Die erlöste Schlange (Baader)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Textdaten
<<< >>>
Autor: Bernhard Baader
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die erlöste Schlange
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch II, S. 3–4
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Karlsruhe
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons und Google
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[3]
Die erlöste Schlange.

Einer hochschwangeren Frau von Kippenheim, die Mittags in den dortigen Weinbergen schlief, kroch eine Schlange in den offenen Mund. Ihr Töchterlein, welches neben ihr saß und dies bemerkte, wollte die Schlange noch am Schwanze packen und zurückziehen; es war aber zu spät, sie schlüpfte der Frau ganz die Kehle hinunter in den Leib, wo sie sich ruhig verhielt und der Schwangeren keine weitere Beschwerde verursachte. Als aber die Frau bald darauf eines Kindleins genaß, hatte sich ihm die Schlange so fest um den Hals gewickelt, daß man sie nur durch ein Milchbad davon losbrachte. Sie wich aber nicht von des Kindes Seite, lag stets bei demselben im Bett und fraß aus seiner Schüssel. Weil sie dem Kinde dabei nichts zu leide that und von ihm sehr geliebt wurde, ließen die Eltern beide ungestört beisammen. Sechs Jahre waren so verflossen, als einst die Schlange die allzugroßen Brodstücke in einer Milchsuppe nicht fressen wollte und dadurch das Kind so böse machte, daß es ihr den Löffel auf den Kopf schlug mit den Worten: „Friß auch Mocken, (Brocken) nicht lauter Schlappes!“ (Brühe.) Von diesem Augenblick an wurde die Schlange ganz traurig und verschwand nach einiger Zeit ganz aus dem Hause. Man suchte sie überall von Dach bis zu Keller, endlich in dem großen Steinhaufen, der seit dem Schwedenkrieg unerforscht im Hofe gelegen. [4] Darin fand man unten einen Kessel voll Goldstücke und daneben die Schlange todt liegen. Auf einmal war sie weg und an ihrer Stelle stand ein schneeweißer Mann und sprach: „Ich war die Schlange, und das Kind zu meiner Erlösung bestimmt; nun habt ihr das Geld und seid reich, ich aber gehe ein in die ewige Freude.“ – Nach diesen Worten war er verschwunden.

(Nach mündlicher Ueberlieferung mitgetheilt v. Bernhard Baader in Mone’s Anzeiger für teutsche Vorzeit. Jahrg. 1839.)