Die gestörten Schatzgräber

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Textdaten
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Autor: Joseph Anton Rueb
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Titel: Die gestörten Schatzgräber
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch I, S. 236–237
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Originalherkunft:
Quelle: Commons und Google
Kurzbeschreibung:
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Die gestörten Schatzgräber.

Ungefähr eine Viertelstunde nordwestlich von dem nach Wiesleth eingepfarrten kleinen Dorfe Enkenstein, drei Viertelstunden von Schopfheim, befinden sich auf einem Bergkopfe die noch wenigen Mauerreste einer Burg, welche den ehemaligen Herren von Enkenstein gehörte und von wo eine reiche Aus- und Fernsicht in das idyllische Wiesenthal und über die Vorberge des Schwarzwaldes hinweg auf die Vogesen und die gletscherblitzende Alpenkette der Schweiz zu genießen ist. –

Innerhalb der Burgmauern soll von einem der frühern Schloßbesitzer ein bedeutender Schatz vergraben worden seyn, welcher unabläßig von einem schwarzen zottigen Hund bewacht wird, den früher s. g. Frohnfasten-Kinder auch gesehen haben wollen. Da es sonach innerhalb der Ruine und in deren Umgebung nicht geheuer seyn mag, geht man zu gewissen Zeiten nicht gerne dorthin, obgleich der zu hebende Schatz Manchen dazu verlocken möchte, und wirklich soll im vorigen Jahrhundert einmal etlichen jungen rüstigen Burschen, die keinen Zweifel in ihre Herzhaftigkeit und das Gelingen setzten, die Lust angekommen seyn, durch Hebung des Schatzes auf leichte Art reich zu werden. – Um wo möglich sicher das Wagstück zu bestehen und den Zweck erreichen zu können, verschafften sie sich nicht ohne langes Umherforschen ein durchaus schwarzes Böcklein als Sühnopfer, machten sich mit den nöthigen Zauberformeln und Gebeten bekannt und hingen geweihte Heiligenbilder an die Brust. In einer Freitagsnacht zur Geisterstunde begannen sie, still und stumm, wie die schauerliche Natur um sie her, die Arbeit, und betrieben sie mit solcher Emsigkeit, daß ihnen der Schweiß von Stirn und Wangen floß. Doch die Sterne schienen nicht günstig zu leuchten. Schon hatten sie eine Stunde lang unausgesetzt gegraben und schon stießen sie auf eine dumpftönende Stelle, als es auf dem Kirchthurm zu Wiesleth Ein Uhr schlug und eine Eule dicht ob ihren Köpfen kreischend hinweg flog. Plötzlich erbebte der Boden unter ihren Füßen und die tiefe Stille verwandelte sich in wilden Aufruhr; eiskalt lief es ihnen über den Rücken und wie von unsichtbarer Hand ergriffen, [237] fühlten sie sich zu Boden geworfen. Als sie nach geraumer Weile aus ihrer Besinnungslosigkeit sich wieder erholten und eben der Mond in seinem letzten Viertel am tiefblauen Himmel aufgieng, sahen sie sich, statt auf dem Platze, wo sie zu graben angefangen, mitten in ein nahes, mit Brennesseln verwachsenes Dorngebüsch gelagert, und Gesicht, Hände und Füße aufs Empfindlichste verletzt. Beschämt und den Schatz in des Schloßbergs innerste Tiefe verwünschend, zogen sie heim und zeigten von nun an keine Lust mehr, durch Hebung von vergrabenen Schätzen reich zu werden.

J. A. Rueb.