunde Weiterentwickelung dieser hochwichtigen Industrie kann das deutsche Volk mit Ruhe dem treibenden Motor der einheimischen Concurrenz überlassen.
Th. G.